Hauptattraktion der Schwäbischen Alb sind die zahlreichen Burgruinen und Burgen. Sie bilden das Highlight vieler Spaziergänge und Wanderungen und bleiben auf diese Weise in der Erinnerung aufs Engste mit der Alblandschaft verknüpft. Vor allem während der Zeit der Staufer im 12. und 13. Jahrhundert war die Alb aufgrund einer starken Besitzzersplitterung ein ausgesprochenes Burgenland. In der neueren Literatur wird von über 450 bekannten Burgen im Gebiet des Mittelgebirges gesprochen, die meisten davon sind heute jedoch nicht mehr aufzufinden, die wenigen erhaltenen sind fast alle Ruinen. Neben einer Häufung am Albtrauf war die Burgendichte im Bereich des großen Lautertales bei Münsingen am höchsten.
Kalt, schmutzig und einsam
Die Burgen dienten zunächst als sichere Wohnstätte einer dem herrschenden Adel angehörenden Familie. Das Leben auf den Burgen war alles andere als gemütlich und bei weitem nicht so romantisch wie es in Ritterromanen und Filmen erscheint: Die überwiegend niederadligen Burgherren hatten relativ wenig Bedienstete, bei der Arbeit in „Haus und Hof“ wurde selbst mit angepackt. Außerdem war es meist kalt, schmutzig und auf den imposanten Hügeln und Bergen oft auch sehr einsam und trist. Neben der Schutzfunktion diente die Burg als Verwaltungszentrum der adligen Wirtschaftsbetriebe, zu denen Getreidemühlen, Bauernhöfe und ganze Dörfer einschließlich der leibeigenen Bevölkerung gehörten.
Bei vielen Burgen blieb der stabilste Gebäudeteil erhalten, der Bergfried, ein Turm, der als letzter Rückzugsort im Falle eines Angriffs diente. Aus diesem Grund gibt es auch keinen ebenerdigen Eingang, sondern meist einen über eine Einziehleiter erreichbaren Hocheingang. Außerdem wurde der untere Teil des Bergfrieds manchmal als Verließ genutzt. Manche Burgen einfacher Adliger, die nur vom Zehnten eines Dorfes lebten, bestanden fast nur aus einem solchen Wohnturm, manchmal mit Fachwerkaufbau.
Bei einigen Burgen fehlt ein Bergfried. Stattdessen besitzen diese eine mächtige und stabile Schildmauer an der Hauptangriffsseite. Vor allem an den Bergfrieden und Schildmauern wurden so genannte Buckelquader verbaut. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für diese wulstigen, großen Mauersteine: Modeerscheinung. Imponiergehabe, Abschreckung durch die abweisende, Ablenkung von Geschossen durch die runde Form oder Erschweren des Hochschiebens von Sturmleitern - alles ist denkbar. Vermutlich trifft von auch allem etwas zu, leichtfertig werden die bis zu 2,5 Tonnen schweren Steinblöcke mit den damals verfügbaren einfachen Hebewerkzeugen kaum verbaut worden sein.
Spätestens im 15. Jahrhundert waren es die Burgherren, vermutlich noch mehr deren Frauen, leid: Sie zogen in komfortablere, repräsentative Gebäude in den Siedlungen ihres Herrschaftsgebietes. Auch infolge des Aufkommens von Feuerwaffen hätten die mittelalterlichen Behausungen kaum realisierbare Umbauten erfordert. An einigen wenigen Burgen, beispielsweise am Hohenneuffen, wurden solche Modernisierungen mit dem Ausbau zu württembergischen Landesfestungen unternommen. Einige Burgstellen wurden viel später zu Schlössern ausgebaut, etwa Schloss Lichtenstein. Die meisten verlassenen Burgen waren jedoch dem Verfall geweiht und dienten über Jahrhunderte als Steinbruch für die Bevölkerung. Die Nachfahren der Leibeigenen, die die Burgen im Schweiße ihres Angesichts und unter Lebensgefahr errichten mussten, konnten so von den Mühsalen der Vergangenheit profitieren.
Im Zuge der Mittelalterbegeisterung im 19. Jahrhundert wurden die Ruinen vielerorts gesichert, teils wurden Mauerreste auch mit etwas zu viel Fantasie wieder aufgebaut. Als Touristenmagnete sind die meisten Burgruinen heute begehbar und werden mit Aufwand verkehrssicher gehalten, meist durch Gemeinden oder Vereine. Einen beeindruckenden Überblick über die Burgen der Schwäbischen Alb erhält, wer auf dem Burgen-Weg des Schwäbischen Albvereins wandert: Auf 86 Kilometern kommt man in fünf Tagesetappen an 25 Burgen und Burgruinen vorbei.