Weilheim. Das schwäbische Kammerorchester in der Peterskirche Weilheim – lange geplant, oft verschoben und am Sonntagabend von vielen Besucher n freudig erwartet: Begeisternd auch gleich die Eröffnungsmusik von Johann Georg Albrechtsberger, ein zwei sätziges Streichquartett in Orchesterfassung, das ein Statement setzte. Anspruchsvolle Musik in anspruchsvollem historischem Rahmen. Matthias Baur, der Dirigent, riss mit großer Gestik den hochdramatischen Rahmen auf, um seine Musiker in der straffen Fuge sogleich streng zu disziplinieren.
Vor diesem Hintergrund konnte Konzertmeisterin Agathe Steiff ihre Musikalität ausleben im Violinkonzert G-Dur von Joseph Haydn. Allerdings brauchte es eine Weile, bis das Tutti begriffen hatte: Bei den Solostellen ist geflüstert fast schon zu laut, im halligen Kirchenraum das Legato geradezu sündig. Doch als in den Solo-Kadenzen die Violine von aller Erdenschwere befreit zu den Gewölben aufstieg, waren sie da, die unvergesslichen Momente, deretwegen es sich lohnt, ins Konzert zu gehen. Mit jedem Takt wurde auch das Zusammenspiel immer besser. Im stürmischen dritten Satz war dann die Anpassung an die Kirchen-Akustik geschafft. Es ist jedes Mal eine Herausforderung: In der leeren Kirche wird geprobt. Und wenn’s dann drauf ankommt, ist der Raum voll und die Akustik völlig anders. Großer Beifall für Agathe Steiff.
Solisten sind hochkarätig
Dass der Solist aus den eigenen Reihen kommt, war zu Haydns Zeit zwar Usus, ist heute jedoch selten. Da werden im Normalfall Stars eingeflogen und lassen die Orchester begeistert oder verdutzt zurück. Das schwäbische Kammerorchester hat aber zwei hochkarätige eigene Solisten. Der junge Cellist Johannes Riepe glänzte in Joseph Haydns Cello-Konzert mit atemberaubender Technik und tief empfundener Musikalität. Seine Kollegen von der Bassgruppe übten sich dabei in nobler Zurückhaltung. Hervorragend dabei der Kontrabass. Und wieder die herrlichen Kadenzen. Da schien die Zeit stehen zu bleiben.
Die neue Kantorin an der Peterskirche, Camilla Kirner, steuerte zwischen den Solokonzerten ihr Orgelsolo bei, eine Sonate des oberschwäbischen Mönchs Franz Xaver Schnitzer. Schloss man die Augen, fühlte man sich sogleich in eine oberschwäbische Klosterkirche versetzt. Besonders die Holzflöte des Rückpositivs klang fast wie in Ochsenhausen. Besser hätte man die Orgelmusik nicht einbetten können. Beim Weilheimer Publikum gibt es da noch Verbesserungsbedarf. Bei aller Begeisterung: Nach jedem einzelnen Satz zu klatschen, stört nur, zerreißt den musikalischen Zusammenhang. Ernst Leuze