Barocke Klänge, opernhafter Schmelz und fetziger Groove: Das SWR Swing Fagottett unterhielt das Meisterkonzert-Publikum in der Kirchheimer Stadthalle aufs Beste. Mit der Verpflichtung des 1986 von Musikern des damaligen Radiosinfonieorchesters Stuttgart gegründeten Ensembles hatte der VHS-Kulturring ein glückliches Händchen. Die vier Herren an den Blasrohren brannten nicht nur ein musikalisches Feuerwerk ab, auch die lockere und humorige Präsentation begeisterte. Zudem führte mit Wolfgang Milde ein charmanter Plauderer durchs Programm, der sich in der Musikgeschichte auskennt und manche Anekdote aus der faszinierenden Welt der Töne zum Besten gab.
Die amüsante Moderation verband sich in einer geglückten Symbiose mit den bläserischen Höhenflügen, zu denen Georg ter Voert senior an Fagott, Klavier und Akkordeon, Libor Sima am Fagott und Saxofon, Hanno Dönneweg am Fagott sowie Georg ter Voert junior an Fagott, Xylofon, Saxofon und E-Bass ein ums andere Mal ansetzten.
Mit den noblen barocken Tönen von Michel Correttes „Le Phoenix“ startete das SWR Swing Fagottett eine aufregende Reise durch die Epochen und Stile der Musikgeschichte. Giacomo Puccinis Tonkunst kam mit der Paradearie aller Tenöre „Nessun dorma“ aus der Oper Turandot ebenso zum Klingen wie der von Hanno Dönneweg brillant gespielte „Hummelflug“ oder Claude Debussys „Le petit Nègre“.
Es gab viel Beifall, und als das Quartett Melodien des Walzerkönigs Johann Strauß anstimmte, waren die Zuhörerinnen und Zuhörer restlos begeistert.
Technische Brillanz und die Homogenität des Zusammenspiels waren Markenzeichen der Fagottisten im Viererpack. Doch damit nicht genug: Durch den Einsatz weiterer Instrumente würzte das Quartett die verschiedenen Titel mit mannigfachen Klangfarben, beispielsweise als Georg ter Voert jun. in Ernst Moschs „Pfeffer und Salz“ virtuose Tonkaskaden aus dem Xylofon klopfte oder Libor Sima Sopran- und Altsaxofonen kernige Töne entlockte. Mit dem Kontrafagott legte Georg ter Voert senior wummernde Bassspuren, und als er in die Tasten des Flügels griff, gab er seinen Kollegen harmonischen Rückhalt und rhythmisches Fundament.
Nach der Pause ging der Reigen der Gute-Laune-Musik munter weiter. Die Comedian Harmonists kamen mit „Ein kleiner grüner Kaktus“ zu Gehör, und mit „Sweet Swing“ steuerte Georg ter Voert senior eine Eigenkomposition bei. Ob mit heißem Rock ’n’ Roll, dem fetzigen „Tiger Rag“ oder „Gonna fly now“ aus Bill Contis Musik zum Boxerfilm „Rocky“: Das SWR Swing Fagottett faszinierte mit kraftvollem Drive und unbeschwerter Spielfreude.
Mit den zündenden Melodien des rasant gespielten Hits „Tico Tico“ von Zequinha de Abreu ließ das Quartett zum Schluss brasilianisches Feuer auflodern. Das applausfreudige Publikum wollte sich damit nicht zufriedengeben: Nach Ovationen gab es als Zugabe eine temperamentvolle Melange des Radetzky-Marsches mit den zünftigen Klängen von „Stars and Stripes“.