Schillerhöhle, benannt nach dem Dichter Friedrich Schiller, ist der offizielle Name der Höhle, die David Friedrich Weinlands Romanfigur Rulaman und seinem Stamm der Tulka als Wohnhöhle gedient haben soll. Im Roman wird sie Tulkahöhle genannt, und viele nennen sie heute Rulamanhöhle. Ein weiterer Name ist Schillingsloch nach einem im Jahr 1341 dort bei der Bärenjagd verunglückten Herrn von Schilling.
Der Roman Rulaman spielt rings um diese Höhle. Die Umgebung begeistert mit beeindruckenden Naturschönheiten und lädt zu abenteuerlichen Wanderungen ein.
Hohenwittlingensteig
Der ausgeschilderte Premiumwanderweg aus der Reihe der Grafensteige ist unser Favorit. Er beginnt am Wanderparkplatz Hohenwittlingen in Verlängerung der Hohen-Wittlinger-Straße in Bad Urach-Wittlingen mit einer großen Infotafel. Zunächst geht es ganz entspannt durch Weiden und Streuobstwiesen mit Blick über die Albhochfläche. Dann taucht man in den Wald ein, der von immer höher werdenden Felsen durchsetzt ist. Vom Schotterweg zweigt nun ein Pfad ab, hölzerne Stufen ermöglichen das Weiterkommen im steilen Terrain unter imposanten Felswänden. Nach 2,6 Kilometern ist die erste Attraktion erreicht, der Geschlitzte Fels. Der Wanderweg führt mitten durch den Spalt hindurch.

Jetzt folgen die Highlights dicht auf dicht. Am Rauchigen Fels mit Gipfelbuch und an einer Grillstelle vorbei erreicht man die 100 Meter lange Burgruine Hohenwittlingen. Sie bietet eine herrliche Aussicht auf das Tal der Erms und den gegenüberliegenden Albtrauf. Die vor über 1000 Jahren erbaute Burg diente um das Jahr 1600 als Gefängnis für Männer aus Täufergemeinden, die nur erwachsene Menschen mit dem bewussten Willen zum Christsein taufen wollten.
Nur 200 Meter weiter kommt auch schon die Schillerhöhle. Die Höhle ist mit einer Länge von 245 Metern die längste „wilde Höhle“ unserer Region, die ohne Spezialausrüstung nur mit Taschenlampe begangen werden kann. Bevor es in einer sehr rutschigen Rechtskurve steil bergab geht, empfehlen wir umzukehren, denn die Höhle endet wenig später mit einem Lehmsee.

Weiter führt der Weg am Steilhang entlang, bis eine gemauerte Bogenbrücke den Beginn der Wolfsschlucht markiert. Auf den Felsstufen mit Drahtseilen zum Festhalten ist man ringsum von moos- und farnbewachsenen Felswänden umgeben. Über eine steile Metalltreppe gelangt man schließlich wieder aus der tiefen Schlucht heraus auf einen etwas breiteren Weg, der zurück zum Ausgangspunkt führt. Kurz nach dem Parkplatz gibt es eine herrlich gelegene Grillstelle, die zum gemütlichen Ausklang der Tour einlädt.
Die Runde ist nur 6,5 Kilometer lang, doch aufgrund der 422 Höhenmeter und der vielen Besichtigungspunkte sollten mindestens drei bis vier Stunden dafür veranschlagt werden.
Rulamanweg
Eine weitere Möglichkeit, die Schillerhöhle zu erkunden, bietet der Rulamanweg. Dieser beginnt am Parkplatz „Rulaman P66“ an der B465 Richtung Münsingen, ist 2,1 Kilometer lang mit gut 200 Höhenmetern und ist mit einer schwarzen 14 auf blauem Grund ausgeschildert.

Auf dem ersten Teilstück können sich Erwachsene und interessierte Jugendliche auf sechs überdachten Tafeln über die Entwicklung der Menschheit informieren. Die auf der Übersichtstafel erwähnten nachgestellten Stationen Feuergrube, Sommerlager und Steinschmiede gibt es nicht mehr.
Der Weg führt weiter auf Pfaden zur Schillerhöhle und zur Ruine Hohenwittlingen hinauf, bevor es in steilen Kehren bergab zum Parkplatz zurückgeht.
Sagen der Region, Folge 13: Steinzeitheld Rulaman
„Dort unter der Eibe erhebt sich keuchend und ächzend ein altes Weib, der Kopf mit langen, schneeweißen Haaren bedeckt, über die Schultern hängt ein helles Wolfsfell. Es ist die alte Parre. Ein junger Bursche bringt ein eigentümliches Instrument, ein Stück von einem ausgehöhlten Baumstamm, über dessen obere runde Öffnung ein enthaartes Tierfell gezogen ist. Er stellt es neben die Alte an der Eibe und beginnt mit den Ballen der Hände in kurzem, hackendem Takt auf die Trommel zu hämmern. Hinter ihn stellt sich ein anderer Bursche mit einem noch einfacheren musikalischen Instrument. Es ist ein langer Röhrenknochen von einem Vogelflügel, auf dem er bläst, zwar immer denselben Ton, aber in festem Takt mit dem Trommler…“
1878 schrieb David Friedrich Weinland vor dem Hintergrund des gerade erwachenden Interesses an Ur- und Frühgeschichte seinen in der Steinzeit angesiedelten Roman Rulaman. Erzählt werden die Abenteuer des jungen Häuptlingssohns vom Stamm der Tulka, die dem täglichen Überlebenskampf dieser harten Welt ausgesetzt sind und die Hunger, Krankheiten, harten Wintern und wilden Tieren trotzen. Doch eines Tages taucht ein neues Volk in ihren Jagdgebieten auf, die Kalats (Kelten), die schließlich Rulamans Volk der Tulka ausrotten.
Das Buch Rulaman war seinerzeit ein großer Erfolg und wird bis heute aufgelegt. 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung wurden tatsächlich Beweise steinzeitlicher Besiedlung auf der Schwäbischen Alb entdeckt.

