Zwischen Neckar und Alb
Auf dem Weg zur Top-Wandermarke

Landkreis Die Übernachtungszahlen auf der Alb steigen rekordverdächtig. Deshalb haben sich die Kreise Esslingen und Reutlingen zusammengeschlossen, um das „Wanderprodukt“ weiter zu fördern. Von Roland Kurz

Mehr als 1,5 Millionen Übernachtungen sind im Landkreis Esslingen im Jahr 2017 gezählt worden. Nach dem schwächeren Jahr 2016 bedeutete dies eine Steigerung um 2,5 Prozent. Das erste Halbjahr 2018 verspricht sogar einen neuen Rekord: Die Zahl der Übernachtungen ist im Vergleich zum Vorjahr um 10,3 Prozent gestiegen.

Tourismusförderin Tanja Gems, die den Landkreis nach zehn Jahren verlässt, sieht die Mittlere Alb, den Albtrauf und das Biosphärengebiet Schwäbische Alb auf dem Weg zur „Top-Wandermarke“. Auch für Gäste aus dem Ausland werde das Mittelgebirge zu einem immer beliebteren Reiseziel, schreibt Gems in ihrem Jahresbericht für die Kreisräte. Mehr als 400 000 Ankünfte aus dem Ausland wurden 2017 auf der Alb gezählt - eine Steigerung von 9,1 Prozent. Auch 2018 verzeichnet die Schwäbische Alb bislang den höchsten Zuwachs im Land.

Die Mittlere Alb ist gerade dabei, ihr Netz an Prädikats-Wanderwegen auszubauen. Unter dem Titel „Hochgehgebirge“ haben sich die Kreise Esslingen und Reutlingen, die Tourismusgesellschaft „Mythos Schwäbische Alb“ sowie das Land über das Biosphärengebiet zusammengeschlossen. Bis Herbst 2019 sollen 21 Prädikatswege ausgeschildert werden, im September wurde mit der Beschilderung der ersten Wege begonnen. Mit diesem „Wanderprodukt“ will man gegenüber benachbarten Destinationen wie den „Traufgängen“ in Albstadt oder den „Donauwellen“ im Kreis Tuttlingen in Konkurrenz treten.

Die Vermarktung als einheitliche Destination mache im sehr heterogenen Landkreis Esslingen wenig Sinn, meint die Tourismusförderin. Sie setzt deshalb auf themenspezifische Werbung, die sie mit verschiedenen Akteuren koordiniert. So arbeiten einige Gemeinden beim Thema Kelten zusammen, andere setzen mehr auf Erdgeschichte, etwa Holzmaden mit den Urweltmuseen. Ein Thema, das zieht, ist der Neckartalradweg: Er hat als einer der bedeutendsten Radwege im Land erneut vier Sterne bekommen. Darüber hinaus arbeitet der Landkreis an einer durchgängigen Beschilderung aller Radwege im Landkreis. Entlang von 1 400 Kilometern Radweg werden 6 700 neue Schilder aufgestellt. Dafür sind im Kreisetat 90 000 Euro veranschlagt. Im Frühjahr soll das Konzept verwirklicht werden. Streuobstwiesen sind in weiten Teilen des Landkreises landschaftsprägend. Was aber im Gegensatz zu manch anderer europäischen Obstregion begrenzt gut funktioniert, ist die Vermarktung der Produkte und die Akzeptanz in der regionalen Gastronomie. Durch erste Ansätze einer gemeinsamen Vermarktung, etwa dem Whisky-Walk, wurden Marktanteile gewonnen. Aber das hält Tanja Gems noch für ausbaufähig. Für das vom Kreis Göppingen initiierte Projekt „MostGastroMarketing“ gibt es von der Region Stuttgart 30 000 Euro Fördergeld. Damit soll auch die Grundlage für ein breites Vertriebs- und Ausschanksystem im Handel und der Gastronomie erarbeitet werden. Kreisräte verschiedener Fraktionen dankten Tanja Gems für die in den vergangenen zehn Jahren geleistete Arbeit. Auch die SPD sei damals skeptisch gewesen, ob man diese Stelle brauche, gab Marianne Gmelin zu. Neuffens Bürgermeister Matthias Bäcker bescheinigte ihr „unbürokratisches und pragmatisches Arbeiten“. Gems wird künftig in der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwäbische Alb in Münsingen arbeiten und damit dem Kreis verbunden bleiben.