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Ausbildung: Spanische Erzieherinnen loben Weilheimer Kitas

Fachkräfte Nach einer Woche Hospitanz wollen vier spanische Erzieherinnen und ein Erzieher im Oktober in den Weilheimer Kitas anfangen. Vom deutschen System und „den Deutschen“ sind sie durchweg begeistert. Von Thomas Zapp

Sandra Malumbres ist nach dem einwöchigen Praktikum in den Weilheimer Kitas Schellingstraße, Lerchenstraße und Bahnhofstraße begeistert. „Hier haben die Kinder viel Bewegung“, sagt sie. Das Lernen finde ganz nebenbei statt. Die ausgebildete Erzieherin aus Madrid findet: Deutsche Kinder im Alter bis sechs Jahren haben mehr Freiheiten als ihre Altersgenossen im kinderlieben Spanien – zumindest während ihrer Kindergartenzeit. Dazu muss man wissen: Die spanische „guardería“ entspricht der U3, dahin gehen die Kleinen im Alter von null bis drei Jahren, danach geht es für die Kids in die Vorschule. Den „Kindergarten“ nach deutschem Modell kennt man dort in der Regel nicht. Den wollen Sandra sowie vier weitere Spanierinnen und Spanier ab Oktober daher nun intensiver in Weilheim kennenlernen.

Die Zähringerstadt hatte sich beim Projekt „Erzieher für Baden-Württemberg“ des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit um pädagogische Fachkräfte aus Spanien beworben. Die Chancen, dass die spanischen Praktikantinnen ihren „Anpassungslehrgang“ in Weilheim beginnen, um nach etwa einem Jahr als staatlicher Erzieher anerkannt zu werden, stehen gut.

 

„Die Idee ist, zu bleiben“

Auch bei Sandra, denn ihre bislang größte Sorge hat sich bereits zerstreut: „Ich dachte, es gibt hier keine passierten Tomaten und kein Olivenöl, aber das habe ich schon im Supermarkt gefunden.“ Und ganz nebenbei ist die Bezahlung auch besser als in ihrem Heimatland. Dass die 24-Jährige für länger plant, scheint offensichtlich: Ihr Freund kommt mit und will sich eine Stelle als Gärtner oder Aushilfe suchen. „Die Idee ist, zu bleiben“, sagt sie.

Laura Bueno ist ebenfalls 24, will auch ihren Freund mitbringen und kommt aus dem andalusischen Málaga. Die Grundschullehrerin hat eine Ausbildung als psychologische Betreuerin, etwa vergleichbar mit dem schulpsychologischen Dienst. Ihr gefällt das deutsche System besser. „Mich hat überrascht, dass die Kinder sofort hören, wenn die Erzieherin etwas sagt.“

Voll des Lobes für das deutsche System ist auch Iris Flores aus Barcelona, vor allem die größere Selbstständigkeit der Kinder gefällt ihr. „Das geht, weil fünf Kinder auf eine Erzieherin kommen, in spanischen Kitas kann das ein Verhältnis 18 zu 1 sein“, weiß sie. Das sei vor allem in privaten Krippen der Fall: Für die zählt schließlich jedes Kind im wahrsten Sinne des Wortes. Was sie noch bewundert: „Die Erzieherinnen verlieren hier nicht die Nerven“, sagt sie. Sie geben Anweisungen, an die sich gehalten werde. Was die studierte Sportlehrerin noch gut findet: Alle Kinder gehen raus, auch wenn es regnet. „Und trotzdem ist es hinterher sauber“, sagt sie. Die Spanierin lobt die deutsche Disziplin, die man in Deutschland eigentlich vermisst: „Einmal Klatschen, dann ist Ruhe.“

 

Spanien: Whatsapp an die Eltern

Iris Flores gefällt in Deutschland vor allem die Interaktion mit den Kindern. In Spanien sei man oft damit beschäftigt, Whatsapps an die Eltern zu schreiben. „Die Eltern wollen immer informiert sein.“ Daher müsse man die Kinder im Blick haben und kontrollieren: „Wir geben nur Anweisungen.“ Selbstständigkeit werde in der guardería nicht gefördert. „Sie können sich nicht selbst beschäftigen. Ich glaube, Kinder mit drei Jahren in die Vorschule zu schicken, ist zu früh.“

In Weilheim wird Iris mit David Badorrey aus Sabadell zusammenwohnen. „Mir war es wichtig, meine Komfortzone zu verlassen“, erzählt der 21-Jährige. Außerdem fehle ihm in Spanien die Wertschätzung seines Berufes. Nach der ersten Probewoche ist sein Eindruck: „Sehr gut.“ Auch von „den Deutschen“: Die seien gastfreundlich, empathisch und hilfsbereit. Der Arbeitsstil in Spanien sei oft auf Äußerliches fixiert. „Man ist viel damit beschäftigt, Fotos von den Kindern zu machen“ – damit es eine schöne Erinnerung gibt. 

Mina Abiyeva aus Torrelavega in Kantabrien hat schon elf Jahre in Deutschland gelebt und beherrscht die Sprache. Für sie stellt sich die Frage: „Was, wenn es nicht klappt?“ Sie kann die Stelle wieder wechseln, aber auch sei will auf jeden Fall in Deutschland arbeiten. Ihr einziges Thema ist momentan noch eine passende Wohnung, aber auch sie macht klar: „Ich möchte hierbleiben.“

Aktuell werden noch zwei Wohnungen für spanische Erzieherinnen gesucht, am besten möbliert. Interessenten können sich per Mail an d.braun@weilheim-teck.de wenden.