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Auch Busfahrer müssen mal

Notdurft In Reichenbach gibt es für Busfahrer keine Toiletten. Sie machen den Bürgermeister dafür verantwortlich.

Eine Toilette suchen sie am Reichenbacher Bahnhof vergeblich: Die Busfahrer Beatrix Friebis, Klaus Behringer und Elion Dodaj (von links), sowie Anne Zerr von der Gewerkschaft Verdi. Foto: Karin Ait Atmane

Reichenbach. Das Problem ziehe sich schon seit fünf Jahren hin, sagt Klaus Behringer als Erklärung dafür, dass man sich jetzt an die Presse wende. Der Busfahrer steht mit den Kollegen Beatrix Friebis und Elion Dodaj sowie mit Anne Zerr von der Gewerkschaft Verdi am Reichenbacher Bahnhofsvorplatz. Vor gut fünf Jahren hat die Firma Fischle das Linienbündel fünf im Landkreis übernommen, zu dem auch die Reichenbacher Verbindungen gehören: Die Linie 144 fährt nach Kirchheim, die 142 und die 148 drehen innerhalb der Gemeinde ihre Runden. Eine Toilette gibt es an den Reichenbacher Strecken keine. Bisher nutzen die Beschäftigten die von Edeka – das ist so abgesprochen, wirklich gern gesehen sei es aber nicht, sagen sie. Außerdem hat der Supermarkt sonntags und in den frühen Morgenstunden sowie abends ab 21 Uhr geschlossen.

Ideal wäre aus Sicht der Fahrer eine Lösung wie an anderen Bahnhöfen, wo es Personaltoiletten und teils sogar einen Aufenthaltsraum gibt. Platz sei doch vorhanden. Und ein schmuddeliger Anblick sei das auch nicht. „Da gibt es mittlerweile schöne Häuschen, und Reichenbach hätte noch nicht einmal Kosten“, sagt Beatrix Friebis. Einzig eine Genehmigung brauche man von der Gemeinde, den Rest würde die Firma Fischle übernehmen. Was deren Geschäftsführer Ralf Steinmetz bestätigt: So sei es üblich.

Er stellt sich hinter die Aktion und kritisiert die Kommunikation mit dem Rathaus: „Wir haben alle Möglichkeiten ausgelotet, aber ohne die Unterstützung der Gemeinde kommen wir nicht weiter.“ Nicht mal ein Provisorium sei genehmigt worden.

„Die wollten uns auf unseren Bahnhofsplatz ein Dixie-Klo stellen“, wirft Bürgermeister Bernhard Richter seinerseits dem Unternehmen vor. Nicht die Gemeinde habe die Verantwortung, sagt er, das Unternehmen müsse eine Lösung finden. Es gebe ja direkt am Bahnhof nicht nur Edeka, sondern auch drei Gaststätten. In den vergangenen 30 Jahren habe es in diesem Bereich nie eine öffentliche Toilette gegeben und andere Busunternehmen seien auch klargekommen.

Nirgends willkommen

Allerdings seien die Busfahrten immer enger getaktet worden, sagen die Fischle-Mitarbeiter. Mancher verkneife sich wegen des Toilettenmangels gar das Trinken. Bei den Gaststätten seien sie nicht willkommen, sagt Beatrix Friebis, zudem hätten diese Ruhetage und größtenteils erst abends geöffnet. Es gehe auch nicht an, dass die Beschäftigten als Bittsteller auftreten müssten, findet Anne Zerr. Auf die Toilette zu gehen, sei „ein grundlegendes Menschenrecht“. Mit solchen Arbeitsbedingungen könne man dem großen Fachkräftemangel in der Branche nicht abhelfen.

„Damit der öffentliche Personennahverkehr funktioniert, müssen die Kommunen mitmachen“, ist Elion Dodaj überzeugt. Es gehe nicht darum, ob die Gemeinde in der Pflicht sei oder nicht, man müsse „einfach zusammensitzen und reden“. Das habe bisher nicht geklappt. Erst jetzt, als die Fahrer massiven Druck angekündigt hätten, habe der Bürgermeister ein Gespräch mit dem Landratsamt und der Fischle-Geschäftsführung angeregt. Umgekehrt ärgert sich Richter darüber, dass gerade jetzt, wo dieser Termin steht, eine öffentliche Aktion läuft: Unter diesen Umständen überlege er, ob er den Termin überhaupt wahrnehme. Karin Ait Atmane