Baustelle
Apotheker beklagt 25 Prozent weniger Kunden

Baustellen in Schlierbach und Hochdorf sorgen über Monate für weniger Zulauf im Einzelhandel. Auch bei Apotheker Matthias Kühnle.  

Apotheker Matthias Kühnle bemerkt den Kundenrückgang in seiner Schlierbacher und Hochdorfer Apotheke aufgrund von Baustellen in beiden Orten deutlich. Foto: Carsten Riedl

Apotheker Matthias Kühnle ist baustellen­erprobt. Erst traf es ihn bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt in Notzingen, seit Ende Mai wird auf der Gaiserstraße in Schlierbach gebaggert, auch hier wird die Ortsdurchfahrt neu gestaltet. Dazu wird in Hochdorf, wo er seine dritte Apotheke führt, ein Radweg parallel zur Plochinger Straße (L 1201) gebaut, weshalb eine der Hauptverbindungsachsen für den (Pendler-)Verkehr seit April für rund acht Monate gesperrt ist. „In Hochdorf fehlen mir durch die Baustelle rund 25 Prozent der Kundschaft. Das betrifft vor allem die Pendler, die den Ort aus Richtung Kirchheim, Schlierbach oder Roßwälden direkt umfahren, auch wenn die Geschäfte erreichbar wären“, schildert Matthias Kühnle die aktuelle Situation.

Pendelnde Kundschaft fehlt

In Schlierbach müsse er die Juni-Zahlen noch abwarten, da sei die Baustelle erst am 21. Mai gestartet. „Da ist der Kundenanteil des Durchgangsverkehrs nicht ganz so hoch wie in Hochdorf, man merkt es aber trotzdem“, sagt Matthias Kühnle. Und die für den Einzelhandel schwierigere Bauphase stehe erst noch bevor. In allen Gemeinden sei er sehr dankbar für die Stammkundschaft vor Ort, betont der Apotheker. „Die aktuell wegfallenden Kunden des Durchgangsverkehrs braucht es bei allen Einzelhändlern aber zusätzlich.“

In Schlierbach starteten die Bauarbeiten im nördlichen Abschnitt der Gaiserstraße vom Rathaus bis zur Kreuzung Seestraße. Die Nordseite liegt gegenüber der Apotheke und den benachbarten Geschäften. Ab der kommenden Woche geht es mit dem Süd-Abschnitt weiter. Dann wird direkt vor der Apotheke, der benachbarten Physiopraxis, der Zahnarztpraxis oder auch der Bäckerei und der Metzgerei Fauser & Gölz die Straße aufgemacht. Erneuert wird zudem die Gehweg-Pflasterung. Bis 9. Oktober soll dieser Abschnitt fertig sein. Metzgerei-Chef Benny Gölz hat seine Filiale für die kommenden sechs Wochen geschlossen und nutzt die Zeit, um die Metzgerei zu einem Dorfladen umzubauen.

„Wir sind mit der Baustelle aktuell gut im Zeitplan“, sagt Schlierbachs Bürgermeister Sascha Krötz. In der Gaiserstraße sollen die Arbeiten bis Ende November abgeschlossen sein, der Asphalt muss vor dem Frost eingebaut werden. „Bis Weihnachten wird anschließend noch die angrenzende Kirchstraße saniert. Aber erst, wenn die Gaiserstraße fertig und wieder komplett freigegeben ist“, erklärt Krötz. Grundsätzlich habe man mit dem Bauunternehmen vereinbart – und das klappe bisher gut –, dass der Zugang zum Einzelhandel und den Praxen trotz Baustelle irgendwie möglich ist. „Das gilt auch für die Anlieferungen“, sagt Sascha Krötz. Verboten sei die Durchfahrt. Während der dreiwöchigen Handwerkerferien im August sei vereinbart, dass die Baumaschinen und Materialien so beiseitegeräumt werden, dass man zu den Geschäften durchkomme“, ergänzt der Bürgermeister. Nur während des Asphalteinbaus wird es voraussichtlich gut zwei Wochen keine Zufahrtsmöglichkeit mehr geben. Allein für den Lieferverkehr wird dann eine nah an der Baustelle liegende Haltemöglichkeit geschaffen, die Kunden müssten in der Zeit etwas weiter weg parken“, so Sascha Krötz. Man versuche, diesen Zeitraum so kurz wie möglich zu halten. Gerade auch im Hinblick auf die Patienten der Physiopraxis, die gegebenenfalls schlechter zu Fuß unterwegs sind: „Da muss man dann je nach Bauabschnitt kurzfristig eine gute Lösung zusammen finden.“

Versorgung muss gesichert sein

Es sei von Anfang an klar gewesen, dass die Baustellenphase in der Ortsdurchfahrt nicht einfach werde, so Krötz. „In den sauren Apfel müssen wir jetzt beißen. Danach wird es dann umso besser sein mit einer insgesamt attraktiveren Ortsmitte, besseren Parkplätzen und Sitzgelegenheiten.“ Die Apotheke liege eben wirklich mitten drin im Baufeld und sei auf die Laufkundschaft angewiesen. Anders als etwa die Physio- und Zahnarztpraxis, sagt Sascha Krötz. Eine Apotheke könne auch nicht so einfach schließen. „Grundsätzlich sind Apotheken zur ständigen Dienstbereitschaft verpflichtet. Eine Befreiung davon ist nur möglich, wenn in dieser Zeit die Arzneimittelversorgung durch eine andere Apotheke sichergestellt ist“, erklärt Matthias Kühnle die Sondersituation. Es müsse zudem immer ein approbierter Apotheker vor Ort sein. 

Rund 80 Prozent des Umsatzes machen laut Matthias Kühnle die verschreibungspflichtigen Medikamente aus. „Seit knapp 20 Jahren wurde das dafür festgelegte Packungshonorar von 8,35 Euro nicht mehr erhöht. Aufgrund der im gleichen Zeitraum stark gestiegenen Betriebskosten sowie Inflation bleibt den Apotheken davon nahezu nichts übrig.“ Wenn dann noch Baustellen wie die aktuellen zu spürbar geringeren Kundenzahlen führen, verschärfe das die wirtschaftliche Situation noch mal deutlich, so Kühnle.