Wahlschlappen und Eskapaden auf Bundesebene sorgten in diesem Jahr für einige Ohrfeigen bei der SPD. Dass der Vertrauensverlust groß ist, wurde auf dem Kreisparteitag des Kreisverbands Esslingen nicht beschönigt. Jürgen Zieger, Esslingens Oberbürgermeister, fand deutliche Worte zu den schlechten Umfrageergebnissen. Auf der Versammlung wurde auch klar, dass man an der Basis nicht länger Wunden lecken, sondern mit Zuversicht ins kommende Wahljahr starten will.
Die Stimmung auf dem Kreisparteitag war zwar locker, aber doch sehr gedämpft - angesichts der Ereignisse im zurückliegenden Jahr. Da braucht es Motivation und Zuversicht, forderte der Kreisvorsitzende Michael Beck. „Wir müssen die Basis stärken. Es reicht nicht, über die Parteifreunde auf Landes- und Bundesebene zu schimpfen“, stellte der Parteichef im Landkreis Esslingen fest.
Gerade deshalb setzt der Kreisverband auf das vorgestellte Wahlprogramm. Sonja Spohn, Vorsitzende der Kreistagsfraktion, zeigte sich zufrieden: „Wir haben das Wahlprogramm so früh wie nie zuvor verbreitet, und die Resonanz der Parteimitglieder war hoch.“ Die SPD setzt dabei auf Persönlichkeiten und prägnante Inhalte. „Es bringt nichts, ein seitenlanges Programm aufzustellen. Die wichtigsten Punkte für den Kreis Esslingen stehen fest.“ Mit den Schlagworten „Sozial, engagiert, weltoffen und konkret“ wollen die Sozialdemokraten im kommenden Wahljahr um Stimmen werben. Dabei steht die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs im Mittelpunkt. „Das Thema betrifft Jung und Alt. Mobilität ist hoher Anspruch“, betont Sonja Spohn. Sie lobt zwar die Reformen der Tarifzonen, jedoch gehe das nicht weit genug. „Wir streben das Wiener Modell an. Pro Tag ein Euro Kosten für die öffentlichen Verkehrsmittel ist das Ziel.“
Ebenso will die SPD die beruflichen Schulen weiter fördern. „Die Digitalisierung hat begonnen, aber wir müssen sie begleiten und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.“ Die 66 Delegierten in der Grötzinger Mehrzweckhalle zeigten sich vom Programm überzeugt. Michael Beck rief den Parteifreunden zu: „Macht das neue Wahlprogramm der SPD in euren Kreisen bekannt.“
Wind von vorne
Dr. Jürgen Zieger sprach Klartext über die vergangenen Wochen und Monate der SPD und die daraus resultierenden schlechten Umfrageergebnisse. „Das ist keine schöne Botschaft, es ist die Wirklichkeit“, wetterte er. Er sei in der letzten Zeit oft gefragt worden, was das für eine SPD sei. Doch trotz der Tiefschläge in diesem Jahr zeigt sich Zieger motiviert: „Der Wind kommt zwar oft von vorne, aber ich kämpfe als Sozialdemokrat.“
Er machte den Parteimitgliedern Hoffnung und forderte zugleich Optimismus: „Mit Kaffeetrinken kann man keine Wahl gewinnen. Ich bin mehr ins Gewinnen als ins Verlieren verliebt.“ Man solle jetzt Gas geben und um Stimmen kämpfen.