Zwischen Neckar und Alb
Aus für die Klimapartnerschaft zwischen Nürtingen und Soma

Beziehungen Noch bevor die Kooperation zwischen der Stadt Nürtingen und der gambischen Stadt Soma so richtig anlaufen konnte, wurde die Zusammenarbeit von der Stadt Nürtingen aufgelöst. Die Aufgabe sei zu zeitintensiv.

Nürtingen. Ende 2020 wurde die Klimapartnerschaft zwischen Nürtingen und Soma im westafrikanischen Gambia besiegelt. Die Kooperation sollte im Rahmen des Projekts „Kommunale Klimapartnerschaft“ des Bundes stattfinden. Nürtingen hatte sich für Soma in der Lower River Region entschieden, da es schon viele Verbindungen in die Region gibt. Gemeinsam wollte man Themen wie den Umgang mit Starkregenereignissen und die Aufforstung anpacken, aber der Nürtinger Stadtrat hat sich gegen die Fortführung der Partnerschaft entschieden.

Laut Tamara Fischer, Klimaschutzmanagerin der Stadt Nürtingen, habe man den Arbeitsaufwand falsch eingeschätzt. Beim Netzwerktreffen der Kommunalen Klimapartnerschaften sei klar geworden, dass die Kapazitäten in Nürtingen nicht ausreichen werden, um einer Klimapartnerschaft gerecht zu werden: „Nach den Gesprächen war ich vollkommen desillusioniert“, so Fischer. Um die Aufgabe zu stemmen, sollte eine neue Stelle in der Stadtverwaltung geschaffen werden – befris­tet auf zwei Jahre und zu 90 Prozent aus Bundesmitteln finanziert. Die Erfahrungen anderer Kommunen hätten aber gezeigt, dass die eigentliche Arbeit erst nach den zwei Jahren beginnt. Fischer hält es für sinnvoller, die vorhandenen Arbeitsressourcen in Klima-Projekte in Nürtingen zu investieren: „Der CO2-Fußabdruck, den wir hier in Nürtingen hinterlassen, ist um ein Vielfaches höher als der, den die Menschen in Gambia hinterlassen“, gibt sie zu bedenken. Deshalb sollte man zunächst einmal vor Ort etwas für das Klima tun.

Christian Arndt, Professor für Volkswirtschaftslehre und Leiter des Zentrums für Nachhaltige Entwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen, sieht in der aufgelösten Klimapartnerschaft eine vertane Chance: „Beim Klimaschutz können wir nur erfolgreich sein, wenn wir das Thema in einen globalen Kontext setzen.“ Zunächst müsse ein Umdenken bei den Leuten stattfinden, dafür brauche es einen Perspektivwechsel. „Nur so lernt man dazu“, sagt Arndt. Gerade weil die Menschen in Gambia einen so viel kleineren ökologischen Fußabdruck hinterlassen, könnten Menschen hier daraus lernen. Matthäus Klemke