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„An einem Strang und am selben Ende ziehen“

Wirtschaft Arbeitgeberverband Südwestmetall Baden-Württemberg fordert einen Kurswechsel in der Tarifpolitik.

Region. Die Arbeitgebervertreter der Metall- und Elektroindustrie in der Region Neckar-Fils fordern angesichts der nahenden Tarifrunde einen Kurswechsel in der Tarifpolitik. „Jahrelang ging es in unserer Industrie und auch für die Beschäftigten fast stets nach oben. Jetzt stehen wir jedoch alle vor großen strukturellen und konjunkturellen Herausforderungen“, sagt der Vorsitzende der Bezirksgruppe Neckar-Fils des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall Martin Peters laut einer Pressemitteilung: „Wir können auch diese Herausforderungen meistern und unsere gemeinsame Zukunft weiterhin positiv gestalten - aber nur, wenn alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang und am selben Ende ziehen.“

Für Peters stünden die Unternehmen vor einer Vielzahl an Herausforderungen, wie beispielsweise der Digitalisierung, zunehmenden Anforderungen des Klimaschutzes, der Transformation der Automobilindustrie sowie einer weiter anhaltenden konjunkturellen Schwäche und globalen wirtschaftlichen Risikofaktoren. Seit Anfang 2019 liege etwa das Produktionsvolumen in der MuE-Industrie unter dem Vorjahresniveau, die Branche befinde sich also in einer technischen Rezession. „All das macht es für die Unternehmen schwieriger, die künftige Entwicklung vorherzusehen“, sagt Peters.

Enorme Investitionen

Absehbar sei allerdings, dass insbesondere die strukturellen Veränderungen enorme Investitionen erforderlich machten. „Dabei ist klar, dass die Unternehmen jeden Euro erst verdienen müssen und nur einmal ausgeben können.“ Darauf müsse die anstehende Tarifrunde Rücksicht nehmen. Erforderlich sei also genügend Spielraum für Investitionen in die Zukunft und zur Sicherung der Arbeitsplätze.

Dies sei vor allem für die große Zahl der Unternehmen wichtig, die keineswegs so glänzend verdienten, wie vielfach behauptet werde. „Selbst in erfolgreichen Jahren schreibt gut ein Fünftel unserer Unternehmen nur eine ‚schwarze Null‘ oder sogar rote Zahlen. Im bereits schwierigen Jahr 2019 lag deren Anteil sogar bei mehr als einem Viertel“, ergänzt Peters.

Um die Zukunft erfolgreich gestalten zu können, müssten nun alle Beteiligten einen Beitrag leisten, erklärt Peters. „Insbesondere appellieren wir an die IG Metall, dem auch in der anstehenden Forderungsdiskussion zur Tarifrunde ausreichend Rechnung zu tragen - und nicht mit einer überzogenen Forderung kaum erfüllbare Erwartungen bei den Beschäftigten zu schüren. Vielleicht sollte die IG Metall keine „Forderungsdiskussion“, sondern eine „Zukunftsdiskussion“ führen.

Der Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Neckar-Fils Ralph Wurster verweist darauf, dass gerade eine kluge und vertrauensvolle Sozialpartnerschaft in der großen Krise 2008/2009 zur positiven Entwicklung der MuE-Industrie beigetragen habe. So sei es vor allem dieser Industrie zu verdanken, dass Deutschland vom „kranken Mann Europas“ wieder zum ökonomischen Zugpferd des Kontinents geworden sei. Seitdem seien allein in der baden-württembergischen MuE-Industrie 170 000 zusätzliche Jobs geschaffen worden, jährlich zahlten die Betriebe rund 60 Milliarden Euro an Gehältern aus - circa 50 Prozent mehr als 2010. „Wir haben einiges erreicht - und viel zu verlieren.“ Daher müsse der Fokus jetzt darauf liegen, das Erreichte so gut es geht abzusichern.

„Unsere Unternehmen haben in der letzten Krise gezeigt, dass sie verantwortungsvoll handeln und um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, sagt Wurster weiter. Das werde man wieder, denn in Zeiten des Fachkräftemangels wären sie ja schlecht beraten, anders zu handeln. Alle Beteiligten müssten sich aber auf das Wesentliche konzentrieren: Die Unternehmen fit für die Zukunft und Jobs sicher zu machen, meint Wurster abschließend. pm