Weilheim und Umgebung
Andere Länder, andere Bienen

Umwelt Der Kirchheimer Winfried Rindle hat Studenten, Schülern und Dorfbewohnern in Ghana die Technik des Imkerns näher gebracht und lernte auch selbst einiges dazu. Von Thomas Zapp

Eins hat Winfried Rindle schnell gelernt im westafrikanischen Ghana: Die afrikanische Biene ist deutlich aggressiver als die heimische Honigbiene. Vielleicht liegt das an den Außentemperaturen von bis zu 38 Grad. Abgesehen davon taugt sie aber genauso zur Honigherstellung, und deshalb war der ehemalige Lehrer als „Senior Experte“ in Nomoo in der Provinz Bolgatanga im Einsatz, unter anderem am „Regentropfen College of Applied Science“.

Rindle hat während seiner Zeit als Schulleiter der Realschule Weilheim die „Bienen AG“ gegründet und mehrere Jahre lang geleitet. Dadurch konnte er zahlreiche Schüler an das Imkern heranführen. Seit drei Jahren befindet sich der Kirchheimer im Ruhestand, hat sich aber schon frühzeitig beim „Senior Experten Service“ in Bonn registrieren lassen. Dabei handelt es sich um eine deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder in einer beruflichen Auszeit.

Als kürzlich ein Honig-Experte gesucht wurde, der in der ghanaischen Provinz Bolgatanga nicht nur die Technik des Imkerns und der Honigbienenhaltung an Studenten vermittelt, sondern auch Möglichkeiten der Vermarktung prüft, fragte man bei Winfried Rindle an - und der sagte spontan zu. Afrika liegt dem Pensionär am Herzen. Schon in den 80er-Jahren war er mit seiner Frau in Tansania in der Entwicklungshilfe tätig.

Gerne hätte er ein zahmes Bienenvölkchen von der Schwäbischen Alb mitgebracht, aber: „Wir wollten vermeiden, Krankheiten zu importieren“, sagt der Kirchheimer. Außerdem würden europäische Bienen den afrikanischen Nektar nicht erkennen, denn der enthalte weniger Zucker. „Die würden am gedeckten Tisch verhungern“, erklärt er. Direkt an der Schule fand er drei wilde Völker, die mit Zitronengras angelockt wurden. „Das erste Volk ist schon während meiner Zeit eingezogen“, erzählt er.

Smoker aus Lehm und Stroh

Nach drei Wochen vor Ort kann der pensionierte Lehrer ein positives Fazit ziehen. „Wir haben ein großes Echo erzeugt“, sagt er. Am Ende hatte er nicht nur Studenten des Colleges und Schülern einer Sekundarschule gezeigt, wie man einen Imkerkasten baut. Auch den Bewohnern eines nahe gelegenen Dorfes brachte er das Imkern näher, immer mithilfe örtlicher Übersetzer. „Ich sprach auf Englisch, sie übersetzten in Farefare“, erzählt er. Das ist die Sprache der Volksgruppe der Frafra im Norden des Landes. „Die Imkerkästen in Afrika sehen anders aus als bei uns“, stellte er fest. Dafür gibt es jedoch Youtube-Videos, die Rindle gute Dienste leisteten. Der Schreiner der Hochschule zimmerte nach Rindles Anweisungen fünf Zargen, sogenannte Oberträgerbeuten, die zu einem alternativen, etwas einfacheren Bienenhaltungssystem gehören. Ein Schneider aus Bolgatange stellte einen Ganzkörper-Schutzanzug her. So leistete die Delegation aus Deutschland ganz nebenbei noch ein wenig Wirtschaftsförderung. Rindle lernte auch selbst etwas. „Ein traditioneller Smoker aus Lehm und Reisstroh tut seine Dienste genauso wie ein europäischer Smoker aus Edelstahl.“

Auch stellte er fest, dass der Honig, der auf den afrikanischen Märkten verkauft wird, mit Zucker gestreckt wurde. „Das geht gar nicht“, befindet der Honig-Experte. Seine Folgerung: Es gibt definitiv einen Markt für Naturhonig. Für viele könnte das ein Zubrot sein, glaubt der Kirchheimer. Allerdings ist die Finanzierung auch geringster Anschaffungen ein großes Problem in der Bevölkerung. Winfried Rindle sucht daher noch nach Unterstützern des Projekts.

Kontakt aufnehmen zu Winfried Rindle kann man unter der E-Mail winfried.rindle@arcor.de