Dass ihre Bücherei etwas ganz Besonderes ist, wissen die Weilheimer längst. Jetzt haben sie es aber auch schwarz auf weiß, oder besser gesagt schwarz auf schwarz: Die Einrichtung hat das Zertifikat „Ausgezeichnete Bibliothek“ speziell für kleine Büchereien erhalten - und einen Award: eine edle schwarze Tafel mit schwarzer Schrift und weißem Buchrelief.
Einfach so wird dieses Qualitätssiegel nicht verliehen - ganz im Gegenteil. Ob Kundenbetreuung, Bedingungen für die Mitarbeiter, Arbeitsabläufe oder Finanzen - „um das Zertifikat zu erhalten, muss eine Bibliothek in allen Bereichen exzellent sein“, betont Professor Cornelia Vonhof, Leiterin des Instituts für Qualitätsmanagement der Hochschule der Medien Stuttgart. Das Institut hat das Zertifizierungsprogramm aufgelegt und betreut die Teilnehmer.
So auch die Weilheimer Stadtbücherei. Zweieinhalb Jahre lang hat der Zertifizierungsprozess gedauert. Teilgenommen hat das Büchereiteam übrigens vollkommen freiwillig. „Wir haben lange überlegt, ob wir uns darauf einlassen sollen“, gesteht Ellen Keller-Bitzer, Leiterin der Weilheimer Stadtbücherei. Dass das Ganze kein Spaziergang würde, sei ihr und ihrem Team von Anfang an bewusst gewesen. Hunderte Arbeitsstunden über das übliche Tagesgeschäft hinaus standen den Bibliothekarinnen bevor. Trotzdem haben sie den Schritt gewagt. „Wir waren einfach an einem Punkt, an dem es Zeit wurde, sich neu aufzustellen“, erläutert Ellen Keller-Bitzer. Unter anderem seien technische Neuerungen ausschlaggebend gewesen.
Klar war der Büchereileiterin aber auch, dass Weilheims Bibliothek schon gut dasteht und sie und ihr Team nicht von null starten würden. „Wir haben uns schon Chancen ausgerechnet, zu bestehen“, räumt sie augenzwinkernd ein. Und trotzdem: „Es hat Mut erfordert, die Karten auf den Tisch zu legen“, gesteht sie. Während des Zertifizierungsprozesses musste sich die Stadtbücherei zunächst anhand von 83 Indikatoren in neun Themenfeldern selbst bewerten. Anschließend folgte der kritische Blick des Instituts für Qualitätsmanagement der Hochschule der Medien. Das setzt bei seiner Beurteilung keine speziellen Kriterien für Bibliotheken an. „Sie werden anhand der gleichen Maßstäbe gemessen wie Unternehmen und öffentliche Einrichtungen“, betont Cornelia Vonhof.
Grund zur Freude hat auch Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. „Wir wissen ja um den Schatz, den wir an unserer Bücherei haben“, sagt er. Dennoch sei die offizielle Auszeichnung wertvoll: „Sie bescheinigt uns die Grundhaltung, dass zukunfts- und kundenorientiert gearbeitet wird.“
Abgeschlossen ist der Prozess mit der Verleihung des Zertifikats nicht. So ist zum einen eine Konzeption entstanden, nach der die Bücherei künftig arbeitet. Zum anderen hat das Büchereiteam auch einen Ordner bekommen - mit einer Bewertung und weiteren Verbesserungsvorschlägen.
„Wir werden auch in Zukunft keine perfekte Arbeit liefern - aber wir machen unsere Hausaufgaben und sind bemüht, immer noch besser zu werden“, sagt Ellen Keller-Bitzer. Genau das ist es, was die Zertifizierung aus Sicht von Professor Cornelia Vonhof bewirken soll: „Ziel ist es, einen kontinuierlichen Prozess anzustoßen und eine Denkweise in den Köpfen zu verankern, die auf permanentes Verbessern ausgerichtet ist.“ Damit sich niemand auf dem Erreichten ausruhen kann, wird das Zertifikat übrigens nur für drei Jahre verliehen. Anschließend ist eine Rezertifizierung nötig.
Welch große Rolle Bibliotheken spielen, hebt Sigrid Spieler von der Fachstelle für öffentliche Bibliotheken des Regierungspräsidiums Stuttgart hervor. „Büchereien sind ein Wegweiser durch den Info- und Mediendschungel“, sagt sie. Sie seien für jeden zugänglich und hielten umfassende Informationen bereit. „Sie gehören zu den elementaren Angeboten einer Kommune.“ Ein Angebot, das in Weilheim in wahrsten Sinne des Wortes „ausgezeichnet“ ist.