Weilheim und Umgebung
An der Limburg reift ein Spitzenjahrgang

Weinlese Beim alljährlichen Rundgang durch die Weinberge an der Weilheimer Limburg sind neben den beiden Bertoldweinen auch ganz neue Tröpfchen verkostet worden. Von Bianca Lütz-Holoch

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Die Reben an Württembergs höchstem Weinberg sind von der Sonne verwöhnt. Wie sehr, das bekommen die Teilnehmer des traditionellen Rundgangs durch die Weinberge an der Weilheimer Limburg am eigenen Leib zu spüren. Am Südhang herrschen bei strahlendem Sonnenschein geradezu sommerliche Temperaturen - wie schon so oft in diesem Jahr. Coronabedingt hat Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle lediglich einen kleinen Kreis eingeladen: die Bürgermeister aus dem Verwaltungsraum und den Vorsitzenden des Weilheimer Obst- und Gartenbauvereins, Karl Bölz. Der bringt es auf den Punkt: „Wer so eine Landschaft vor der Tür hat, braucht nicht an den Gardasee zu fahren“, sagt er und deutet auf das Panorama, das sich Richtung Neidlingen erstreckt. Dass ihre Werkstatt nicht nur im Freien, sondern geradezu paradiesisch gelegen ist, dessen sind sich die Wengerter - oder wie es in Weilheim heißt: „Weigerter“ - durchaus bewusst. Dennoch: „Hinter dem Wein steckt jede Menge Arbeit“, sagt Werner Kauderer, Vorsitzender des Vereins der Weinbergbesitzer Weilheim.

Zufriedener Blick durchs Refraktometer: Werner Kauderer blickt einem Jahrgang mit hohen Oechslegraden entgegen.
Zufriedener Blick durchs Refraktometer: Werner Kauderer blickt einem Jahrgang mit hohen Oechslegraden entgegen.

Zu kämpfen haben die Wengerter seit einigen Jahren vor allem mit Trockenheit, der Kirschessigfliege und Mehltau. Auch in diesem Jahr hat der Trockenstress die Reben zunächst voll erwischt. „Zählt man den August nicht dazu, war es unser trockenster Sommer überhaupt“, so Kauderer. Der Qualität des Weins tut das allerdings keinen Abbruch: Die Weilheimer Weingärtner rechnen mit einem außerordentlich guten Jahrgang. Bei den beiden Sorten, die bereits gelesen worden sind - Acolon und Müller-Thurgau - liegen die Oechslegrade höher als im Spitzenjahr 2018. „Auch beim Silvaner und dem Spätburgunder erwarten wir, dass sie das Prädikat Spätlese tragen“, sagt Werner Kauderer. Das heißt, die beiden Weilheimer Bertoldweine, die ausschließlich aus Trauben von der Limburg gekeltert werden, sind dann wieder von besonders hoher Qualität - wie schon im Jahr 2018.

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Ein Blick durchs Refraktometer zeigt Werner Kauderer: Jetzt gerade liegen die weißen Silvanertrauben zwischen 85 und 95 Oechslegraden, bei den Spätburgundertrauben schnellt die Anzeige auf 90 bis 95. Beide werden voraussichtlich nächste Woche während der Hauptlesezeit geerntet, der Silvaner eventuell schon etwas früher. „Man kann sagen, dass pro Tag ein Oechslegrad dazukommt“, so Kauderer. „Das können also um die 100 werden.“

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Jede Saison werden aus den Weilheimer Trauben je 4000 Flaschen weißer und roter Bertoldwein gekeltert. Während sie üblicherweise im Herbst fast vergriffen sind, ist dieses Jahr noch genügend übrig. Auch das liegt an Corona: „Es gab keine Feste, und der Zehnweintrunk fällt auch aus“, sagt der Weilheimer Hobby-Weingärtner und Sommelier Rainer Bauer. Sorge, auf den Weinen sitzenzubleiben, hat er nicht. „Die Nachfrage zieht langsam wieder an“, hat er festgestellt. „Rund die Hälfte der Bestände ist verkauft.“ Großer Beliebtheit erfreut sich mittlerweile auch wieder sein Angebot an Ausflügler, sonntags in seinem Weinberg Wein zu kaufen und gleich gemütlich vor Ort zu trinken.

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Vier Weine hat Rainer Bauer beim Weinbergrundgang zur Verkostung im Gepäck - neben den beiden Bertoldweinen von 2019 auch zwei neue Produkte der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck. „Cool White“ trägt nicht nur einen trendigen Namen. Er kommt auch in einer Milchglasflasche und mit einem Etikett daher, auf dem das neue Logo der Genossenschaft prangt. „Wer es eher lieblich mag, liegt damit richtig“, erläutert Rainer Bauer. 30 Gramm Zucker hat der Weiße, der ein Cuvée aus mindestens drei verschiedenen Rebsorten ist. Er erinnert fast an einen Dessertwein, hat aber noch so viel Säure, dass er sogar bei den männlichen Teilnehmern des Rundgangs ankommt. „Man genießt ihn am besten kurz vorm Gefrierpunkt“, erläutert Rainer Bauer.

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Letztes Jahr neu auf den Markt gekommen ist die „Edition K 8“, ebenfalls ein Cuvée, allerdings in Rosé. Er läuft mit acht Gramm Zucker unter der Bezeichnung „feinherb“, befindet sich also an der Grenze zum trockenen Wein - und kann übrigens besonders bei den Frauen in der Bürgermeisterrunde punkten.

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Es klingt auch an, dass sich in den kommenden Jahren einiges im Weinberg ändern könnte. Weil die Kirschessigfliege sich vor allem an dunklen Sorten labt, ist ein Trend zurück zu hellen Trauben denkbar. „Wir müssen vielleicht künftig auf andere Sorten setzen, etwa Riesling - da ist das Wetter hier auch optimal“, sagt Werner Kauderer. Auch neue Vorschriften in Sachen Spritzmittel machen den Weingärtnern Sorgen. „Aber ohne Spritzen werden wir dem Mehltau nicht Herr.“