Bissingen/Großbettlingen. Sprengen statt Sägen – dieses Prinzip zum Erhalt von Biotopbäumen ist in den Kommunalwäldern Bissingen und Großbettlingen unter Federführung des Kreisforstamtes Esslingen angewandt worden. Ziel war es, eine komplette Fällung von markanten Einzelbäumen zu vermeiden und die Bäume so als Habitat für Pflanzen und Tiere zu erhalten.
„Eine Baumkrone zu sprengen, um den Baum als Biotop zu erhalten, klingt zunächst widersinnig. Genau diese Maßnahme kann aber helfen, wenn die Verkehrssicherheit eines Baums nicht mehr gewährleistet ist, der Baum schwer für einen Hubsteiger zugänglich ist und in der Folge komplett gefällt werden müsste“, erläutert Julia Usenbenz, Revierleiterin im Forstrevier Weilheim. Häufig gehe nur von absterbenden Ästen in der Baumkrone eine Gefahr aus, der Stamm könnte aber stehen bleiben.
Genau hier setzt die Sprengung an: Gefährliche Kronenteile werden zu Boden gebracht, während der „Torso“ des Baumes mit allen seinen Baumhöhlen und sonstigen Strukturen weiterhin im Wald stehen bleiben kann. Durch die Sprengung wirken die Äste wie ausgebrochen. Das ist im Vergleich zu einem glatten Sägeschnitt von Vorteil, denn so können sich Pilze und Insekten schneller ansiedeln. So finden Spechte, Fledermäuse, Käfer und Pilze weiterhin einen Lebensraum. Das Technische Hilfswerk Neuhausen hat im Rahmen seines Aus- und Fortbildungsauftrags die Durchführung dieser Spezialistentätigkeit übernommen und in den vergangenen Tagen Baumkronen in den Wäldern in Bissingen und Großbettlingen gesprengt.
Die Förster in den Wäldern im Landkreis stellen fest, dass durch die trockenen und heißen Jahre seit 2018 inzwischen viele Bäume Schaden in den Baumkronen und an Stammteilen genommen haben. Insbesondere alte Bäume haben gelitten. Manche davon gefährden mit den abgestorbenen Kronenteilen den Verkehr an Straßen, Schienen und Wegen oder erhöhen die Gefährdungssituationen entlang von Bebauungen. „Doch häufig stellen gerade diese Bäume markante Punkte in der Landschaft dar und bieten auch Biotopstrukturen, die für verschiedene Tiere und Pilze wertvoll sind“, erläutert Usenbenz. pm