Kreis. Mountainbikefahren boomt. Auch im Kreis Esslingen sind immer mehr Radfahrer im Wald unterwegs. Berge sind keine Hindernisse: Zunehmend werden Zweiräder mit elektrischer Unterstützung genutzt. Die Trendsportart birgt aber jede Menge Konfliktpotenzial – Wanderer, Jogger und Tiere fühlen sich mitunter durch die Mountainbiker gestört. „Eine effektive Besucherlenkung ist notwendig, um zu einer Entlastung beizutragen“, betonte der Landrat Heinz Eininger bei der Vorstellung einer Mountainbike-Konzeption.
An dem Konzept haben in den vergangenen Monaten viele Akteure mitgewirkt: Vertreter aus Städten und Gemeinden, aus Forstverwaltung, Naturschutzbehörde und Jägerschaft, aus Tourismus, Landwirtschaft und lokalen Vereinen. Das gemeinsame Ziel ist, durch die Bildung eines überregionalen Routennetzes bestehende und geplante kommunale Angebote miteinander zu vernetzen und attraktive Strecken für Mountainbiker auf naturverträglichen Pfaden auszuschildern. Denn wenn man legale Wege anbietet, so die große Hoffnung, könnte man illegale Trails verringern. „Erlauben, um zu verbieten“, lautet das Motto.
Sechs Rundtouren hat ein beauftragtes Planungsbüro grob skizziert, die Streckenverläufe sollen nun in weiteren Abstimmungsgesprächen konkretisiert werden, informierte Christian Greber, der Leiter des Amtes für Allgemeine Kreisangelegenheiten, über den derzeitigen Stand. Die vorgeschlagenen Routen richten sich gezielt an Touren-Mountainbiker und führen größtenteils über befestigte Waldwege. „Es handelt sich um attraktive Einstiegsrunden, bei denen Erholung sowie Natur- und Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund stehen“, sagte Greber und räumte ein: Das sei eher nichts für ambitionierte Downhillfahrer, die weite Sprünge und rasante Abfahrten lieben.
Die Tourenvorschläge sind laut Greber in einem Abwägungsprozess entstanden, in dem man alle Interessen unter einen Hut zu bringen versuchte. Dieser Kompromiss hat aus Sicht der Kreispolitiker Vor- und Nachteile. Die Routen, zeigte sich Sabine Fohler (SPD) überzeugt, seien attraktiv für neue Zielgruppen. Michael Magdanz (Grüne) und Günter Riemer (Freie Wähler) hingegen kritisierten, dass sportliche Biker nicht berücksichtigt werden. Greber hielt dagegen: „Man kann durchaus ins Schwitzen kommen, wenn man den E-Motor nicht an hat.“
Die Konzeptionsphase stehe kurz vor dem Abschluss, erläuterte Greber. Bevor das offizielle Genehmigungsverfahren im Frühjahr starten kann, würden weitere Interessensgruppen angehört, Natur- und Umweltschutzbelange analysiert und rechtliche Fragen geprüft. Die Umsetzung des Konzepts soll im nächsten Sommer in Angriff genommen werden, so dass die offizielle Einweihung der Strecken im Spätsommer 2025 erfolgen könnte. Alles in allem rechnet die Kreisverwaltung mit Kosten von rund 80 000 Euro, wovon ein Großteil durch Fördermittel seitens des Verbands Region Stuttgart abgedeckt ist.
Mit der Mountainbike-Konzeption schaffe man „proaktiv ein Angebot, um schutzwürdige Gebiete und Wege zu entlasten“, betonte Eininger. Zudem könne man damit „die radtouristische Attraktivität des Landkreises Esslingen stärken“. Die sechs Rundtouren könnten nämlich über Achsen miteinander verbunden werden. Das Streckennetz ließe sich in Zusammenarbeit mit den Kommunen schrittweise ausweiten. Zudem bestehe laut Einiger die Möglichkeit, die Wege mit Sehenswürdigkeiten und gastronomischen Angeboten zu verknüpfen, auszuschildern und interkommunal zu bewerben. „So können auch regionale Betriebe und Einrichtungen unterstützt werden.“ Elke Hauptmann
Die geplanten Touren
Tourenvorschlag 1 liegt im westlichen Baltmannsweiler und umfasst 14,6 Kilometer. Trails werden über das Radwegenetz zu einer Runde kombiniert.
Tourenvorschlag 2 befindet sich im Klebwald zwischen Ostfildern und Esslingen-Weil. Auf einer Länge von 8,5 Kilometern können zwei Trailabschnitte zu einem Rundkurs kombiniert werden.
Tourenvorschlag 3 umfasst 12,6 Kilometer und erstreckt sich vom Ortskern Denkendorf in Richtung Deizisau.
Tourenvorschlag 4 umfasst den Bereich Wolfschlugen, Unterensingen und Neuhausen. Der Trail ist 8,4 Kilometer lang.
Tourenvorschlag 5 erstreckt sich 6,2 Kilometer über das nördlich von Reichenbach liegende Waldgebiet in Richtung Lichtenwald.
Tourenvorschlag 6 verläuft im Siebenmühlental und hat eine Länge von 16 Kilometern. eh