Hat man die im Nebel liegende Hepsisauer Steige geschafft, zeigt sich kurz nach Schopfloch der kleine, aber feine erste Adventsmarkt der Begegnungsstätte auf der Pfulb bei Lenningen. Es sind die kleinen Lichter an den Tannenbäumen und die vorweihnachtlich geschmückten Stände, etwa zehn an der Zahl, die erstmals an dieser Stelle zum Verweilen einladen.
„Das passiert mir nicht ein zweites Mal“, verrät Nina, die sich über ihre vergessenen Handschuhe und falsches Schuhwerk ärgert. Immer näher rückt sie an die lodernden Feuerschalen, hält ihre Hände darüber, die nicht nur vom Feuerschein knallrot sind. „Ich hätte nie gedacht, dass es da oben gleich so schweinekalt ist“, so die Weilheimerin, deren Laune besser wird, als sie ihren Freund Mike mit zwei Tassen dampfenden Glühwein entdeckt. Überall verteilen sich kleine Grüppchen. Wohl dem, der Hände und Füße dick eingemummelt hat, nah am Feuer steht oder mit Punsch, Maultaschen, Grillwurst oder einem Teller ungarischem Kesselgulasch vom Engelgreuter Galloway-Rind eingedeckt ist.
Der Nikolaus trotzt der Kälte
Immer was los ist am Stand von Andreas Bosch. Der landwirtschaftliche Brennmeister aus Unterlenningen wartet mit einer Auswahl an Edelbränden und Whiskys auf. Schön hergerichtet ist auch der Stand der Werkstätten Esslingen-Kirchheim, der mit selbstgemachten Dekorationen wie Papiersternen, ausgesägten Tannenbäumen und Windlichtern die Kundschaft anlockt. „Süßes oder lieber Gesundes?“, hakt der „hauseigene“ Nikolaus beim elfjährigen Julian nach. Mangels Schnees sei er mit dem Mietwagen direkt vom Nordpol gekommen, berichtet Michael Pulzer, der in Esslingen wohnt. „Etwa 50 bis 60 Kinder habe er heute schon beschenkt“, erzählt er und verrät auf Nachfrage, wie er unter dem Mantel der Kälte trotzt: „Ich trage alles doppelt, je zwei Pullis, Socken und Unterhosen, so ist man warm eingepackt.“
Plötzlich bekommt die etwas andere, recht moderne Weihnachtsmusik, lautstark Konkurrenz: Wer sägt denn da bei Nacht und Wind und gefühlten zehn Grad Minus? Es ist das Organisatoren-Team der Werkstätten, das mit neuen Holzpflöcken für weitere brennende Feuerschalen sorgt. Von Volker Ditzinger, Geschäftsführer ARBEG Inklusion (siehe Infokasten), die die Pfulb „genau pünktlich zu Corona“ übernommen hat, kam der Auftrag, für das Wohl der Besucher zu sorgen. „Zwei Jahre lang war ja hier gar nichts los“, berichtet er und meint damit auch den Skilift, der inmitten des Biosphärenzentrums Schwäbische Alb liegt. Zum ersten Mal zeigt sich Volker Ditzinger ganz zufrieden: „Jetzt hoffen wir nur noch auf baldigen Schnee.“
Ziel ist Teilhabe am Arbeitsleben und in der Freizeit
Die Werkstätten Esslingen-Kirchheim (WEK) mit Sitz in Esslingen bietet Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen Teilhabe am Arbeitsleben. Sie sorgt dafür, dass junge Erwachsene, die wegen Art oder Schwere ihrer Behinderung nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können, berufliche Bildung und Beschäftigung erhalten.
Die „ARBEG Inklusion“ und die „ARBEG Care“ mit Sitz in Wernau sind hundertprozentige Töchter der WEK. Sie bieten Menschen mit Handicap und psychischer Beeinträchtigung Teilhabe in Arbeitsleben und Freizeit. Die ARBEG Inklusion betreibt neben der Pfulb auch das Café Morlock in Plochingen und das Maultaschenlädle in Deizisau.