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Bürgermeisterwahl: Lenningen startet Vorstellungsmarathon

Wahlkampf Zum Auftakt präsentierten sich der langjährige Rathauschef Michael Schlecht und sein Herausforderer Philipp Beckel in der Unterlenninger Sulzburghalle. Von Anke Kirsammer

Eine Gemeinde, sieben Ortsteile – ein Lenninger Bürgermeister ist gefordert. Das schlägt sich bereits im Wahlkampf nieder: Fünf Vorstellungsrunden bringen Amtsinhaber Michael Schlecht und sein Herausforderer Philipp Beckel diese Woche hinter sich. Auftakt war am Montagabend in der Unterlenninger Sulzburghalle. Die war gut gefüllt mit Besucherinnen und Besuchern. In der Reihenfolge, in der sie ihre Bewerbungsunterlagen für die Wahl am 12. März abgegeben hatten, traten die beiden Kandidaten ans Mikrofon.

 

Es braucht einen fachkundigen Bürgermeister.
Michael Schlecht

 

Den Anfang machte Michael Schlecht. Er zeigte sich überzeugt, in den vergangenen 24 Jahren für Lenningen viel bewegt und vorangebracht zu haben. 17 Millionen Euro auf den kommunalen Sparbüchern sei Ausdruck verantwortungsvollen Wirtschaftens. „Wir haben noch wichtige Projekte vor uns, die wir zwar auf den Weg bringen, aber noch nicht erfolgreich abschließen konnten. Deshalb bewerbe ich mich“, erklärte der 56-Jährige. Noch nie seien die Herausforderungen aber so groß gewesen. Er nannte die Energiekrise, die Inflation und die über allem stehende Klimakrise. „Die Krise ist inzwischen der Normalzustand“, so Michael Schlecht.

Mit der Corona-Pandemie sei der Faden abrupt abgerissen. Die Hoffnung, Anfang 2022 bei Projekten wieder Fahrt aufzunehmen, habe der Ukraine-Krieg zerschlagen. Vergangenes Jahr habe die Verwaltung große Kapazitäten in die Flüchtlingsunterbringung gesteckt. Michael Schlecht warb in einer engagierten, teils emotionalen Rede für Vertrauen: „Es braucht einen fachkundigen, verantwortungsvollen Bürgermeister, der die richtigen Schwerpunkte setzt. Ich bin ein solcher Bürgermeister.“ Priorität haben für ihn Bildung und Betreuung, die „Zukunftsinfrastruktur“, die allen ein Zuhause biete und der weitere Ausbau kommunaler Klimaschutzmaßnahmen.

Die Reihen in der Sulzburghalle in Unterlenningen bei der ersten Bewerbervorstellung waren gut gefüllt. Foto: Markus Brändli

Im Bereich Betreuung von Kindergarten- und Schulkindern gebe Lenningen für die laufenden Kosten jährlich fünf Millionen Euro aus. Auch weil es vom Schuljahr 2026/27 an einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an der Grundschule gebe, plane die Gemeinde den Bau eines Kinderhauses. „Die Entwicklung der geschätzten Kosten von 16,4 Millionen Euro bereitet uns natürlich Kopfzerbrechen“, bekannte der Verwaltungschef. „Ohne eine stattliche Förderung von Bund und Land bekommen wir es nicht hin.“ Auch wann das Rathaus an der Reihe sei, hänge davon ab. Dass sich das Baugebiet Lüxen und das Leuze-Areal hinziehen wegen des Nabu-Widerspruchs beziehungsweise weil Behörden erneut Stellungnahmen verlangen, „nervt ohne Ende“, so Michael Schlecht. Engagiert und motiviert werde er in eine vierte Amtszeit gehen.

In einer Fragerunde verteidigte der Amtsinhaber, die Wasserkraft der Firma Scheufelen vor Jahren nicht gekauft zu haben. Er bekannte sich zu den Ortschaftsräten und bekräftigte das Interesse der Gemeinde an einer Nachfolge für die Allgemeinmedizinerin Dr. Gabriele Müller, die dieses Jahr in den Ruhestand geht.

 

Ob ich es besser machen kann, weiß ich nicht.
Philipp Beckel

 

„Neue Impulse und eine unkonventionelle Herangehensweise“, verspricht Philipp Beckel im Fall seiner Wahl. Der gelernte Werkzeugmacher stammt aus Lenningen und ist wie der Amtsinhaber parteilos. „Ich möchte etwas Schwung in die kommunale Politik bringen“, sagte der 40-Jährige hinsichtlich seiner Motivation. „Ob ich es besser machen kann, weiß ich nicht, ich möchte aber mein Bestes geben.“ Der Projektleiter im Werkzeug- und Formenbau machte keinen Hehl daraus, dass er absolut fachfremd ist und ihm die Abläufe in einer Behörde wenig bekannt sind. Umso wichtiger sei für ihn jeder einzelne Mitarbeiter der Verwaltung mit seinem Fachwissen. Er räumte ein, großen Respekt vor dem Amt zu haben und hineinwachsen zu müssen. „Der Erfahrungsvorsprung liegt nicht auf meiner Seite“, sagte Philipp Beckel. Er baut jedoch auf sein berufliches Know-how.

Der Herausforderer beschreibt sich als engagiert, motiviert und lösungsorientiert. Er arbeite gerne im Team, gehe Dinge strukturiert an, sei offen für Kritik und wolle Menschen auf Augenhöhe begegnen. „Zum aktuellen Zeitpunkt habe ich keine Visionen für die Gemeinde“, so der Bewerber. Er wolle keine utopischen Prestige-Projekte angehen, sondern mit Blick auf die Gemeindekasse abstecken, ob Vorhaben realisierbar sind. Die Leute wünschten sich mehr Infos. Als Schlagworte nannte er das Scheufelen- und das Leuze-Areal, Kinderbetreuung, Baugebiete und Nachverdichtung. Philipp Beckel kündigte an, ein komplett anderer Bürgermeister zu sein und sich treu zu bleiben. Ziel sei eine Wahlbeteiligung von 80 Prozent. Mit Verweis auf die Musik als seinem großen Hobby schloss er: „Je nach Wahlergebnis gebe ich in Zukunft den Takt an.“

Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht möchte in den kommenden acht Jahren begonnene Projekte abschließen. Foto: Markus Brändli

Große Erfahrung in puncto Personalverantwortung bringe er nicht mit, so Philipp Beckel auf eine Publikumsfrage. In dem Unternehmen, in dem er früher gearbeitet hatte, fungierte er als Gruppenleiter mit maximal zehn Mitarbeitern. In der Firma, in der er aktuell beschäftigt ist, gebe es indes keine großen Hierarchien.  

Weitere Bewerbervorstellungen finden an den folgenden Terminen statt: Am Dienstag, 28. Februar, in der Turn- und Festhalle Oberlenningen, am Mittwoch, 1. März, im Vereinshaus Hochwang, Hardtweg 38, am Donnerstag, 2. März, in der Schlossberghalle Gutenberg und am Freitag, 3. März, in der Gemeindehalle Schopfloch. Beginn ist jeweils um 19 Uhr.