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Auf dem Stumpenhof herrscht mehr Parkdruck durchs Landratsamt

Verkehr Rund 500 Menschen arbeiten am Plochinger Standort des Landratsamtes – und offenbar kommen doch mehr von ihnen als gedacht mit dem Auto. Das spüren die Anwohner. Von Karin Ait Atmane

Es gibt sicherlich Bereiche in Plochingen, wo die Parkplatznot noch größer ist. Aber es ist deutlich enger geworden auf dem Stumpenhof. „Man merkt das schon, wenn man morgens zur Arbeit kommt“, sagt Katja Becker, die Teamleiterin im Café Morlock ist und schon öfter Klagen von Nachbarn gehört hat. Vor allem die Straßen in der Nähe des Landratsamtes seien überfüllt. Stadträtin Ulrike Sämann, die in einer davon wohnt, bestätigt das. Es sei auch klar zu erkennen, dass es häufig Beschäftigte des Amtes sind, die hier morgens ihre Autos abstellen.

Gleichzeitig beobachten viele, dass im Parkhaus des Landratsamtes häufig freie Plätze zu sehen sind. Reiner Nußbaum, der Vorsitzende der CDU-Fraktion, hat das Thema im Gemeinderat angesprochen. Er sieht die Ursache des Problems bei den Vorgaben, die das Amt macht: Eine Parkberechtigung auf dem Parkdeck oder im Außenbereich kostet die Beschäftigten nicht nur 240 Euro im Jahr, sondern wird nur unter ganz bestimmten Bedingungen erteilt. Die seien vom Personalrat, der Schwerbehindertenvertretung und der Verwaltung gemeinsam festgelegt worden und gälten an allen Standorten der Landkreisverwaltung, teilt deren Pressestelle mit.

Eine Parkberechtigung bekommt demzufolge nur, wer mit Bus oder Bahn mehr als 50 Minuten zum Arbeitsplatz braucht, wer einen Schwerbehindertenstatus hat, Kinder unter zehn Jahren versorgt oder das Auto häufig dienstlich nutzen muss. Auch für Fahrgemeinschaften, Führungskräfte und andere begründete Einzelfälle sei ein Miet-Parkplatz grundsätzlich möglich. Viele der rund 500 Landratsamt-Beschäftigten auf dem Stumpenhof fallen aber durch dieses Raster.

Die Regelung sei „bürokratisch, untauglich und diskriminierend“, sagt Nußbaum und fordert, das „Parkverbot“ auch im Sinn der Anwohner aufzuheben. Das Landratsamt möchte dagegen die Nutzung von Bus und Bahn fördern und schafft dafür auch Anreize: So können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, dafür an bis zu 100 Tagen drei Euro „Radlerbonus“ bekommen. Außerdem bekommen die Beschäftigten einen Zuschuss zum Firmenticket oder zum Deutschlandticket. Die Busverbindung auf den Stumpenhof wurde verbessert, die Linie 141 fährt jetzt vom Plochinger Bahnhof aus vormittags und nachmittags zwischen vier und sechs viertelstündlich. Aus Richtung Schurwald ist die Anfahrt allerdings komplizierter: Von Baltmannsweiler hat man mit Umsteigen in Oberesslingen und in Plochingen eineinviertel Stunden Anfahrt, müsste dann aber eine Parkberechtigung bekommen.

Aufstockung als Möglichkeit

Insgesamt bestehen nach Angaben der Kreisverwaltung 305 Parkplätze im Parkdeck und im Außenbereich. 65 davon sind für Besucherinnen und Besucher reserviert, gut 240 an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermietet. 20 Mitarbeitende stünden derzeit noch auf der Warteliste, so die Auskunft der Pressestelle.

Die Lücken in der Belegung erklärt sie mit Homeoffice, Dienstfahrten, Teilzeitarbeit und Urlaub. Aber könnte man dann nicht weitere Berechtigungen vergeben und die Kriterien lockern? Auch eine Aufstockung des Parkhauses sei denkbar, wenn es denn einmal voll ausgelastet sei, meint Reiner Nußbaum. Plochingens Bürgermeister Frank Buß setzt dagegen eher darauf, mehr Menschen von Bahn und Bus zu überzeugen. Man sei sich mit dem Landratsamt immer einig gewesen, dass der Stumpenhof möglichst wenig durch parkende Autos belastet werden soll, aber letztlich könne man den Leuten nicht vorschreiben, wo sie ihr Fahrzeug abstellen: Jeder darf den öffentlichen Straßenraum nutzen, aber niemand – auch nicht die Anwohner – habe einen Anspruch darauf.