Wenn alles glatt läuft, hat Weilheim bereits zu Beginn des kommenden Jahres wieder eine Musikschule - und zwar in Form einer Außenstelle der Musikschule Kirchheim. Stadtverwaltung und Gemeinderat haben grünes Licht gegeben und nehmen in Kauf, dass Weilheim höhere Zuschüsse zahlen muss als bisher. Ihr eindeutiges Signal: Auch in Zukunft sollen Kinder und Jugendliche vor Ort musikalisch gefördert und ausgebildet werden. Um die Kooperation zu besiegeln, muss noch das Kuratorium der Musikschule Kirchheim zustimmen. Das dürfte nur eine Formsache sein.
Anfang Juli war bekannt geworden, dass die Weilheimer Musikschule insolvent ist und den Unterricht noch im gleichen Monat einstellt. „Als wir informiert wurden, war das Kind schon in den Brunnen gefallen“, bedauert Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle, dass der Verein nicht schon früher das Gespräch mit der Stadt gesucht hatte. Trotzdem wurde ein Runder Tisch mit allen Beteiligten ins Leben gerufen, um zu klären, wie die Zukunft aussehen könnte. Dabei kristallisierten sich drei Optionen heraus: die Gründung eines neuen Weilheimer Musikschul-Vereins, die Einrichtung einer Außenstelle der Musikschule Kirchheim oder die „Null-Lösung“, bei der es überhaupt keine institutionalisierte musikalische Ausbildung unter der Limburg mehr gegeben hätte.
Die Meinungen dazu waren anfangs unterschiedlich gewesen. Im Raum stand stets die Frage, ob Weilheim überhaupt noch ein solches Angebot braucht, das für die Kommune recht kostenintensiv ist, oder ob der Bedarf über private Musiklehrer abgedeckt werden kann. Vertreter des Musikvereins Stadtkapelle Weilheim hatten dies für sich eindeutig beantwortet und versucht, einen neuen Verein auf die Beine zu stellen. Aber das Projekt scheiterte. Unter anderem hatten sich nicht genügend ehrenamtliche Mitstreiter gefunden.
Jetzt hat der Weilheimer Gemeinderat geschlossen dafür gestimmt, in Weilheim eine Außenstelle einzurichten - die beste Lösung, wie Johannes Züfle findet: „Die Musikschule Kirchheim hat über 1 250 Schüler und ist eine etablierte Einrichtung auf Vereinsbasis, die gut funktioniert.“ Von der Kooperation könne Weilheim sehr profitieren. „Wir schaffen keinen weiteren Wasserkopf, haben dafür aber eine zeitnahe, effiziente Lösung.“ Ein wichtiger Punkt ist für ihn auch die Bandbreite, die eine große Musikschule bieten kann: „Sie reicht von der musikalischen Früherziehung über Gruppen-, Einzel- und Orchesterunterricht bis hin zur Vorbereitung auf ein Musikstudium.“
Bedenken einiger Stadträte, dass die Weilheimer Außenstelle lediglich zum „Anhängsel“ der großen Kirchheimer Musikschule werden könnte, konnte Hans-Peter Weyhmüller, Leiter der Kirchheimer Musikschule, schon in Vorgesprächen zerstreuen.
„Zunächst wird abgefragt, wo der Bedarf liegt“, erläutert der Musikschulleiter. „Wir gehen davon aus, dass vor allem die musikalische Früherziehung gefragt ist, aber auch Flöten- und Gitarrenstunden.“ So viel Instrumentenunterricht wie möglich soll vor Ort in Weilheim angeboten werden. „Auch Veranstaltungen und Angebote wie die Instrumentenberatung wird es geben“, kündigt er an. Starten soll der Unterrichtsbetrieb in der Zähringerstadt zu Beginn des kommenden Jahres.
Aus Hans-Peter Weyhmüllers Sicht ist die zwar Kooperation nur zweite Wahl. „Am besten ist immer eine eigene Lösung vor Ort“, sagt der Musikschulleiter, der damit auch die Position des Landesverbands der Musikschulen vertritt. Er begrüßt aber, dass es dank der Zusammenarbeit überhaupt noch einen Musikschulbetrieb in Weilheim geben wird. So sieht es auch Joachim Kamin, Finanzvorstand der Stadtkapelle Weilheim. „Die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen an einer Musikschule sichert auch unseren Nachwuchs“, zeigt er sich zufrieden mit der Entscheidung.