Lenninger Tal
Backend sammelt die Influencerin Christina Rehm viele Herzen 

Passion Die Westerheimerin backt, seit sie klein ist. Ihre Leidenschaft teilt sie auf Instagram und ihrem Blog. Aus dem Hobby ist ein Beruf geworden. Aber bald arbeitet sie wieder als Lehrerin. Von Rena Weiss

Mit rund 14 500 Followern ist Christina Rehm Influencerin. Die ehemalige Zainingerin wird immer wieder von Firmen angefragt, Werbung für deren Produkte zu machen – aus dem Hobby wurde ein Beruf. Doch das Wort „Influencer“ ist negativ behaftet, findet Rehm. „Es wird einem schnell unterstellt, dass man mit aller Macht etwas verkaufen möchte.“ Das sei nicht ihr Ziel, doch getreu der deutschen Übersetzung des Wortes „to influence“ wolle sie ihre Follower dann doch etwas „beeinflussen“, nämlich zum Backen animieren. Darum geht es bei Rehms Instagram-Account und Blog „Mamaglück & Kuchenzauber“.

Angefangen hat alles 2015. „Das war noch eine ganz andere Welt. Das hatte nichts mit dem Instagram von heute zu tun.“ Das Interesse an der App, die heute kaum noch wegzudenken ist, lohnte sich. Langsam, aber stetig stieg die Zahl der Follower. Für Rehm hat Instagram vor allem einen Vorteil: „Es soll die Menschen auf meinen Blog schicken“, sagt die 39-Jährige. Über die App kann beispielsweise nach Stichwörtern gesucht werden. Einen Blog findet man nur, wenn man die Web-Adresse bereits kennt, ist Rehm überzeugt. Durchgestartet ist sie ab 2019. „Ich musste viele Anfragen ablehnen, weil ich nichts verdienen durfte, sodass ich mich entschloss, ein Gewerbe anzumelden.“ Seither läuft es gut. Es sei aber nicht ihr Ziel, Millionen Follower zu werben. „Ich mache das nebenher, und nach meiner Elternzeit geht es zurück in meinen Job“, sagt die Lehrerin.

 

Sie ist mein Back-Google.
Christina Rehm über ihre Mutter

 

„Mir war es ein Rätsel, dass man auf dieser Plattform Geld verdienen kann“, erinnert sich Rehm. Doch mit der Zeit fragten immer mehr Unternehmen an, ob sie deren Produkte nicht medienwirksam austesten möchte. „Diese Maschinerie kannte der normale Nutzer früher nicht.“ Erst mit der Zeit haben immer mehr Influencer offengelegt, wie sie mit Instagram, Youtube und Co Geld verdienen. Doch das Leben als Influencer hat auch seine Schattenseiten. „Viele denken, sie wissen nun alles von mir.“ Das stimme nicht. „Wenn es uns nicht gut geht, poste ich nichts.“ Und zwar auch, wenn an diesem Tag eigentlich ein Produkt vorgestellt werden sollte.

„Bislang haben die Firmen immer super reagiert.“ Das liegt vielleicht daran, dass Christina Rehm nur Produkte bewirbt, die sie tatsächlich nutzt und gut findet. Über „Mamaglück & Kuchenzauber“ zeigt die mittlerweile in Westerheim lebende Bloggerin vor allem Produkte rund ums Backen, doch hat sie auch Kooperationen mit Schmuck- und Naturkosmetikunternehmen, Modelabels sowie Getränkelieferanten. „Man sieht die Arbeit nicht, die dahintersteckt.“ Daher verstehe sie jedes Kind oder die Jugendlichen, die ihre Idole in den sozialen Medien sehen und was die sich alles leisten können, und das für sich selbst auch möchten. Sie will deshalb ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln, was zu einem erfolgreichen Account dazugehört. Ist man hauptberuflich Influencer, müssen regelmäßig bezahlte Aufträge hereinkommen, jeden Tag muss mehrmals gepostet werden, die Interaktion mit den Followern ist sehr wichtig. All das müsse geplant werden. „Die wirklich Großen geben dafür ein Stück Privatsphäre her“, gibt sie zu bedenken.

