Die Diagnose Demenz ist für Betroffene und Angehörige keine leichte Sache. Zu wissen, dass einem das Gedächtnis in Zukunft immer mehr einen Strich durch die Rechnung machen wird, muss ein Schock sein. Doch Vieles ist weiterhin möglich. Sieben an Demenz Erkrankte zeigen am Bewegungszentrum Pfulb bei Schopfloch, was in ihnen steckt. Kaum aus dem Transporter ausgestiegen, schnappen sich die ersten schon ihre vierrädrigen „Sportwägen“ und spurten los ins Grüne.
Die Rollatoren-Fahrer nutzen ein Angebot der Malteser aus Kirchheim. Mitarbeiter holen sie morgens zuhause ab und bringen sie zum Tagestreff in die Hans-Böckler-Straße. Dort gehen sie nach einem gemeinsamen Frühstück ihren individuellen Vorlieben nach. „Dabei ist uns wichtig, dass jeder das machen darf, was er kann“, sagt die Leiterin des Tagestreffs, Monika Nowatzki - egal ob in Ruhe Zeitung lesen, Handarbeiten oder beim Kochen für das Mittagessen helfen.
Da es von großer Bedeutung ist, sich auch im fortgeschrittenen Alter zu bewegen und aus den eigenen vier Wänden rauszukommen, stehen hin und wieder Ausflüge auf dem Programm. Diesmal hat sich die Gruppe mit Sack und Pack und ihren Betreuern auf den Weg zur Alb gemacht.
Dort erwartet Gabi Kazmaier, die Leiterin des neuen Bewegungszentrums Pfulb, freudig ihre Gäste, denn sie will ihnen unbedingt die traumhafte Landschaft zeigen. Sie ist sich sicher, dass manche den Ort noch von früher kennen: „Bestimmt waren einige der Senioren als Kind mal auf der Pfulb und sind spazieren gegangen oder haben sich einen Schlitten geschnappt, um dort zu rodeln.“ An Schnee ist jedoch nicht zu denken an diesem Spätsommertag, den die Besucher dort erleben dürfen.
Die sieben Tagestreff-Gäste und ihre fünf Betreuer lassen sich nicht lange bitten: Sie haben Lust, sich zu bewegen, und genießen bei strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen die hügelige Landschaft der Alb aus vollen Zügen. „Es ist unbegreiflich schön hier. Die Ruhe und die Luft, das tut einem so gut“, sagt eine der Besucherinnen. Eine andere schwelgt in Erinnerungen und meint, dass sie früher hier immer mit ihrem Mann gelaufen ist. Und dass die Senioren immer noch gut in Form sind, zeigt sich spätestens dann, als der Hügel zu Pfulbhütte fast mühelos erklommen wird.
Die Hütte ist im Sommer jeden Mittwoch von 17 bis 21 Uhr geöffnet. Sie ist Treffpunkt für alle Besucher des Bewegungszentrums Pfulb. Ziel dieser Einrichtung ist, Menschen jeden Alters mit und ohne Behinderung gemeinsam für Bewegung auf der Alb zu begeistern.
Für die Gäste aus Kirchheim gibt es zur Stärkung Kaffee und Kuchen. Und damit die Gehirnzellen auf Trab gehalten werden, packt einer der Betreuer gegen später noch die Gitarre aus. Gäste und Gastgeber singen zusammen Lieder.
Die Idee zum gemeinsamen Nachmittag ist vor über einem halben Jahr entstanden. Damals lernten sich Gabi Kazmaier und Monika Nowatzki, die „Köpfe“ des Bewegungszentrums Pfulb und des Tagestreffs der Malteser, beim Abschluss der jüngsten Weihnachtsaktion des Teckboten kennen. Bei der Aktion wurden 2018/2019 insgesamt 70 710 Euro gespendet. Davon gingen ein Drittel, also je 23 570 Euro, an den Tagestreff und an das Bewegungszentrum. Doch wie so oft bedeutete die Weihnachtsaktion auch hier weit mehr als nur finanzielle Unterstützung: Die beiden Macherinnen vereinbarten noch an Ort und Stelle den Besuch auf der Alb. In Zukunft wollen die Leiterinnen der beiden gemeinnützigen Organisationen öfters was zusammen unternehmen.