Lenningen. Die Welt einmal mit anderen Augen sehen. Das wollte eine Gruppe von Kindern erleben, die sich für das Kinderferienprogramm der Inklusionsgruppe von „Unser Netz“ angemeldet hatte.
Dass die Welt bunt und spannend ist, wissen die meisten Kinder. Aber wie es ist, wenn man nur noch grobe Umrisse, neblige Gestalten oder gar nichts mehr sieht? Dies einmal selbst zu erleben, war eine völlig neue Erfahrung, die die Kinder an diesem Vormittag machen konnten. Durch Augenbinden wurde die bunte Welt auf einmal schwarz, und man musste sich auf Hören, Tasten und Fühlen verlassen, um einem anderen Menschen zu begegnen und ihn wiederzuerkennen. Verborgen in kleinen Säckchen durften die Kinder allerhand Alltagsgegenstände und Nahrungsmittel ertasten. Mit einer Simulationsbrille torkelten die Kids auf einmal unsicher durch den Raum und versuchten, ihren Weg durch die ansonsten spielend zu überwindenden Hindernissen zu nehmen.
Bettina Röck und Ewald Löw stellten auf humorvolle Art viele interessante Hilfsmittel vor, die sehbehinderten Menschen ein selbständiges Leben ermöglichen: Bei den eigens für die Teilnehmer erstellten Namensblättern merkten alle recht schnell, dass es gar nicht so einfach ist, die Blindenschrift zu erlernen. Das Handy, das Textnachrichten vorliest und auf Sprachzuruf reagiert, war dann schon leichter zu handhaben. Und auch Geräte, die Farben erkennen und Warencodes vorlesen können, waren eine faszinierende Erfahrung. Das Gehen mit dem Blindenlangstock dagegen war wiederum mühsam und brauchte die volle Aufmerksamkeit. Von piepsenden Ampeln und markierten Wegen hatten alle Kinder schon gehört. Dass die Post Hörbücher für sehbehinderte Menschen nach Hause bringt und wieder abholt, war hingegen neu. Am spannendsten aber war der Kojack, der Blindenführhund, der nach einer langen Ausbildung in einer speziellen Hundeschule dafür trainiert ist, auf Befehl einen Sitzplatz anzuzeigen, vor Abgründen stehen zu bleiben oder einen Weg durch die Straßen und Häuser zu finden.
Die Begegnung mit sehbehinderten Menschen war eine wertvolle Erfahrung, die die Kinder aber auch sensibler gemacht hat für Menschen, die mit Beeinträchtigungen ihr Leben gestalten müssen. pm