Für Rehm ist das keine Option. Nach den Pfingstferien geht es wieder in ihren Beruf als Realschullehrerin zurück. „Ich liebe meinen Job und freue mich darauf.“ Ihre Erfahrung möchte sie im Hauptberuf nutzen. „Social Media ist immer ein Thema als Lehrer und kommt immer mehr in den Schulalltag hinein.“ Als Influencerin wisse sie, wie sehr die sozialen Medien beeinflussen können. „Auf der anderen Seite mache ich mich angreifbar, weil mir auch meine Schüler folgen können.“ Daher weiß sie noch nicht, ob sie ihren Account weiterhin so fortführen kann wie bisher. Etwas aus der Schule wird sie jedoch nie posten.

Bei ihren Postings geht es um Backen und Genuss. „Beim Großteil meiner Rezepte ist meine Mama involviert.“ Christina Rehms Großeltern betrieben früher das Gasthaus Engel in Zainingen. Die gesamte Familie half mit, und Rehms Mutter war Köchin und Bäckerin. Mit ihren 70 Jahren habe sie einen großen Rezept-Fundus. Auch wenn die Bloggerin mal nicht weiter weiß, fragt sie Mama. Von ihr hat sie die Leidenschaft fürs Backen. „Ich habe ein altes Backbuch von ihr, in dem in meiner Kinderhandschrift von 1993 drinsteht, was ich am Rezept geändert habe.“ Da war sie elf. Damals wurden die Rezepte nur mit der Familie und Freunden geteilt, heute eben mit ein paar Tausend Menschen mehr.

 

 

Christina Rehms Lieblingsrezept: Apfelzimtschnecken

Hefeteig:
250 g Milch
1/2 Päckle frische Hefe
60 g Sonnenblumenöl
75 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
1 Ei
300 g Weizenmehl (405) 200 g Dinkelmehl (630)
1 Prise Salz

Zubereitung:
Milch auf circa 40 Grad erwärmen und mit Hefe, Öl, Zucker und Vanillezucker verrühren. Ei dazugeben und verrühren. Mehl und Salz dazugeben und einige Minuten in der Küchenmaschine mit dem Knethaken schlagen. Wenn der Hefeteig zu sehr klebt, noch ein bis zwei Esslöffel Mehl dazugeben. An einem warmen Ort zugedeckt mit einem Geschirrtuch für 30 bis 60 Minuten gehen lassen. Am besten die Teigschüssel in eine Schüssel mit warmen (nicht heißem) Wasser stellen.

Füllung:
80 g geschmolzene Butter
100 g Zucker
1 EL Zimt
2 geschälte und geraspelte Äpfel (Gala)

Zubereitung:
Backofen auf 180 Grad (Ober/Unterhitze) vorheizen. Backblech (26 Zentimeter Durchmesser) mit etwas Butter einstreichen. Den Hefeteig auf bemehlter Arbeitsfläche als Rechteck circa einen Zentimeter dick auswellen. Geschmolzene Butter darauf verstreichen, kleinen Rest übrig lassen und damit die Schnecken in der Form noch mal bestreichen. Zucker und Zimt mischen und die Mischung gleichmäßig auf den Teig streuen. Die geraspelten Äpfel darauf verteilen. Den Teig der Länge nach aufrollen und mit einem scharfen Messer die Schnecken abschneiden – mindestens fünf Zentimeter dick. Die Schnecken nicht zu eng in das Kuchenblech setzen. Erst außen herum, dann innen. Die Schnecken im Blech für 25 bis 30 Minuten backen. 

Guss:
25 g Butter
100 g Puderzucker
2 EL Sahne

Zubereitung:
Butter schmelzen und mit dem Puderzucker und der Sahne mit einem Schneebesen glatt rühren. Die Schnecken mit dem Guss bestreichen, sobald sie aus dem Ofen kommen. Abkühlen lassen und genießen. rw