Weilheim · Lenningen · Umland
Bagger vernichtet Getreide, weil die Bahn bauen möchte

Bauprojekt Lenninger Landwirte sind erbost über „Aktion“ der Bahn. Der Überweg geriet bereits im vergangenen Jahr zum Zankapfel. Von Anke Kirsammer

Als Michael Kuch am späten Freitagvormittag Futter für seine Kühe holen wollte, traute er seinen Augen nicht: Bagger standen mitten in einem Getreidefeld seines Nachbarn Arnim Kächele und rissen reifen Weizen heraus. „Warum das kurz vor Feierabend und ohne Vorwarnung sein musste, verstehe ich nicht“, schimpfte der Unterlenninger Landwirt Michael Kuch erbost. Er ist überzeugt, dass auch seine Felder betroffen gewesen wären, hätte er „die Aktion nicht gestoppt“.

 

Warum das kurz vor Feierabend sein musste, verstehe ich nicht.
Michael Kuch
Der Landwirt hatte am Freitag gesehen, dass der Bagger mitten durchs Feld fährt. 

 

Das schwere Gerät war im Auftrag der Deutschen Bahn am Feldweg zwischen Brucken und Owen im Einsatz. 200 Meter unterhalb des Bruckener Haltepunkts der Teckbahn wird der Übergang jetzt so umgebaut, dass Landwirte die Gleise wieder in Ortsnähe queren können. Der frühere Überweg war im vergangenen Jahr der Sanierung des Haltepunkts zum Opfer gefallen.

Schon 2022 hatten die in den Augen der Landwirte völlig überdimensionierten Umbaupläne der Bahn die Bauern auf die Palme gebracht: „Die Äcker werden verschnitten“, hatte Bio-Landwirt Arnim Kächele geschimpft. Dabei handle es sich um allerbeste Böden. Als er am Freitag mitbekam, dass der Bagger durch seine Felder fuhr, war er außer sich. „Wieder typisch“, so lautet der trockene Kommentar wenige Tage später gegenüber dem Teckboten.

Am Montag vergangener Woche habe die Bahn angekündigt, dass die Bagger in zehn Tagen anrollen würden. „Jetzt war es halt ein bisschen früher“, sagt Arnim Kächele sarkastisch. Weil sich ein Mähdrescher nicht so schnell herbeordern ließ, hatte er eine spezielle Sense organisiert. Wie früher üblich, wollte er die Garben abschneiden, bündeln und auf die Seite legen. Die Büschel hätte er später in den Mähdrescher geworfen.

Getreide für ein halbes Jahr

Der Bagger kam ihm jedoch zuvor und zerstörte eine Fläche von rund zwei Ar. Arnim Kächele verdeut­licht die Dimension: „Das Getreide hätte eine Person ein halbes Jahr versorgt.“

Das Vorgehen erinnert an das Prozedere im vergangenen Jahr: Damals war Rolf Attinger, der in der Nähe des Bruckener Haltepunkts ein Haus hat, von der Bahn vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Tage früher als angekündigt, hatten Arbeiter einen Sichtschutzzaun Attingers gekappt und damit den Garten des Hundebesitzers einfach geöffnet. Es war Glück, dass sich der Vierbeiner nicht auf und davon gemacht hatte.

Wie Arnim Kächele sagt, hatte die ausführende Firma am Freitagvormittag versucht, zu ihm Kontakt aufzunehmen, jedoch nur seine Frau erreicht, weil er unterwegs war. Dass der Bagger dann einfach anrollte und den Weizen niedermachte, kann der Landwirt nicht verstehen. Von der Bahn war bis Dienstagabend keine Stellungnahme zu bekommen. Inzwischen haben die Landwirte das noch stehende Getreide gedroschen. Bahn frei also für die Umbaupläne der Bahn.