Wir leben noch: Das verkündet die Theaterspinnerei aus Frickenhausen auf ihrer Homepage. Das kleine, private Theater musste, wie alle anderen auch, in eine unfreiwillige Corona-Zwangspause. Doch nun geht es weiter und das sogar mit einer Förderung durch das Land Baden-Württemberg.
Das neue Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ will Kultur in kleinerem Rahmen auch während der Pandemie möglich machen. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst will damit der bildenden Kunst, Musik, Schauspiel oder Kino Öffnungsperspektiven und Unterstützung für den Kulturbetrieb in Corona-Zeiten geben.
Vieles musste ausfallen
Von der ersten Förderrunde profitiert die Theaterspinnerei am Bahnhof Frickenhausen mit dem Stück „Himmel über Hölderlin“. Für die Umsetzung des Projekts in einen theatralischen Audiospaziergang mit Kopfhörern erhält das multimediale Theater 14 500 Euro. Denn das Sprachgenie Friedrich Hölderlin wäre in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden. Viele Veranstaltungen waren geplant, die meisten mussten ausfallen. „Wir möchten nun trotz Corona die Chance ergreifen, das Werk des Jubilars aus unserer Sicht zu beleuchten“, schreiben die Theatermacher. Da sind die Fördermittel natürlich willkommen, um das Stück als Spaziergang im Freien umzusetzen. Theater in der kleinen Theaterspinnerei selbst wird angesichts der Abstandsregeln wohl eher nicht umsetzbar. Darum wich man ins Freie aus.
„Das Land ist ein verlässlicher Partner für die Kulturszene - auch und vor allem unter Pandemiebedingungen“, sagt Ministerpräsident und Abgeordneter des Wahlkreises Nürtingen, Winfried Kretschmann (Grüne). „Mir ist bewusst, dass es Kulturschaffende momentan nicht leicht haben. Es gelten Hygienestandards, die den Spielbetrieb, wie wir ihn in alter Form hatten, in dieser und auf absehbare Zeit nicht möglich machen. Dennoch brauchen wir kulturelle Angebote - auch in Zeiten von Corona. Wir müssen diese schwierige Balance zwischen Gesundheitsschutz und öffentlichem kulturellem Leben hinbekommen. Genau das verfolgen wir mit dem neuen Kulturförderprogramm.“ Der Theaterspaziergang der Theaterspinnerei Frickenhausen zeige vorbildlich, wie Kunst und Kultur unter widrigen Bedingungen stattfinden können, so der Ministerpräsident abschließend.
Mit dem Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ unterstützt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst die Arbeit von Kultureinrichtungen, Vereinen der Breitenkultur sowie freischaffenden Künstlern in Höhe von insgesamt 7,5 Millionen Euro. Die Mittel stammen aus dem Corona-Hilfsprogramm für Kunst und Kultur. Antragsberechtigt sind Kultureinrichtungen und Vereine der Breitenkultur mit Sitz in Baden-Württemberg. Die Fördersumme liegt zwischen 10 000 und 50 000 Euro. Der Eigenanteil in Höhe von in der Regel mindestens 20 Prozent der Projektkosten kann in Form von Eintrittsgeldern, Eigen- oder Drittmitteln erbracht werden. Eine Antragsstellung ist über die Homepage des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst möglich.
Dem Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ war der „Kultur Sommer 2020“ vorausgegangen, bei dem die Gesellschaft für prägende Klangerlebnisse, der Club Kuckucksei sowie der Kulturverein ein Provisorium, alle in Nürtingen, in den Genuss von Fördermitteln gekommen waren. swp