Große Emotionen, coole Rap-Einlagen und ein Hauch Marokko in Kirchheim
„Auf die Knie, Kirchheim!“

Kirchheim. Namika wirbelt durch die Luft, klatscht den Rhythmus vor, strahlt ihr Publikum an: Dieses Konzert war ein gelungener Wohlfühl-Abend. In Zusammenarbeit mit Radio Energy hat die Kreissparkasse
 Kirchheim-Nürtingen am Dienstag 300 Kunden einen exklusiven Abend mit der jungen Pop-Sängerin ermöglicht, die sich 2015 deutschlandweit einen Namen gemacht hat. Ihr Song „Lieblingsmensch“ (mehr als 45 Millionen Klicks auf Youtube) ist Wortschöpfung, Chart-Breaker und Ausdruck eines Lebensgefühls zugleich. Die Karten wurden verlost, der Abend war ein Gewinn für alle, die den ersten Arbeitstag nach Ostern mit Popkultur ausklingen lassen wollten.

Namika (arabisch für „Schreiberin”) ist erst 24, erobert das Publikum aber mit der Lässigkeit eines alten Hasen. Die Deutschmarokkanerin – grauer Schlabberpullover, offenes Haar, zurückhaltendes Make-up – singt sich in die Herzen mit Zeilen wie „Ich glaub‘, mein Konto macht Diät“ und „Es wäre schade um die Nerven (sich aufzuregen), denn die wachsen so schlecht nach.“ Texte, die auf charmante Weise naiv sind und den Zeitgeist der Generation Y zelebrieren.

Doch nicht nur Alltagssorgen verschafft die Strahlefrau in ihren Texten Luft, sie verarbeitet darin auch ihre innere Zerrissenheit: Marokko, die Heimat ihrer Großeltern, Irgendwie-Heimat ihrer Eltern und Namikas ganz persönlicher Sehnsuchtsort ist Thema von „Nador“, dem Song, der so heißt wie die Küstenstadt, die ihre Großeltern Heimat nennen und die ihrem Debütalbum seinen Namen gab.

Namika ist an diesem Abend gut gelaunt, flirtet mit Band und Publikum. „Auf die Knie, Kirchheim!“ – und schon sinken die Köpfe. „Mitsingen, das geht noch besser“ – dünne Mädchenstimmen mischen sich unter tiefe Bassstimmen älterer Herren. Das ist das Schöne an diesem Konzertabend: So bunt gemischt tanzen Menschen selten zusammen ab. Auf Namika kann sich irgendwie jeder einigen: Sie selbst ist süß und intelligent, ihre Texte sind schnell, aber nie aggressiv.

„Danke, dass ihr hier seid, um mit mir mein Album zu feiern!“ – strahlende Namika. Das kann sie gut: Stimmung machen. Eine Stunde trägt ihr Programm; auch eine Zugabe hat die junge Band natürlich in petto. Zweieinhalb Lieder gibt’s obendrauf; den Höhepunkt erreichte sie freilich mit „Lieblingsmensch“, dem Jubel nach das Lieblingslied aller Anwesenden.

Ein Potpourri aus launigem Deutsch-Rap („Stoptaste“), Wohlfühl-Singalong („Lieblingsmensch“) und dem Cover eines ihrer privaten Lieblingssongs („No Diggity“), macht Namikas Abstecher nach Kirchheim gespannt auf das, was folgt. Nach jenem verrückten letzten Jahr, in dem „ich gefühlt von einer Wohnung auf die Autobahn gezogen bin“, wie Namika auf der Bühne scherzt, probiert sie verschiedene Stilrichtungen aus und bleibt dabei immer ihren herrlich ehrlichen Texten treu.