Kohle, Öl und andere fossile Energieträger verschärfen den Klimawandel und sollen in Zukunft durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Hierzu stellt Professor Dr. Joachim Gaukel von der Fachhochschule Esslingen zu Beginn seines Vortrags beim Lenninger Männerstammtisch 50Plus die Frage, ob in Deutschland der Eigenbedarf an Energie erneuerbar produziert werden kann.
Etwa 19 Prozent des Energieverbrauches in Deutschland werden derzeit durch erneuerbare Energiequellen abgedeckt. Somit müssen starke Anstrengungen unternommen werden, um den ganzen Energiebedarf durch „Erneuerbare“ abdecken zu können. Zur Orientierung: Eine Kilowattstunde entspricht ungefähr zehn Stunden harter körperlicher Arbeit. Bis zur Kostenexposion entsprach dies 35 Cent. Hierfür kann etwa drei Minuten warm geduscht oder das Smartphone etwa hundertmal aufgeladen werden. Derzeit wird der Energiehunger gestillt durch: Kernenergie, Erdgas, Mineralöl, Kohle und die Erneuerbaren. Doch woher kommen letztere, und welche gibt es?
Da wären zunächst die beiden Hauptenergielieferanten, der Wind und die Sonne. Windkraftanlagen an Land und im Meer erbringen zusammen etwa 52 Kilowattstunden. Die Sonne wird durch Photovoltaikanlangen auf Dach- und Freiflächen genutzt. Durch diese können weitere 27 Kilowattstunden produziert werden. Bei der Biomasse können 19 Kilowattstunden in Form von Wärme abgedeckt werden. Daneben gibt es die Geothermie, die allerdings nur in Kombination mit der Wärmenutzung, so Gaukel, wirtschaftlich ist. Durch diese könnten aber weitere neun Kilowattstunden abgedeckt werden. Weitere Energielieferanten wie Wasser, Wellenkraft, Gezeiten und Osmose, welche die Salzdifferenz zwischen Süß- und Salzwasser nutzt, spielen für Deutschland gesehen eine zu vernachlässigende Rolle. „Ich habe aber nichts gegen diese Arten der Energiegewinnung“, sagt Gaukel.
Auf Deutschland bezogen würden alle aufgezeigten erneuerbaren Energiequellen den Bedarf annähernd abdecken. Der Fachmann für erneuerbare Energien schlägt vor: „Weniger Energie verbrauchen – durch andere und verbesserte Technik sowie durch Verzicht.“ Des Weiteren sollten die tatsächlichen Kosten der fossilen Energieträger in die Produkte eingepreist und die internationale Zusammenarbeit mit anderen Ländern wie zum Beispiel Afrika ausgebaut und der Anblick eines Windrads akzeptiert werden.
Ein „so weiter machen, wie bisher“ dürfe es nicht geben, und nur darauf zu hoffen, dass es von alleine geht, sei auch eher weltfremd. Kleine Schritte werden nach Meinung von Joachim Gaukel aber nicht für den Erfolg der Energiewende ausreichen. Die bisherigen Anstrengungen seien eher marginal. Bisher wurde nicht viel an Energie eingespart. Macht es wirklich Sinn, die im Unverpackt-Laden gekauften Produkte auf einem High-Tech-Grill zuzubereiten? Nur ein Beispiel von vielen. Da sollte es noch ein Potenzial zum sparsameren Umgang mit Energie geben, sagt der Fachmann.
Im Anschluss an den Vortrag entfacht eine lebhafte Frage- und Diskussionsrunde zu den einzelnen erneuerbaren Energien. Dann wird die entscheidende Frage gestellt, die viele Stammtischgäste beantwortet haben möchten: Kann es in Deutschland zu einem Stromausfall kommen? „Jedes Szenario ist hier denkbar“, sagt Professor Gaukel, der gleichzeitig die Energieversorger dafür lobt, dass es bisher noch nicht dazu gekommen ist.
Die Organisatoren des Lenninger Männerstammtisch waren mit dem Abend zufrieden und gaben den Hinweis, dass neben einem neuen Teamleiter auch noch junge Senioren gesucht werden. Interessenten können sich direkt an das Netzwerk wenden.