Weilheim und Umgebung
Bürgerinitiative setzt sich für das Gewerbegebiet Rosenloh ein

Wirtschaft Die Mitglieder der Initiative „Stark für Weilheim“ sind überzeugt: Entstehen keine neuen Gewerbeflächen, wandern örtliche Firmen ab. Sie begrüßen auch die Pläne von Cellcentric. Von Bianca Lütz-Holoch

Kurz und prägnant ist die Botschaft der Bürgerinitiative „Stark für Weilheim“: „Wir brauchen Platz“, lautet sie. Gegründet von Mitgliedern des örtlichen Gewerbevereins, macht sie sich stark für die Schaffung zusätzlicher Gewerbeflächen für lokale Betriebe. „Das neue Gewerbegebiet ist sehr wichtig“, betont der Weilheimer Unternehmer Dirk Weiss, der zum Kernteam der Initiative gehört. „Wenn wir keinen Platz mehr haben, dann sind wir weg“, macht er klar, dass einige Firmen schon den Absprung aus dem Städtle planen, falls sie dort keine Erweiterungs- oder Neubaumöglichkeiten erhalten. Das bekämen auch die Bürger zu spüren, sind sich die Mitglieder der Bürgerinitiative sicher: Das Angebot vor Ort schrumpft, und die Gewerbesteuereinnahmen verringern sich.

 

„Wir stehen
mit dem Rücken zur Wand.
Markus Heilenmann
Der Weilheimer Unternehmer über den dringenden Bedarf an Flächen

 Grundsätzlich hat „Stark für Weilheim“ kein Problem mit der viel propagierten Nachverdichtung. Der Haken: „Weilheim hat keine Gewerbeflächen mehr, auf denen eine Nachverdichtung möglich wäre“, sagt Othmar Kuck, Mitglied des Kernteams und erster Vorsitzender des Gewerbevereins. Genauer gesagt: Es gibt keine städtischen Gewerbegrundstücke mehr. „Und die Firmen, die noch freie Flächen in ihrem Privatbesitz haben, geben sie nicht her“, sagt Dirk Weiss.

Er weiß, wovon er spricht. Um mit seinem Unternehmen, das Baubeschläge produziert, konkurrenzfähig zu bleiben, muss er erweitern. In Zeiten der Rohstoffknappheit sind Lagerkapazitäten gefragt. „Ich produziere in Deutschland, meine Stärke ist die Lieferbereitschaft“, sagt Dirk Weiss. Die Folge: „Ich muss jetzt noch mehr vorhalten.“ Teilweise müssen Unternehmen Jahre im Voraus Ware bestellen.

So auch Markus Heilenmann von Zweirad Heilenmann in Weilheim. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt er. Er hat zahlreiche kleine Objekte angemietet. Um wirtschaftlich arbeiten und die Abläufe optimieren zu können, braucht er für sein Unternehmen mit über 30 Mitarbeitern dringend ein effizienteres Gebäude. Seit Jahren hält er Ausschau nach einer Fläche – bisher ohne Erfolg. „Wenn es dieses Mal nicht klappt, müssen wir raus aus Weilheim“, sagt er. Dann richtet sich sein Blick nach Aichelberg, Zell oder Kirchheim. Weilheim würde dann nicht nur ein Fahrradgeschäft verlieren: „Wenn ich sehe, was wir an Gewerbesteuern zahlen, wäre das auch ein finanzieller Verlust für die Stadt.“

Steuereinnahmen und Arbeitsplätze sichern

Othmar Kuck fasst es zusammen: „Die Weiterentwicklung unserer Unternehmen ist wichtig, um Steuereinnahmen und Arbeitsplätze in Weilheim zu sichern.“ Für Markus Heilenmann steht fest: „Wir wollen doch, dass es für unsere Kinder auch noch Arbeitsplätze vor der Haustür gibt.“ Die aktuell geplante Fläche im Rosenloh sei ja schon lange als Gewerbegebiet vorgesehen. „Und es ist der einzige Platz, der bei all den Vogel- und Naturschutzgebieten überhaupt noch möglich ist.“ Klar ist für die Initiative aber auch: Eine weitere Ausdehnung des Gewerbegebiets Richtung Autobahn darf es nie geben.

Was den Fachkräftemangel angeht, so ist Dirk Weiss überzeugt, dass das beste Mittel, um qualifizierte Arbeitskräfte anzulocken, hochwertige Arbeitsplätze sind. „Dazu müssen wir aber die Firmen halten.“ Auch auf den Verkehr könnte sich ein Abwandern von örtlichen Unternehmen negativ auswirken, wie Othmar Kuck fürchtet: „Jede Firma, die geht, bringt neue Pendelbewegungen.“

Für die Brennstoffzellenfabrik

Ganz klar positioniert sich die Initiaitive für die Ansiedlung des Naberner Brennstoffzellenherstellers Cellcentric. „Angesichts der aktuellen Weltsituation ist mehr denn je klar: Wir müssen weg von den fossilen Brennstoffen“, sagt Dirk Weiss. Weilheim könnte als Standort für die Produktion von Brennstoffzellen zum klimaneutralen Verkehr beitragen. „Dass Cellcentric in der Region bleibt, ist auch für die Mitarbeiter wichtig“, so Weiss. Viele von ihnen leben in Weilheim. Sicher ist sich Othmar Kuck auch, dass Arbeitnehmer aus der Region, die in der Automobilbranche tätig sind, im Zuge der Transformation neue Arbeitsplätze brauchen. „Einige könnten bei Cellcentric unterkommen.“

Ein Versprechen liefert „Stark für Weilheim“ schon jetzt: „Wir bleiben auch dran, wenn der Bürgerentscheid pro Gewerbegebiet Rosenloh ausgeht“, sagt Dirk Weiss. Die Initiative werde sich nach eigenen Angaben dafür einsetzen, dass sämtliche Unternehmen so ökologisch bauen wie gefordert – auch die kleinen. Sorge, dass nach einem Umzug die „alten“ Gewerbegrundstücke brach liegen, haben die Mitglieder der Initiative nicht: „Es gibt ja jetzt schon deutlich mehr Nachfrage als Flächen.“