Maikundgebungen stehen im Zeichen eines fairen Arbeitsmarkts – „Wir fordern eine offene und plurale Gesellschaft“
Arbeit und Leben ins Gleichgewicht bringen

Nachdem nach jahrelangem Kampf der Mindestlohn ­eingeführt wurde, steht die traditionelle Maikundgebung im Zeichen eines fairen Arbeitsmarkts und einer pluralen Gesellschaft, in der die starken Schultern mehr tragen als die schwachen.

Kreis Esslingen. Die Maikundgebungen haben eine lange Tradition und waren vor 125 Jahren aus den Arbeiteraufständen in den USA hervorgegangen. Damals wurde, dem DGB-Geschäftsführer der Region Nordwürttemberg Bernhard Löffler zufolge, der Acht-Stunden-Tag gefordert. In den 1960er-Jahren lautete die Losung „Am Samstag gehört Vati mir“.

„Nach fast zehn Jahren Kampf haben die Gewerkschaften nun den Mindestlohn durchgesetzt“, betonte Löffler. Nachdem die CSU nun kräftig dagegen schieße, gelte es, die Errungenschaft ohne Wenn und Aber zu verteidigen. Bereits bei der Einführung hätten nämlich die Gewerkschaften einige Kröten schlucken müssen.

Endlich habe Baden-Württemberg auch ein Bildungszeitgesetz, aber dieses müsse auch für Betriebe mit unter zehn Beschäftigten gelten. „Wir verharren nicht, sondern schauen nach vorne“, so Löffler. Daher dreht sich am Tag der Arbeit alles um die prekären Beschäftigungsverhältnisse und einen fairen Arbeitsmarkt. Dazu zählen die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen. „Wir fordern eine offene und plurale Gesellschaft, in der die starken Schultern mehr tragen als die schwachen“, sagte der Gewerkschafter – und das für ganz Europa.

Laut Andreas Streitberger, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Esslingen, müssen Arbeit und Leben ins Gleichgewicht gebracht werden. Dazu zähle, dass die Wünsche der Unternehmen und der Beschäftigten nach flexiblen Arbeitszeiten unter einen Hut gebracht werden. Neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei auch die berufliche Weiterbildung ein Thema. Darüber hinaus setze sich die Gewerkschaft für den Arbeits- und Gesundheitsschutz ein. Im Landkreis Esslingen gibt es Streitberger zufolge viele Firmen aus der Maschinenbau-Branche, die überwiegend in den europäischen Raum exportieren. Daher habe die Wirtschaftspolitik einen hohen Stellenwert. Bei der Konjunktur gebe es zwar „viel Licht und wenig Schatten“, aber eines bereitet dem Gewerkschafter Sorge: Im Kreis verlagern drei Firmen aus der Autozulieferer-Branche ihre Produktion ins Ausland.

Die IG Metall in Nordwürttemberg kann einen kräftigen Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen. Die Gewerkschaft lebe, meinte Löffler. „Brot und Rosen“, das sei von Anfang an das Motto gewesen.

Die Kundgebung des DGB startet am 1. Mai in Esslingen um 9.30 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst im Münster Sankt Paul. Ab 11  Uhr wird der stellvertretende Landesbezirksleiter von Verdi, Martin Gross, auf dem Marktplatz sprechen. „Die Söhne im Mai“ sorgen für musikalische Unterhaltung.

In Kirchheim findet die Kundgebung des DGB um 13.30 Uhr vor dem Rathaus statt. Hauptrednerin ist Ilse Kestin von der IG Metall Region Stuttgart. Anschließend macht sich ein Demonstrationszug auf zum Mehrgenerationenhaus Linde. Dort sorgt das Jazz-Quartett „Hoiss/Stetter/Pittner/Gawehn“ für Stimmung.

Die Kundgebung in Nürtingen beginnt um 10.30 Uhr auf dem Schillerplatz. Hauptredner ist Rudolf Luz von der Vorstandsverwaltung der IG Metall in Frankfurt. Der Musikverein Oberboihingen sorgt für musikalische Unterhaltung.