Oft wurde debattiert, jetzt ist es beschlossene Sache: Das frühere „Hirsch-Ensemble“ in der Kirchheimer Straße 44 bis 48, vis-à-vis zur Martinskirche gelegen, wird abgerissen. An seiner Stelle entstehen zwei Mehrfamilienhäuser mit 20 Wohneinheiten samt Tiefgarage mit 19 Stellplätzen und weiteren acht an der Straße. Die zugehörigen Grundstücke sind verkauft. Allerdings sind in Hochdorf nicht alle von der Idee begeistert, den nötigen Wohnraum durch Neubauten zu schaffen. Ende November 2021 hatte sich noch ein Experte die Bestandsgebäude angesehen und aufgrund deren Lage direkt an der Gehweghinterkante der Landesstraße eine Sanierung ausgeschlossen. Ebenso die Stadtentwicklungsgesellschaft STEG. Im aktuellen Fall herrscht im Gemeinderat vor allem Uneinigkeit bei der Frage, ob sich die beiden Neubauten ins historische Ortsbild einfügen.
Bereits 2016 wurde über eine Neubebauung auf dem Areal diskutiert. Kurz vor Weihnachten 2021 legte die jetzige Bauherrschaft– die Firma Hartmut Fischer Planbau aus Deizisau – eine Bauvoranfrage vor, die sich an der 2016er-Variante mit einer weniger intensiven Nutzung des Grundstücks orientierte. Das Gremium erteilte mehrheitlich das Einvernehmen. Zugestimmt hatte auch die Baurechtsbehörde des Landratsamts. Ein paar angeregte Anpassungen hat der Bauherr jetzt in seinen aktuellen Bauantrag eingearbeitet. So entfallen laut Bürgermeister Gerhard Kuttler die vormals geplanten Gauben zur Straßenseite hin, was das dortige Gebäude weniger wuchtig wirken lasse. An dessen Fassade wurde im Untergeschoss ein Klinkervorsatz eingeplant, „das lockert die Bebauung auf und sie passt sich dem Bestand an.“ Die Ausfahrt aus der Tiefgarage und von den Außen-Stellplätzen auf die Landesstraße sei von der Straßenverkehrsbehörde aufgrund des geltenden Tempo 30 als unbedenklich eingestuft worden.
„Trotz aller Anpassungen und der Tatsache, dass so etwas immer Geschmackssache ist, finden wir als Fraktion nicht, dass die beiden neuen Gebäude in die Ortsmitte passen. Die Parkplätze in der Tiefgarage sind auch schwierig anzufahren“, sagte Beate Schmid (SPD). „Überhaupt nicht gut gelöst“ findet Birgit Wiesenhütter (Die.Mitte) die Parksituation insgesamt. Ihr Fraktionskollege Thomas Zinßer stimmte beiden Punkten zu: „Statt der Stellplätze an der Straße sollte man eher den Gehweg aufweiten, begrünen und die ganze Anlage noch weiter nach hinten rücken, um den Blick auf die historische Umgebungsbebauung richtig freizugeben."
Ziele besser umsetzen
Etwas anders sah das Kai Liebermeister (Grüne). Beim Thema „ortsbildprägend“ gehe es nicht nur um die Gebäudeansicht. Statt an der Straße künftig alles mit Autos vollzustellen, sollte man vielmehr auch die Neubauten an die Straße anpassen, wie den aktuellen Bestand, befand er. Karsten Rößler (SPD) erinnerte einmal mehr an die festgelegten Leitbilder im Ortsentwicklungskonzept. Demnach solle das historische Ortsbild gesichert und weiterentwickelt werden: „Dieses alte Ensemble ist mit der Umgebungsbebauung ortsbildprägend. Wir müssen unsere gesetzten Ziele besser umsetzen."
CDU, Freie Wähler und Verwaltung bestätigten dagegen ein Einfügen der geplanten Neubebauung. „Das ist alles schöner, als es aktuell aussieht, und die Stellplätze sind teils durch eine Hecke gar nicht sichtbar", bemerkte Markus Krämer (CDU). Als „folgerichtigen Schritt in die Zukunft" bewertete Bürgermeister Gerhard Kuttler das Bauvorhaben. Mehrheitlich erteilte der Gemeinderat dem Bauantrag letztlich grünes Licht.