Region. Die fachübergreifenden Ärzteverbände Medi Geno Deutschland und Medi Baden-Württemberg beteiligen sich an der bundesweiten Protestaktion und rufen zu Praxisschließungen vom 27. bis 29. Dezember auf. „Die Politik scheint immer noch nicht verstanden zu haben, wie prekär die Lage der ambulanten Versorgung für die Patientinnen und Patienten und die Ärzteschaft ist. Deshalb müssen wir weiter protestieren“, mahnt der Vorsitzende von Medi Geno, Dr. Norbert Smetak. Er rechne damit, dass es durch die Urlaubszeit und die Protestaktion zu massiven Praxisschließungen nach den Feiertagen komme.
Für die niedergelassenen Ärzte war 2023 laut Medi kein gutes Jahr: Die Abschaffung der Neupatientenregelung sei für Patientinnen und Patienten deutlich zu spüren – die Wartezeiten vor allem für Facharzttermine hätten sich dadurch noch mal drastisch verlängert. Die Honorarverhandlungen mit einer Steigerung von 3,85 Prozent reiche nicht aus, um die ambulante Versorgung ausreichend zu finanzieren. Hinzu komme das BSG-Urteil zur Sozialversicherungspflicht der Poolärzteschaft im ärztlichen Bereitschaftsdienst. Das Urteil führe dazu, dass sich ältere Ärztinnen und Ärzte früher aus der Niederlassung verabschieden als geplant. Außerdem würden dadurch sowohl Sprechstundenzeiten als auch Notdienstzeiten reduziert.
„Die Politik ist aktuell mit vielen anderen Themen beschäftigt, sodass sie die Gesundheit der Menschen gar nicht mehr im Blick hat. Nicht nur die Kliniken müssen reformiert werden, sondern man muss schon einen Schritt vorher beginnen. Dort, wo viele schwere Erkrankungen noch verhindert werden können – bei der ambulanten Versorgung“, kritisiert Smetak.
Der stellvertretende Vorsitzende von Medi Baden-Württemberg Dr. Michael Eckstein ergänzt: „Wir werden nicht aufhören zu protestieren, bis sich endlich etwas ändert. Auch, wenn wir für unsere Patientinnen und Patienten die Praxisschließungen nach den Feiertagen sehr bedauern, machen wir das am Ende für sie und uns alle.“
Die Praxisschließungen seien vor allem den Medizinischen Fachangestellten gewidmet. „Sie arbeiten täglich durch den Personalmangel und das zunehmende Patientenaufkommen an der Belastungsgrenze. Die Wertschätzung durch die Politik hält sich leider in Grenzen. Das haben wir in der Pandemie deutlich gesehen, als ihnen der Corona-Bonus vorenthalten wurde“, so Eckstein.
Patienten müssen sich vom 27. bis 29. Dezember an die Vertretungen oder an den ärztlichen Bereitschaftsdienst und die 116 117 wenden. pm