Volle Zuhörerränge und ein Ansturm aufs Mikro: Vertreter und Sympathisanten der im Dezember gegründeten Initiative Bürgerentscheid Rosenloh haben die Bürgerfragestunde im Weilheimer Gemeinderat genutzt, um kritische Fragen stellen – zum geplanten Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh, zur Ansiedlung des Brennstoffzellenentwicklers Cellcentric und zur Form der bisherigen Bürgerbeteiligung. Die Kritikerinnen und Kritiker des geplanten Gewerbegebiets appellierten dabei auch an die Ratsmitglieder, ihre Entscheidung gut abzuwägen, und machten deutlich, dass sie sich einen Bürgerentscheid wünschen.
Neun Frauen und Männer traten nacheinander ans Mikro, unter ihnen auch Rebecca Zabel, Bianka Schneider und Emma Schank, die zum Sprecherteam der Bürgerinitiative gehören. „Weilheim wird sich durch das Gewerbegebiet verändern“, sagte Emma Schank, einer der Jüngsten in der Initiative. Ihre Generation müsse mit den Folgen leben. „Warum sollen wir dann nicht alle fragen?“ sprach sie das Thema Bürgerentscheid an.
Bianka Schneider hinterfragte die Zusammensetzung der „Zufallsbürger“, die derzeit im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens ein Bürgergutachten mit einer Empfehlung an den Gemeinderat zum Gewerbegebiet Rosenloh erstellen. Es wird am kommenden Dienstag öffentlich vorgestellt. „Hat sich die Gruppe von der ersten bis zur dritten Sitzung verändert?“ spielte sie auf eine Fluktuation bei der Arbeitsgruppe an.
Rebecca Zabel berichtete von Gesprächen mit Landwirten und anderen Bürgern, denen Grundstücke im Bereich Rosenloh gehören. „Viele sind gegen das Industriegebiet und gegen den Abbau von Ackerflächen“, will sie erfahren haben. „Aber aus Angst vor Benachteiligung bei den Austauschflächen und aus Sorge vor Enteignungen wollen sie sich nicht öffentlich äußern.“ Sie hakte nach, wie der Stand bei den Grundstücksverhandlungen sei und ob die Stadt Enteignungen palne. Und noch mehr Antworten forderten die Bürger ein: zum Finanzierungsplan und zum Thema Risikoanalyse im Falle einer Abwanderung von Cellcentric, zu den voraussichtlichen Gewerbesteuereinnahmen in den ersten zehn Jahren, zum ökologischen Fußabdruck der Stadt und ob es überhaupt genügend Fachkräfte gibt. Auch kam die Frage auf, ob beim Gutachten und bei der Abstimmung zwischen einem Gewerbegebiet für ortsansässige Firmen und der Ansiedlung von Cellcentric unterschieden wird.
Antworten gab es in der Sitzung nicht. „Das würde ein bis zwei Stunden dauern und unsere Tagesordnung sprengen“, begründete Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Er kündigte die Beantwortung für „eine der nächsten Sitzungen“ an. Damit wollte sich Rebecca Zabel nicht zufrieden geben. „Die Zeit drängt. Nächste Woche wird ja schon das Bürgergutachten vorgestellt“, gab sie zu bedenken und betonte, dass sich die Initiative eine in jedem Fall eine zeitnahe, öffentliche Beantwortung der Fragen wünsche.
Wählervereinigungen beziehen in Haushaltsreden Stellung zu Rosenloh
FWV-Redner Jesse Burgmann sagte: „Wir stehen diesem Projekt wohlwollend, aber auch ergebnisoffen gegenüber.“ Auf der einen Seite stünden emissionsarme Technologie für Lastwagen und wirtschaftliche Faktoren, auf der anderen die Versiegelung. Er forderte eine nachhaltige Ausrichtung des Gewerbegebiets und die Minimierung der Verkehrsbelastung.
UWV-Sprecher Rainer Bauer legte dar: „Wir von der UWV unterstützen diese Planung mit einer Mehrheit.“ Vorteile seien die Ansiedlung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie eine Einkommenssicherung für die nächsten Generationen. Eine abschließende Beurteilung stehe aber noch aus: „Wir warten jetzt zunächst das Ergebnis der Bürgerwerkstatt ab.“
SBV-Mitglied Martin Pfauth ging auf die Position seiner Fraktion ein: „Wir sind überwiegend der Meinung, dass die geplante Ansiedlung einer Brennstoffzellenfabrik eine Chance für Weilheim darstellt, und werden diese unterstützen.“ Es sei sinnvoll, die Energie und Mobilitätswände mitzugestalten und Einfluss auf Bauweise und Umweltstandards zu nehmen.
BDF-Vertreterin Ilse Fischer stellte klar: „Wir betrachten das Themenfeld Rosenloh differenziert und hören auch auf die kritischen Stimmen“ Gewerbeflächen für den Weilheimer Bedarf stimme ihre Fraktion zu. Die Ansiedlung von Cellcentric wolle man noch nicht abschließend bewerten. Wichtig sei eine sinnvolle Verkehrsanbindung und Umfahrung.