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Baltmannsweiler gegen weitere Windräder

Energie Nach Lichtenwald und Aichwald votiert das Ratsgremium einer weiteren Schurwaldgemeinde gegen die Pläne der Region Stuttgart. Wie die Energiewende gelingen soll, bleibt indes unklar. Von Corinna Meinke

Auf dem Schurwald soll es möglichst keine weiteren Windkraftanlagen geben. So sieht es die große Mehrheit des Gemeinderats Baltmannsweiler, der die Pläne des Verbands Region Stuttgart weitgehend ablehnt. Im Dezember hatte sich bereits die Nachbargemeinde Lichtenwald gegen die Ausweisung neuer Standorte für Windräder gestellt, während Aichwald den Windkraftausbau

 

Das Votum bedeutet keine komplette Verhinderung von Windkraft.
Bürgermeister Simon Schmid
 

in der hochverdichteten Region Stuttgart kritisch bewertet und Plochingen Windräder an seiner nordöstlichen Gemarkungsgrenze ausdrücklich begrüßt. Auf den Fildern hat die Kommune Filderstadt dem Standort Uhlbergturm ihrerseits eine Absage erteilt.

In Baltmannsweiler geriet die Debatte um Sinn oder Unsinn von Windkraftstandorten zu einem Schlagabtausch David gegen Goliath. Auf der einen Seite drei grüne Gemeinderäte, die sich für gezielt platzierte Windräder auch auf dem Schurwald im Dienst der Energiewende aussprachen und vor dem Sankt-Florians-Prinzip warnten. Auf der anderen Seite die Verwaltung, die Fraktionen von CDU, Freien Wählern, die SPD sowie Neue Freie Liste, Unabhängige Bürger und die Wählervereinigung Baltmannsweiler-Hohengehren, deren Positionen von der zahlreich erschienen Bürgerschaft überwiegend beklatscht wurden. Viele der rund 130 Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßten demnach die Abstimmung des Gemeinderats.

Dessen große Mehrheit folgte einem interfraktionellen Antrag, den maßgeblich die CDU-Fraktion auf Basis der Verwaltungsvorlage erarbeitet hatte, während die drei grünen Räte mit Nein stimmten. Der Antrag fordert den Regionalverband auf, die vier Standorte südwestlich von Baltmannsweiler aufzugeben. Eine unerwünschte Galeriebildung zusammen mit den drei bestehenden Anlagen und weiteren potenziellen Standorten in der Nähe des Goldbodens, Eingriffe in den Mischwald, das Landschaftsschutzgebiet sowie die Sorge vor Schattenschlag und Lärm wurden geltend gemacht. Die Grünen hatten die Halbierung der dortigen Standorte mit Rücksicht auf das Wochenendhausgebiet Buchwiesen vorgeschlagen sowie einen westlicher gelegenen neuen Standort an der Landesstraße. Sie erinnerten an finanzielle Vorteile für die Kommune mittels Pacht, Gewerbesteuer und Beteiligung.

Entschieden wurde ferner, das bestehende Planungsgebiet mit der Abkürzung RM-34 am Goldboden mit besagten bestehenden Windkraftanlagen, solle nicht vergrößert werden. Als Argumente wurden aufgeführt eine „industrielle Überformung der Landschaft“, die drohende „Zerstörung des Schurwalds als wichtigem Natur- und Erholungsraum für den mittleren Neckarraum“, grenzwertige Windverhältnisse und der Schutz von Rotmilan, Wespenbussard und Fledermäusen.

Unklar ist, wie viele Windräder gebaut werden könnten

Der Regionalverband will dort weitere potenzielle Standorte für Windräder ausweisen und die Fläche auf 103 Hektar vergrößern. Wie viele Windräder dort gebaut werden könnten, ist unklar. Während die Bürgerinitiative Baltemore dort in einem wegen möglicherweise nicht maßstabsgetreu abgebildeten Windrädern umstrittenen Flugblatt zehn Anlagen eingezeichnet hat, erklärte Bürgermeister Simon Schmid, er könne nicht beurteilen, welche Zahl dort möglich wäre. Das sei eine Frage der Einzelfallprüfung.

Schmid betonte, das Votum des Gemeinderats bedeute keine komplette Verhinderung von Windkraft auf dem Schurwald. Sonst hätte man sagen müssen, alle Vorranggebiete dort müssten weg. Man habe damit eine Stellungnahme abgegeben wie es in diesem Verfahren übrigens dankenswerterweise jeder Bürger und jede Bürgerin tun könne. Es gehe jetzt um Entwürfe. In den Vorranggebieten werde nicht einfach gebaut, sondern es brauche für jede geplante Anlage ein extra Genehmigung.