Lenninger Tal
Auf der Landesfestung eingekerkert und gefoltert

Führung Von der Residenz zum Militärposten: Auf der Burg Hohenneuffen wurden einst Gefangene in Schach gehalten.

Neuffen. Finster waren die Zeiten, die Gefängniszellen noch finsterer. Am Sonntagnachmittag ließen sich rund 30 Unverzagte von Dominik Klaus unter dem Titel „Hinter Schloss und Riegel - Der Hohenneuffen als Gefängnis“ durch die Ruine Hohenneuffen führen. In Spitzenzeiten saßen nicht weniger als 300 Gefangene zugleich auf der Burg ein.

Der Rundgang begann mit einem Blick in die Geschichte des Hohenneuffen, der Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts von Manegold von Sulmetingen als Stammburg errichtet wurde. Da Manegolds Söhne ins Kloster gingen, starben die Herren von Neuffen aus. Die Burg kam daraufhin an die Herren von Weinsberg, die sie 1301 an die Grafen von Württemberg verkauften. „Der Hohenneuffen war damit keine Residenz mehr, sondern nur noch Militärposten“, erläuterte Dominik Klaus, der Geschichte auf Lehramt studiert.

Im 15. Jahrhundert begann der Ausbau zur Landesfestung. Doch erst unter Graf Ulrich um die Mitte des 16. Jahrhunderts erhielt die Burg die Anfänge ihrer heutigen Gestalt. Damit begann auch die Geschichte des Hohenneuffen als Gefängnis. Wie Klaus ausführte, seien zuerst nur Staatsgefangene, in der Regel Adlige oder einflussreiche Kaufleute, festgesetzt worden. Erster Gefangener war um 1500 Dr. Konrad Holzinger, abtrünniger Augustinermönch und Berater Graf Eberhards des Jüngeren. Zur Last gelegt wurde ihm die Belagerung des Dominikanerinnenklosters in Kirchheim.

Herzog Ulrich von Württemberg wurde 1498 als Jugendlicher in sein Amt eingesetzt und löste mit unbedachten Entscheidungen so viel Unmut aus, dass es 1514 zum Aufstand des „Armen Konrad“, Synonym für den einfachen Bauern im Remstal, kam. 1600 Verdächtige und Schuldige, deren Geständnisse auch mit Folter erzwungen wurden, wurden verurteilt. Der Tübinger Vogt Conrad Breuning vermittelte, wurde Herzog Ulrich jedoch zu mächtig und auf dem Hohenneuffen gefoltert. Durch einen Brief seines Sohnes wurde bekannt, welche unschönen Dinge man mit ihm veranstaltete, bis er schließlich auf dem Stuttgarter Marktplatz enthauptet wurde.

Bis zu 300 Gefangene saßen einst zeitgleich in der Burg Hohenneuffen ein. Delikte waren Diebstahl, Fälschung, Ehebruch, Schlägerei, Mord, Gotteslästerung, Geisterbeschwörung, Bigamie und Hausfriedensbruch. „Damit eine Besatzung von 22 Mann die 300 Gefangenen in Schach halten konnten, wurden ihnen Glöckchen umgebunden. Der Burgberg war kahlgeschlagen, sodass man jeden Flüchtenden sehen konnte“, so Klaus. Gabriele Böhm