Bissingen. Sie waren sichtbar in die Jahre gekommen, die Toiletten im Bissinger „Seestüble“, das mit der Kegelbahn auch als Vereinsheim von den Turnern des TV Bissingen genutzt wird. Der ganze Sanitärbereich war nicht mehr ganz „up to date“. „Uns fehlte eine zweite Damentoilette“, sagt Vereinsvorsitzender Ralf Schröpfer. Gleiches galt für das öffentliche WC im selben Gebäude, das seit 1984 Wanderern oder Festbesuchern von dem ein Stück oberhalb gelegenen Festplatz zur Verfügung stand, aber räumlich von der Gaststube getrennt war. Die Gemeinde und der Turnverein erkannten ein gemeinsames Interesse, taten sich zusammen, und so hieß das Motto: Aus zwei alten Toiletten mach eine neue.
Die alte Vereinstoilette im Gastraum ist abgerissen worden, das ergibt jetzt mehr Platz für Feierlichkeiten. Die öffentliche Toilette nebenan ist komplett saniert worden und nun mit dem Gastraum durch eine Sicherheitstür verbunden, die nach Feierabend geschlossen werden kann. Von außen ist die Toilette ebenfalls zugänglich.
Seit Beginn der Sommerferien ist die neue Anlage in Betrieb. „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv“, sagt Ralf Schröpfer. Neu für Wanderer und Busfahrer: Künftig können sie sich auch im Winter erleichtern, das war früher nicht möglich. Die Öffnungszeiten sind von April bis September von 10 bis 21 Uhr und von Oktober bis März von 10 bis 17 Uhr. In „dringenden Fällen“ ist auch ein Zugang über das Lokal möglich, täglich außer sonntags von 15 bis 0 Uhr und am Samstag von 13 bis 2 Uhr.
Die Turner investierten ehrenamtlich 400 Arbeitsstunden, die Gemeinde kümmerte sich um die Entsorgung des Abfalls, stellte Fliesenleger vom Bauhof zur Verfügung und gab 35 000 Euro dazu. Dieser Betrag war 2015 ohnehin vom Gemeinderat für eine Sanierung vorgesehen. Die Gesamtkosten liegen laut Ralf Schröpfer unter 100 000 Euro, auch dank der Eigenleistung. Es wurde bei der Gelegenheit ein neuer Schallschutz für die Entlüftungsanlage installiert, und es gibt jetzt eine barrierefreie Toilette mit Warnlampe für Notfälle. Im Damenklo mit jetzt zwei WCs gibt es zusätzlich einen Wickeltisch. Das hatte für Bürgermeister Marcel Musolf bei der Planung oberste Priorität, und auch da wurde die Verwaltung schnell mit den Turnern einig. „Das ist ein schönes Beispiel von Kooperation innerhalb der Gemeinde“, sagt er.
Dass es insgesamt deutlich weniger Toiletten geworden sind, sehen weder Ralf Schröpfer noch Marcel Musolf als Problem an. „Wanderer können sich jetzt in der Toilette umziehen, das war früher bei den engen Räumen kaum möglich“, freut sich Ralf Schröpfer. „Die Menge und Größe sind jetzt bedarfsgerecht“, findet auch der Gemeindechef. Früher habe es bei jedem Fest eine Art Pilgerstrom hinunter zur Toilette gegeben, heute sei das nicht mehr der Fall. „Mittlerweile haben Sie bei jedem Fest einen Toilettenwagen“, sagt Marcel Musolf. Die Kooperation zwischen Verein und Gemeinde ist für ihn eine klassische Win-win-Situation, denn am Ende haben alle gespart und Platz gewonnen. Thomas Zapp