Vier von fünf: Die Bilanz nach einem Jahr kann sich sehen lassen. Lediglich eine Erzieherin ist wieder nach Spanien zurückgegangen, David Badorrey, Iris Flores, Sandra Malumbres und Laura Bueno sind gekommen, um zu bleiben. „Wir sind sehr zufrieden, 80 Prozent ist eine gute Quote“, sagt Karin Kuhn-Schmidgall, die bei der Stadt Weilheim für das Personal zuständig ist. Die hatte sich im Rahmen des Projekts „Erzieher für Baden-Württemberg“ um pädagogische Fachkräfte aus Spanien beworben. Organisiert wird das Ganze vom Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV). „In Spanien ist das Niveau der Ausbildung sehr ähnlich, daher bietet es sich an“, sagt Hauptamtsleiterin Daniela Braun. Daher reichen neun bis zwölf Monate Anpassungsphase,
„Die Deutschen sind happy und freundlich.
Iris Flores ist von ihrer neuen Heimat positiv überrascht.
bis die Erzieherinnen und der Erzieher ihre Anerkennung haben und nunmehr vollwertige Erzieher im deutschen System sind. Zudem wird das ganze Programm von der EU mit 1500 Euro pro Erzieherin oder Erzieher gefördert.
Daniela Braun freut sich umso mehr über den Erfolg, als es anfangs viele Vorbehalte gab. Dann war der Start mit Sprachschwierigkeiten und der neuen Umgebung auch noch recht holprig. „Die Iris hatte eine Wohnung gemietet, dachte aber, dass sie möbliert wäre. Das war aber leider nicht der Fall“, erzählt sie. Also musste im Bauhof nach einer Matratze gesucht werden. Dass schließlich die meisten Probleme beseitigt werden konnten, sei auch ein Verdienst der Weilheimerinnen und Weilheimer. „Typisch, herzlich, Weilheim, das ist hier sicher besonders“, lobt Daniela Braun die Hilfsbereitschaft. Gerade bei der komplizierten Bürokratie oder Wasser- und Stromanschluss gab es viel Unterstützung. Das hat auch die Gäste von der iberischen Halbinsel überrascht.
„Man hat uns gesagt, dass hier alle so ernst sind. Das stimmt überhaupt nicht, die Leute sind sehr happy und freundlich“, sagt Iris Flores. Und auch sie selbst sei gut drauf. „Heute“, sagt sie mit einem vielsagenden Lächeln. Tatsächlich hat sie mehrfachen Grund zur Freude, denn ihr Mitstreiter und Kollege David Badorrey, den sie vor dem Deutschland-Abenteuer im Sprachkurs kennengelernt hat, ist mittlerweile ihr Lebenspartner. Und auch bei Sandra Malumbres haben sich die Dinge positiv entwickelt: Ihr Freund ist aus Spanien nachgekommen und hat nach nur einem Monat eine Stelle beim örtlichen Aldi gefunden. Da fallen gelegentliches Heimweh, die fehlende spanische Küche und Sprachhindernisse nicht mehr ganz so schwer ins Gewicht – zumindest nicht für die vier Verbliebenen.
Für Laura Bueno, die aus dem andalusischen Malaga stammt, hatte das erste Jahr in Weilheim sogar ein ganz besonderes Erlebnis zu bieten: Sie hat im Städtle den ersten Schnee ihres Lebens gesehen. „Meine Eltern waren da, wir waren alle auf dem Marktplatz und es hat geschneit“, sagt sie strahlend. Fußballfan David hat sich als „empathischer Ruhepol“ und Experte am runden Leder in der Kita Bahnhofstraße einen Namen gemacht: So steht es auf seinem Steckbrief, der von jedem Mitarbeiter an der Wand hängt. Iris Flores schätzt an Deutschland die Pädagogik und den Betreuungsschlüssel: „Hier gibt es viele Erzieher und wenig Kinder. In Spanien kommt manchmal auf einen Erzieher 25 Kinder.“
So sind die spanischen Neuzugänge auch für die Kids eine Bereicherung, und nicht weniger wichtig: Auch für die Kindergarten-Eltern. „Sie waren offen und hatten den Mut, mit uns den Weg zu gehen. Das war uns natürlich besonders wichtig“, sagt Daniela Braun. Daher ist es für die Stadt Weilheim klar, dass die Aktion nicht einmalig ist. Für das Frühjahr 2025 ist die nächste Runde geplant, erste Gespräche laufen schon. Die „Neuen“ werden es dann sicher noch einfacher haben als die Pioniere. „Mit den vieren hier haben wir ja schon die geeigneten Paten vor Ort, die logischerweise auch die Sprache sprechen“, freut sich die Hauptamtsleiterin über die wachsende spanische Gemeinschaft in Weilheim.
Zum Glück fehlt den spanischen Neu-Bürgerinnen und -bürgern momentan nur noch eine Sache: „Ein Auto“, kommt es wie aus einem Mund.