Seit rund zwei Wochen wird der Straßenbelag der Bundesstraße 297 zwischen Kirchheim und Nürtingen erneuert. Damit verbunden sind massive Einschränkungen für den Verkehr und lange Staus auf den Umleitungsstrecken. Inzwischen ist der Abschnitt zwischen Kirchheim und Reudern fertiggestellt. Ab der Reuderner Ortsmitte werden die Fahrzeuge auf die Umleitung über Oberboihingen und Zizishausen gelenkt. Und auf dieser Umleitungsstrecke bietet sich jeden Tag das gleiche Bild: Während der Hauptverkehrszeiten geht hier zeitweise gar nichts mehr. Im Schritttempo kriechen die Autos und Lastwagen durch Oberboihingen. Auf der Landesstraße 1250 Richtung Zizishausen ist es nicht anders: Dort reihen sich die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange.
Die Autofahrer sind genervt, werden sie doch gleich morgens auf dem Weg zur Arbeit ausgebremst. Einige berichten von 40 Minuten, die sie aktuell von zu Hause beispielsweise in Reudern bis zur Arbeitsstelle in Nürtingen benötigen. Eine Strecke, die sie auf direktem Wege ohne Umleitung in nicht mal zehn Minuten zurücklegen. Die ausgeschilderte Umleitungsstrecke ist vor allem Richtung Nürtingen bis zur Firma Nagel zeitweise heillos überlastet.
Ein neuralgischer Punkt ist in Oberboihingen die Ampelanlage nach der Unterführung. Hier treffen die Rechtsabbieger nach Zizishausen auf den Verkehr von Wendlingen herkommend. Da hilft auch die Grünphase an der Abbiegespur kaum etwas, da sich auf der L 1250 der Verkehr bereits staut und bisweilen nur zwei, drei Fahrzeuge aufnehmen kann. „Für die Oberboihinger ist das gerade ein großes Ärgernis“, sagt auch der stellvertretende Bürgermeister Heinz Vogel. Aber auch er hat keine andere Lösung parat, als eine andere Route zu nehmen oder bis zum 21. November durchzuhalten, wenn die Bauarbeiten auf der B 297 abgeschlossen sein sollen.
„Da es bisher keine Verzögerungen im Bauablauf gibt, wird die Maßnahme voraussichtlich – wie geplant – bis dahin fertiggestellt“, teilt Lisa Schmidt mit. Die Pressereferentin im Regierungspräsidium Stuttgart, in dessen Verantwortungsbereich die derzeitige Fahrbahnsanierung zwischen Reudern und Nürtingen liegt, macht sogar Hoffnung, dass die Sperrung bereits am Samstag, 19. November, wieder aufgehoben werden könne, allerdings „vorbehaltlich witterungsbedingter Verzögerungen, die beispielsweise die Markierungsarbeiten unmöglich machen“.
Alternative Umleitungsrouten dauern wesentlich länger
Wer die offizielle Umleitungsroute doch lieber meiden mag, hat jedoch nur wenige Alternativen. Entweder über die Autobahn nach Wendlingen und von dort über Unterensingen und Zizishausen oder auf der Bundesstraße 313 nach Nürtingen. Eine andere Strecke führt von Kirchheim über Owen und das Tiefenbachtal nach Nürtingen, empfiehlt die RP-Pressereferentin. Beide Strecken sind aber deutlich länger als die von der Verkehrsbehörde angeordnete Umleitungsstrecke über Oberboihingen, und auch hier seien Anliegerinnen und Anlieger vom Umleitungsverkehr in gleicher Weise betroffen, gibt sie zu bedenken.
Die längere Bauzeit des dritten Abschnitts zwischen Nürtingen und Reudern resultiert daraus, dass für die Stadt Nürtingen am Ortsausgang Nürtingen ein Schacht sowie eine Querverdolung unter der B 297 neu gebaut wird. „Dort kam es immer wieder zu Überschwemmungen, da der Einlaufschacht und die Rohre nicht ausreichend dimensioniert waren“, teilt das Regierungspräsidium mit. „Die Schachtarbeiten wurden in dieser Woche ausgeführt. Parallel zu den Schachtarbeiten wird bereits die Fahrbahn gefräst.“
Anfang der kommenden Woche soll die Straße dann asphaltiert werden. „Damit der öffentliche Nahverkehr den Baubereich dauerhaft passieren kann, sind die Arbeiten über Nacht vorgesehen. Im Anschluss wird die neue Fahrbahn gereinigt und markiert.“
Auf eine weitere Verkürzung der Maßnahme können die Verkehrsteilnehmer indes nicht hoffen, da die Arbeiten parallel und teilweise in Nachtschichten ausgeführt werden. „Die Arbeiten werden unter Ausnutzung des vollständigen Tageslichts und an allen Werktagen durchgeführt.“
Für den DRK-Rettungsdienst Esslingen-Nürtingen ist die Baustelle eine von vielen: „Irgendwie gibt es irgendwo immer eine Baustelle“, sagt Rettungsdienstleiter Michael Wucherer. „Das müssen wir in Kauf nehmen und darauf reagieren.“ Auswirkungen habe die Baustelle auf Krankentransporte, die deshalb länger dauerten. Sie hätten im Gegensatz zu Notfällen keine Sonderrechte. Nur bei Notfalleinsätzen dürfe das Martinshorn eingeschaltet werden. „Dann müssen wir am Stau vorbeifahren.“ Da ist der Rettungswagen auf die Vernunft der Autofahrer angewiesen, die dafür Platz machen.