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Bürgerinitiative beklagt mehr Fluglärm denn je

Verkehr Sechs Monate nach dem Start der neuen Route fällt die Bilanz negativ aus.

Kreis. Die Beschwerden wegen Fluglärms nehmen nach Aussage der Bürgerinitiative (BI) „Vereint gegen Fluglärm“ deutlich zu. Die Hotline und das Postfach des Lärmschutzbeauftragten würden „frequentiert wie wohl noch nie“. Vom Regierungspräsidium Stuttgart konnte dies nur teilweise bestätigt werden. Es sei zwar richtig, dass beim Lärmschutzbeauftragten derzeit sehr viele Beschwerden eingingen. Allerdings stimmten lediglich 45 Prozent der Beschwerden über das geänderte Abflugverfahren mit der tatsächlichen Verkehrsbewegungen auf dieser Strecke überein. Verlässliche Zahlen über das gesamte Jahr würden voraussichtlich im ersten Quartal 2024 bekannt gegeben.

Die BI hatte sich im Herbst 2021 gebildet, um gegen die neue Flugroute zu protestieren. Nun, sechs Monaten nach Beginn des Probebetriebs, zog sie eine erste Bilanz. Der Fluglärm werde von den Betroffenen der neuen Flugrouten als eine einschneidende Veränderung ihrer bisherigen Lebenssituation wahrgenommen. Sofern die Flieger in Richtung Osten starteten, sei ab 6 Uhr früh an Schlaf nicht mehr zu denken – werktags, sonn- und feiertags. Der Lärmpegel überschreite dabei oft 70 Dezibel. Dies entspricht in etwa dem Lärm eines Rasenmähers. Die Betroffenen seien nicht bereit, die Belastungen stillschweigend hinzunehmen. Einer derjenigen, denen der Lärm missfällt, ist Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich, der von der BI als Zeuge ins Feld geführt wird. „Die neue Flugroute stellt eine enorme Lärmbelästigung für viele Bürgerinnen und Bürger dar, die ihren Wohnort ganz bewusst abseits von planfestgestellten Flugrouten gewählt haben“, sagte Fridrich.

Die BI verfolgt nach eigenen Angaben die veränderten Flugbewegungen am Himmel und wertet diese aus. Dabei räumt sie ein, dass die Mindestflughöhen wie auch die vereinbarte Begrenzung auf zwei Abflüge pro Stunde weitgehend eingehalten wurden. In den ersten 150 Tagen des Probebetrieb sei ungefähr ein Drittel der Abflüge nach Osten mit Zielorten im Süden oder Süd-Westen über die neue Flugroute gestartet. Die Einhaltung der Mindestflughöhe und der Begrenzung auf zwei Abflüge pro Stunde seien aber nur „ein schwacher Trost“. Denn nach Ende des Probebetriebs könnten es bis zu zwölf Flüge pro Stunde werden und dies vor allem in den frühen Morgenstunden.

Befürworter der neuen Flugrouten führen ins Feld, dass der Fluglärm durch die neuen Routen insgesamt besser verteilt wird. Bewohnerinnen und Bewohner von Deizisau gehören zu denen, die durch die neue Abflugroute entlastet werden. In anderen Städten und Gemeinden wie Wolfschlugen, Nürtingen, Neuhausen oder auch Denkendorf sieht das umgekehrt aus. Johannes M. Fischer