Zwischen Neckar und Alb
Bader Reisen in Grafenberg ist insolvent

Pandemie Corona lässt den Umsatz dramatisch einbrechen. Knapp 70 Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft.

Grafenberg. Das Busunternehmen Bader Reisen in Grafenberg hat am Donnerstag beim Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Um rund ein Drittel seien vergangenes Jahr die Umsätze durch den Wegfall von touristischen Reisen eingebrochen, berichtet Geschäftsführer Sven Bader. Durch Verbindlichkeiten aus der Vergangenheit konnte das wohl nicht mehr kompensiert werden. Bader nennt eine Neuausrichtung der Gruppe 2014 im Zuge einer Nachfolgeregelung, bei der Geschwister vom Vater ausbezahlt worden seien.

Laufende Kosten sind zu hoch

2017 habe dann die europaweite Ausschreibung der Linienverkehre im ÖPNV dazu geführt, dass man im Bieterwettbewerb sehr knapp kalkulieren musste. Corona habe das Kartenhaus nun zum Einsturz gebracht. Die laufenden Fuhrparkkosten für die zehn Reise- und Fernbusse - Bader fuhr zwei Linien für Flixbus - könnten nicht mehr gedeckt werden. Insgesamt hat Bader 31 Busse im Fuhrpark. 21 sind im Einsatz für den Linienverkehr. So ist Bader für fast alle Linien im Nürtinger Stadtgebiet unterwegs. 2018 hat Bader Reisen im Landkreis Esslingen den Zuschlag für die Linienbündel „Nürtingen-Neuffen“ und 2019 in einer Bietergemeinschaft für das Linienbündel „Kirchheim-Wernau“ bekommen. Auch in Metzingen fährt Bader eine Linie.

Als ersten Schritt gehe es nun darum, diesen Linienbetrieb aufrechtzuerhalten, sagt der Tübin­ger Rechtsanwalt Dr. ­Michael Riegger, der vom Amtsgericht als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde. Die 69 Bader-Mitarbeiter, davon 45 festangestellte, erhalten ihren Lohn drei Monate lang über das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur. Ein Teil der Belegschaft ist seit vergangenem Jahr in Kurzarbeit. Alle Mitarbeiter seien noch bei der Stange, berichtet Sven Bader. Im Betriebsrat hofft man nun, dass Letzteres auch so bleiben kann. „Ich finde es tragisch, dass eine so alteingesessene Firma nicht aufrechterhalten werden kann“, sagt Betriebsratsvorsitzender Martin Dornis: „Wir hoffen, dass es eine Lösung gibt, alle Mitarbeiter weiterzubeschäftigen.“

Teil der Firma wird verkauft

Staatliche Finanzhilfen als Ausgleich habe man nur zu einem Bruchteil bekommen: „Durch unseren Mischbetrieb war es schwierig, die Kriterien zu erfüllen“, so Bader. Wie die weitere Zukunft des Unternehmens aussieht, würden nun die Gespräche mit dem Insolvenzverwalter zeigen. Ein Teil werde sicherlich verkauft, was auch schon vor der Insolvenzanmeldung Thema gewesen sei. Sven Bader führt das Unternehmen in dritter Generation mit seinem Vater Hermann. Henrik Sauer