Zimperlich dürfen die beiden Regionalbeauftragten des Auto Clubs Europa (ACE) nicht gerade sein, wenn sie zum Beispiel die Toiletten inspizieren oder sich die Müllsituation anschauen. „Tendenziell ist das allgemeine Bild besser als erwartet“, sagt Elias Schempf und verrät, dass die Sorgfältigkeit auch darin liegt, dass jeder Rastplatz im Abstand von etwa vier bis fünf Wochen ein zweites Mal getestet wird. So wie links und rechts an der A 8.
Genau gegenüber dem Rastplatz „Urweltfunde“ in Richtung Stuttgart befindet sich der neuere Rastplatz „Vor dem Aichelberg“, der etwas mehr als 500 Meter in Richtung München vor der Ausfahrt Aichelberg und Weilheim liegt. Nicht verwunderlich, dass man sowohl hüben wie drüben eher selten auf Fahrzeuge mit den Kennzeichen Esslingen oder Göppingen stößt. Doch es gibt sie. Männer und Frauen oder Familien, die dort berufs- oder urlaubsbedingt eine Pause einlegen. Barrierefrei oder kein Klopapier? E-Ladesäule oder ein voller Mülleimer? Spielplatz oder keine Beleuchtung? Und was sie da alles oder eben auch nicht erwartet, das überprüfen die Regionalbeauftragten äußerst gründlich.
Die Gesamtpunktzahl, die zwischen dem ersten und zweiten Test sowohl nach oben als auch nach unten sehr wohl variieren kann, wird dann durch zwei geteilt, erklärt Sven Hübschen und fügt hinzu: „Dadurch haben wir als Endergebnis die goldene Mitte.“ Als Beispiel nennen sie den Rastplatz „Vor dem Aichelberg“, der bei der ersten Besichtigung Anfang Juni 14 und beim zweiten Test auf 13 Punkte kam, was im Endergebnis 13,5 Punkte und damit ein „sehr gut“ bedeutet. Von exzellent, also zwischen 15 und 17 Punkten, sehr gut, zwischen zwölf und 14, gut, zwischen neun und elf Punkten sowie durchgefallen, was alles unter acht Punkte wäre, ist auf einem Rastplatz mit und ohne WC alles möglich. „Wir sind da tolerant, deswegen bekommen alle eine zweite Chance“, sind sich beide einig. Am Rastplatz „Vor dem Aichelberg“ gibt es immerhin fünf Möglichkeiten, Getränke und das letzte Schnitzelbrötchen nach einigen Stunden Fahrt auf legalem Wege wieder loszuwerden. Zwei WCs, ein Behinderten-WC, ein Stehklo und ein Pissoir gibt es. Nur der beißende Geruch und auf dem Boden liegendes Toilettenpapier gefallen nicht. Ansonsten ist es auf den Stellplätzen und der Durchfahrt recht sauber, eine Bierflasche und Coladose nebst Pappbecher trüben das Bild ein wenig. Vorbildlich, die „gut positionierte Notrufsäule, die Fußgänger-Sicherheit mit Gehweg und die räumliche Trennung zwischen Lkw-, Bus- und Pkw-Parkplätzen“. Das seien wichtige Faktoren, die laut Elias Schempf nicht immer gegeben sind.
Auch an ausreichende Beleuchtung wurde gedacht, wobei Sven Hübschen erklärt: „Wir können jetzt natürlich nicht testen, ob diese auch funktioniert. Nach 22 Uhr kommen wir nicht so oft auf einen Rastplatz.“ Weitere Pluspunkte sind die Behinderten-Parkplätze, die alle die korrekte Fläche von 3,5 auf fünf Meter aufweisen, abgesenkte Bordsteine, ausreichend vorhandene Mülleimer, Grünflächen, Sitzmöglichkeiten, auch mit Tisch, sowie die Lärmschutzwand. Nun haben die Tester alles gesehen. Während sie ihre Arbeit, von der alle Verkehrsteilnehmer profitieren, auch bei Regen, Schnee, Gestank und jeder Menge Lärm verrichten müssen, war es unter der Teck ganz angenehm.
Zahlen und Fakten
Ausrichter Den Auto Club Europa gibt es seit 1965 für alle mobilen Menschen mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln. Als Mobilitätsbegleiter mit rund 630 000 Mitgliedern hilft der ACE international auch bei Unfällen und Pannen. Weitere Themen sind die Verbesserung der Verkehrssicherheit, Elektromobilität und Verbraucherschutz.
Zahlen In Deutschland gibt es rund 13 000 Autobahn-Kilometer und etwa 1500 unbewirtschaftete Rastplätze – meistens in einem Abstand von 15 bis 20 Kilometern. Mehr als 800 ACE-Ehrenamtliche überprüfen seit dem 1. April noch bis zum 30. September circa 500 Rastplätze auf Verkehrssicherheit, Sauberkeit, Parkplätze, Toiletten, Ausstattung und eventuelle Extrapunkte.
Preise Schön oder schaurig? Eine bundesweite Mitmach-Aktion in Gestalt eines Fotowettbewerbs flankiert die Clubinitiative. Gesucht werden besonders schöne oder schreckliche Rastplätze. Einfach fotografieren und im Netz hochladen auf www.ace-clubinitiative.de. ack