Soziales
Aufnahme von Geflüchteten: Auch so kann eine Unterkunft aussehen

Die Gemeinde Holzmaden hat in Eigenregie eine Anschlussunterbringung für Geflüchtete bauen lassen, im August sollen die ersten Bewohner einziehen. Vorher durften sich Anwohner vor Ort umschauen. 

Bürgermeister Florian Schepp (2.v.l.) und Hauptamtsleiter Marcel Straub (3.v.l.) zeigen Anwohnerinnen und Anwohnern von Holzmaden die frisch fertig gestellte Anschlussunterbringung. Links im Bild: Das Feuerwehrmagazin. Foto: Tobias Tropper

So sieht sie also aus, Holzmadens Lösung zur Bewältigung des Aufnahmekontingents für Geflüchtete: Helle Holzfassade, rechteckiger Grundriss, Flachdach. Modern und wohnlich wirkt das neue Gebäude neben dem Gerätehaus der Holzmadener Feuerwehr. Über eine Außentreppe aus Stahl gelangt man in den ersten Stock, wo es sogar einen kleinen Balkon mit Blick ins saftige Grün gibt. Dass es sich hier um eine Anschlussunterbringung für Geflüchtete und Obdachlose handelt, sieht man dem Neubau wirklich nicht an. Knapp eine Million Euro hat sich Holzmaden das Projekt kosten lassen. Das ist eine hohe Inves­tition, aber wir generieren auch Einnahmen“, sagte Holzmadens Bürgermeister Florian Schepp
 

 

„Wir wollten etwas Solides und Ordentliches, aber mit einfachem Ausbaustandard.

Bürgermeister Florian Schepp erklärt, worauf die Gemeinde Wert gelegt hat.

 

schon vor einem Jahr, als er beim Gemeinderat um die Zustimmung warb. Tatsächlich bekommt die Gemeinde vom Landkreis oder vom Jobcenter – je nach Status der Bewohner –  eine regelmäßige Miete für jeden Bewohner und jede Bewohnerin mit Flüchtlingsstatus, und 127.000 Euro Fördergelder gab es auch noch. Außerdem habe die Gemeinde eine Aufnahmeverpflichtung, aber keine freien kommunalen Liegenschaften. Das Grundstück, auf dem sich die Feuerwehr befindet, ist zwar kein Baugebiet, aber für „Wohnraum für soziale Zwecke“ baurechtlich ausgewiesen. 

„Es ist jetzt auch nicht so, dass hier ein Bus mit Geflüchteten ankommt“, beruhigt der Schultes. Denn ein Großteil der künftigen Bewohner, die überwiegend aus der Ukraine stammen, lebt bereits in der Gemeinde und sind derzeit noch in Familien untergebracht. Mit zunehmender Kriegsdauer wurde den Verantwortlichen jedoch klar, dass dies kein Dauerzustand ist. Die Idee eines Neubaus hatte mehr und mehr und mehr Kontur gewonnen, um der Aufnahmeverpflichtung des Landkreises nachkommen zu können. Bis zu 18 Personen können in der neuen Anschlussunterbringung leben, insgesamt stehen 160 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung.

 

Die Lage finden die Nachbarn gut

Bevor die ersten Bewohnerinnen und Bewohner kommen, haben Bürgermeister und Hauptamtsleiter Marcel Straub die Anwohner zu einer kleinen Begehung eingeladen. Wer Interesse hatte, konnte sich in dem Haus umschauen und feststellen: Es fehlt an nichts, übertrieben wurde aber auch nicht. Baustandard KW40, PV-Anlage auf dem Dach, Fußbodenheizung, energetisch ist alles nach dem neuesten Stand. „Wir wollten hier keine beigen Metallcontainer hinstellen“, sagt Marcel Straub. Das freut nach eigenem Bekunden auch die Anwohner, die draufschauen müssen. Auch die Lage findet eine Nachbarin gut: Die neuen Bewohner nah am Ort untergebracht.

Sicherheit und Nachhaltigkeit spielt bei der Einrichtung eine Rolle. Die Herdplatten schalten sich automatisch ab, wenn man vergisst, sie auszuschalten, die Wärme bezieht das Haus von der Heizzentrale der benachbarten Feuerwehr, die Möbel sind einfach und funktional und auf „Luxus“ wie WLAN wurde bewusst verzichtet. „Wir haben ja öffentliches WLAN am Rathaus“, erklärt Bürgermeister Florian Schepp. Vier Geflüchtete muss die Gemeinde laut Verteilungsschlüssel in diesem Jahr noch aufnahmen, das ist nun problemlos möglich, noch im August sollen die ersten Bewohner einziehen. 

Die Zweckbindungsfrist für das Gebäude läuft zehn Jahre, was dann mit dem Gebäude passiert, entscheidet dann die Gemeinde. Auf jeden Fall hat man Wert darauf gelegt, dass es dann auch noch in einem ansprechenden Zustand ist. Florian Schepp betont: „Wir wollten etwas Solides und Ordentliches, aber mit einem einfachen Ausbaustandard.“