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Aus vielen Teilen wird ein Ganzes

Tradition Beim Kirchenmusiktag des Dekanatsbezirks Nürtingen in St.Franziskus in Weilheim erlebten die Besucherinnen und Besucher einen mit Höhepunkten gesprickten Abend voll wirkungsvoller Chorsätze. Von Winfried Müller

Wie ein Fest nach langer Trauer", so heißt es in einem neueren Kirchenlied, und diese Stimmung, diese Freude, wieder aus voller Kehle gemeinsam singen zu dürfen, war allen Mitwirkenden des Kirchenmusiktages anzuhören und anzusehen. Vorab waren einige Stücke aus dem Abendprogramm bei der Verabschiedung des Dekans Paul Magino am Donnerstag im Esslinger Münster zu hören gewesen.

Am Samstag verbanden sich etwa 150 Sängerinnen und Sänger aus den Chören der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Neckar-Aich, des Kirchenchores St. Kolumban Wendlingen-Unterboihingen, des Kirchenchores Zum Guten Hirten Köngen-Unterensingen, des Kirchenchores der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim sowie des gastgebenden Chores der Franziskuskirche Weilheim zu einem großen Ensemble. Mit stimmungs- und wirkungsvollen Chorsätzen aus dem anglikanischen Raum hatten die verantwortlichen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker eine gute Wahl getroffen, ist doch die Klangwirkung mit einem großen Ensemble besonders beeindruckend. Und diese Wirkung erzielten die Mitwirkenden durch eine anhaltend präzise Intonation, große Textverständlichkeit und eine differenzierte Dynamik, die in allen Werken des Abends gefordert war.

„Sprechende Mimik“

Ein großes Lob ging an die Chorleiterinnen und Chorleiter, die nicht nur die Kompositionen in akribischen Proben mit ihren Ensembles gründlich vorbereitet hatten, sondern auch die Spannungsbögen an diesem Abend mit klaren Dirigiergesten und „sprechender Mimik“ intensiv gestalten und halten konnten. Eine schwierige Aufgabe, zumal alle aus den Kirchenbänken heraus sangen, nach Stimmen gruppiert, in gewisser Distanz zu den anderen Stimmen und auch noch die Orgel, traditionell in der Ferne positioniert, dazu dirigiert werden musste. Die Unmittelbarkeit des Klanges im Raum für die Zuhörenden teilte sich so aber sehr gut hörbar und erlebbar, eindringlich mit. Die Gottesdienstbesucher, die immer wieder auch mitsangen, waren so von Anfang an „Mitfeiernde“. Im Ablauf eines Abendlobs erklangen die ausgesuchten Chorwerke, die Liturgie hielt Dekanatspräses, Pfarrer Peter Martin aus Weilheim, der in seiner Predigt besonders den Aspekt des Hörens auf Gottes Wort betonte.

Sopranstimmen gefallen

Klangmächtig mit Akkordballungen an der Orgel und komplizierten Intervallen eröffnete das „Deus in adiutorium, Gott helfe mir“ des britischen Chorleiters, Komponisten und Sängers, Bob Chilcott, den Abend. Hier war das Ensemble besonders intonatorisch und im dynamischen Bereich stark gefordert, bewältigte die Anforderungen, unterstützt durch das präzise Orgelspiel von Paul Theis, aber glänzend. Beim anschließenden Hymnus von John Goss, einer Vertonung des franziskanischen Sonnengesangs, wussten besonders die Sopranstimmen durch strahlende, runde Höhen zu gefallen. Im Psalm 23 des Briten Chris Artley kam die Präzision der einzelnen Stimmgruppen, die Ausgewogenheit der Stimmregister, trotz einer zahlenmäßigen Überlegenheit der Frauenstimmen, sehr gut zu Gehör. Zu einem der Höhepunkte des Abends gestaltete sich das Magnificat der englischen Komponistin Margaret Rizza, die lange Zeit auch als Opernsängerin sehr erfolgreich war. Aus einem ruhig fließenden Duktus heraus, entwickelte sich eine eher unspektakuläre Melodie in ständig variierten Abläufen zu einem bezwingenden Klangstück, dem sich niemand entziehen konnte. Besonderes Lob geht hierbei an den Chor, der die nötige Spannung des meditativen Stückes halten konnte, sowie an Paul Theis, der durch seine Registrierkunst der fast barock anmutenden „Chaconne“ Farbe und Binnenspannung verlieh, sowie an Thomas Specker, der die Fäden präzise und unaufgeregt in der Hand hielt.

Beim Credo wurden die Zwischentexte vom Chor gesprochen, dazwischen das Glaubensmotto gesungen, eine gut umgesetzte, aparte Idee. Nach den Fürbitten, einem Vaterunser, vertont von Robert Volkmann, klang der Abend mit John Rutters „Jesus Christus ist der Felsen“ aus. Das kraftvolle Choralwerk vereinigte nochmals die ganzen Stärken des Gesamtchores und hinterließ bei der zahlreichen Zuhörerschaft einen tiefen Eindruck, der durch anhaltenden Beifall honoriert wurde.