Der Rahmen hätte für die Amtseinsetzung des neuen Holzmadener Bürgermeisters Florian Schepp nach dem Geschmack der Gäste sicherlich festlicher sein dürfen – wäre da nicht Corona und eine sich im Umbau befindliche Gemeindehalle. Getränke und Häppchen: Fehlanzeige. Die Tore im Erdgeschoss der Holzmadener Feuerwache standen bei der kleinen Feier zum Lüften offen, draußen regnete es in Strömen. Die Wärme wurde an diesem Abend mit Worten erzeugt: Bei den kurzen Reden spürten die rund 30 Gäste, dass sie von Herzen kamen.
„So eine Amtseinführung hat es noch nie gegeben“, stellte Landrat Heinz Eininger dann auch fest, was derzeit alles fehlt: Kontakte, persönliche Begegnung und Kommunikation. Insofern freute er sich allein über die Möglichkeit, einen Bürgermeister persönlich einsetzen zu können. Am Thema Corona führte auch bei einer Festrede kein Weg vorbei. Dass die Situation wieder besser werde, hänge vor allem am Impfen, nutzte Eininger die Gelegenheit, um für etwas Verständnis für die Umstände zu werben. „Wir impfen nur die Hälfte dessen, was wir impfen können: 2000 wären in den Impfzentren und 2000 in den Arztpraxen möglich.“ Noch fehlt es aber auch hier an Impfstoff.
Dem neuen Amtsinhaber gab er mit auf den Weg: „Ein erfolgreicher Bürgermeister schaut den Bürgern aufs Maul. Was aber nicht heißt, dass er ihnen nach dem Maul redet.“ Auch stelle die demographische Entwicklung die Demokratie vor Herausforderungen, sagte Eininger. Gemeint war damit wohl auch die Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen. Die Bedeutung von Festen und Feiern sei daher hoch einzuschätzen – etwas, was derzeit ebenfalls fehlt.
Führung und unterschiedliche Meinungen zusammenbringen, Wohnen und Mobilität ermöglichen, das seien die Herausforderungen eines Bürgermeisters. Die Respekt einflößenden Zahlen in Zeiten coronabedingt knapper Kassen kennt auch Heinz Eininger: 3,3 Millionen Euro kostet der Umbau der Gemeindehalle, 2,2 Millionen Euro der Breitbandausbau, wenn auch 85 Prozent finanziert werden, und einen neuen Mannschaftswagen bekommt die Feuerwehr auch noch.
Große Zustimmung im Ort
Dass man Florian Schepp diese Aufgaben zutraue, habe Holzmaden eindrucksvoll bei der Wahl am 14. März gezeigt: Bei hoher Wahlbeteiligung von 75,4 Prozent haben 78,6 Florian Schepp gewählt. „Das ist die Mehrheit aller Wahlberechtigten des Ortes, was keine Selbstverständlichkeit. Das ist ein hoher Vertrauensvorschuss, aber auch eine Verpflichtung“, sagt Eininger. Aber, so der oberste Kommunalbeamte: Der „Neue“ kann auf eine bewährte „Frauschaft“ im Holzmadener Rathaus bauen.
Nach dem Amtseid dankte der neue Rathauschef seinem Vorredner. „Ich bin heute zum zweiten Mal vereidigt worden“, sagt der gelernte Polizist, der in der vergangenen Woche nach 25 Jahren offiziell aus dem Polizeidienst verabschiedet wurde. Und sowohl Polizist als auch Bürgermeister ist für ihn ein Beruf mit einer emotionalen Note: „Das wird man nicht, weil einem nichts Besseres eingefallen ist“, sagt der 45-Jährige. Dass das Amt des Bürgermeisters eine Herzensangelegenheit und ein Traumberuf für ihn ist, hat Florian Schepp immer wieder betont.
Ein Versprechen aus dem Wahlkampf kann er aus einem guten Grund allerdings erst später einlösen: Das Bürgermeisterbänkle am Rathaus. „Natürlich hätte ich es gerne heute hier dabei gehabt. Aber ich lasse es derzeit bei einem Holzmadener Betrieb als Einzelstück anfertigen“, sagt er und gibt einer Hoffnung Ausdruck: „Wenn wir das Bänkle einweihen, ist vielleicht schon wieder eine kleine Feier möglich. Dann hätte der zeitliche Verzug auch etwas Gutes.“
Der Dank des neuen Bürgermeisters ging zum Schluss an drei Frauen: Gemeinderätin Heike Schwarz für Ihre Arbeit als Interims-Bürgermeister und „ihr offenes Ohr“ bei seinen Fragen, Hauptamts-Leiterin Roswitha Haselbeck stellvertretend für die Mitarbeiterinnen im Rathaus uns schließlich seiner Frau Elke. „Dank ist die schärfste Form der Bitte“, sagte Florian Schepp dazu augenzwinkernd, denn eins steht: Künftig wird die Familie häufiger mal auf den Mann und Vater verzichten müssen. Florian Schepp wird am 15. Mai den Dienst antreten, seine erste Gemeinderatssitzung leitet er dann am 15. Juni.
Neues aus der Gemeinde und dem Gemeinderat
Bauarbeiten für den Breitbandausbau sorgen derzeit für eine Vollsperrung in zwei Bereichen der Ortsdurchfahrt: Auf der Hirten- und Bahnhofstraße ab Einmündung Lettenstraße bis zur Einmündung der Ringstraße. Der zweite Abschnitt liegt zwischen Bahnhofstraße 29 und Kreisverkehr. Die Bushaltestellen „Am Platz“ und „Weilheimer Straße“ können nicht angefahren werden. Die Baustelle wird voraussichtlich bis Ende des Monats bestehen.
Der Beitritt zum Zweckverband „Gemeinsamer Gutachterausschuss im Landkreis Esslingen“ ist bei sechs Ja-Stimmen und drei Enthaltungen beschlossen worden. Falls nicht alle Gemeinden mitmachen, will Holzmaden trotzdem beitreten. Die damit verbundene Aufhebung der bisherigen Vereinbarung mit Bissingen, Ohmden, Lenningen, Owen, Erkenbrechtsweiler und Weilheim war im Gemeinderat nicht unumstritten. Wenn ihr nicht alle Gemeinden zustimmen, gilt eine Kündigungsfrist von 36 Monaten, in denen die Kosten weiterlaufen.
Der Kindergartenvertrag mit der Kirchengemeinde wird um drei Jahre verlängert. Mit sechs Ja-Stimmen stimmte der Gemeinderat dafür, bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Beschlossen wurde dabei eine verbindliche Bedarfsplanung bis zum 30. April für das kommende Kindergartenjahr sowie ein Ausblick für zwei Jahre.