Zwischen Neckar und Alb
Backhaus Zoller: Plötzlich gerät das „Z“ in Verruf

Ukraine-Krieg Das Backhaus Zoller will bei seinem Brot „Goliath“ die Z-förmige Kruste ändern. Beim beliebten Zolli ist das aber schwieriger. Von Petra Pauli

Das Esslinger Backhaus Zoller gibt es seit 1898. Am „Z“ hat sich seitdem niemand gestört. „Eigentlich waren wir immer sehr stolz darauf. Es ist schließlich Teil unseres Namens“, sagt der Geschäftsführer Jörg Zoller. Doch seit die russischen Streitkräfte bei ihrem Überfall auf die Ukraine ihre Panzer mit „Z“ kennzeichnen, ist es zum Kriegssymbol geworden. „Wir sind plötzlich in einen völlig anderen Kontext gestellt, für den wir gar nichts können und den wir nicht beabsichtigen“, bedauert Zoller.

Das gelbe „Z“-Logo ist zwar nach einer Design-Weiterentwicklung schon vor Jahren aus den 25 Filialen im Landkreis verschwunden, auch die Cafés heißen längst nicht mehr „Café Z“ wie zu Beginn. Zu finden ist der Buchstabe aber noch auf dem Goliath-Laib und auf den Zolli-Brötchen. „Einen Zusammenhang zum Kriegsgeschehen haben wir hier gar nicht gesehen“, betont Jörg Zoller, zumal es die beiden Produkte bereits seit vielen Jahren gibt.

 

Eigentlich waren wir immer sehr stolz darauf. Es ist Teil unseres Namens.
Jörg Zoller
Geschäftsführer des gleichnamigen Backhauses in Esslingen
 

Erst als sich Anfang der Woche eine Kundin gemeldet hat, sei man ins Grübeln geraten. Ihr waren die großen Brote mit dem „Z“ aufgefallen, die in vielen Filialen auch als Dekoration ausliegen. Er sei dankbar für den Hinweis. „Wir wollen keine Assoziation auslösen, die es gar nicht gibt“, sagt Jörg Zoller, den Krieg lehne man entschieden ab. Die Deko-Laibe wurden deshalb so schnell wie möglich weggeräumt und die Beschäftigten in den Filialen zudem dafür sensibilisiert, was es mit dem „Z“-Symbol auf sich hat.

Umstellung ist schwierig

Die Umstellung bei den Backwaren ist indes gar nicht so einfach. Denn das „Z“ wird in den Teig eingeschnitten, nicht nur mit Mehl aufgestreut. Durch den Schnitt entstehen die Kruste und der Ausbund, also der aufgebrochene Bereich der Kruste. „Ein neuer Schnitt ist Teil der Qualität, der den Charakter des Produkts verändern könnte“, erklärt Jörg Zoller. Für das Goliath-Brot will er sich nun mit seinen Bäckern zusammensetzen und über eine Alternative zum „Z“-Schnitt nachdenken. Allein schon wegen der nächtlichen Arbeitszeiten der Bäcker gehe das aber nicht von heute auf morgen. Das Brot wird von Hand eingeschnitten, rein technisch wäre eine Änderung also kein Problem. Schwierig dagegen ist es beim Zolli, das nach der Brezel das beliebteste Produkt bei Zoller ist und das täglich tausendfach über die Ladentheke geht. Denn bei diesen Brötchen wird der Buchstabe automatisiert mit einer Art Stempel eingeschnitten. Das würde bedeuten, dass die Bäckerei einen neuen Stempel entwerfen und in Auftrag geben müsste. Ob man so weit gehen möchte? „Wir müssen uns damit noch auseinandersetzen“, hält sich Jörg Zoller eine Entscheidung offen.

Wenn es um das „Z“ geht, sind auch andere Firmen vorsichtiger geworden. So hat etwa der Schweizer Versicherer Zurich angesichts des Ukraine-Kriegs sein Logo vorübergehend entfernt. Die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges hatte zuletzt darauf hingewiesen, dass die Verwendung des „Z“ als Kriegssymbol unter Umständen strafrechtliche Konsequenzen haben könnte. Betont wurde aber auch, dass der Buchstabe an sich nicht verboten sei.