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Bauhofleiter im Ruhestand: Unter ihm ist Weilheim aufgeblüht

Portrait Nach 42 Jahren bei der Stadt Weilheim ist Bauhofleiter und Stadtgärtner Karl Bölz in den Ruhestand gegangen. Ein Gespräch über seine berufliche Laufbahn, Privates und Pläne für die Zukunft. Von Bianca Lütz-Holoch

Die grüne Latzhose ist schon immer sein Markenzeichen gewesen. Karl Bölz trug sie auch dann noch, als er zusätzlich zu seinem Job als Stadtgärtner 1994 die Leitung des Weilheimer Bauhofs übernahm und eigentlich zu Orange hätte wechseln sollen. „Ich wollte aber keine orangene Hose tragen“, sagt der 65-Jährige schmunzelnd. Im Herzen ein Gärtner, beharrte er seine Laufbahn hindurch auf der grünen Kluft. Seit Januar ist Karl Bölz im Ruhestand – die grüne Latzhose noch längst nicht.

 

Ich hatte ein tolles Team.
Karl Bölz
über seine Zeit als Leiter des
Weilheimer Bauhofs.
 

42 Jahre lang ist Karl Bölz bei der Stadt Weilheim beschäftigt gewesen. Sein Job hat ihm immer Spaß gemacht. „Ich hatte ein tolles Team am Bauhof“, betont er. Als Leiter legte er Wert auf Zusammenhalt und Kameradschaft. „Bei mir stand und steht der Mensch an erster Stelle – und die Wertschätzung jedes einzelnen.“

Unter ihm ist Weilheim im wahrsten Wortsinne aufgeblüht. „Mir war es immer wichtig, dass es schön ist und die Leute, die herkommen, mit Farben und Blumen begrüßt werden.“ Tausende Stiefmütterchen, farbenfroh bepflanzte Beete, Blumenkübel und Kästen – „das hat das Städtle geprägt“, sagt Karl Bölz und ergänzt: „Wir waren auch Vorreiter bei dem Blumenwiesen.“ Insektenfreundliche Ecken mit Blühpflanzen gibt es in Weilheim schon seit zwei Jahrzehnten. Eine seiner liebsten Aufgaben waren Dekorationen bei Veranstaltungen. „Ich habe Gestecke gemacht und die Limburghalle und Festzelte mit Naturmaterialien geschmückt“, erzählt der Gärtnermeister – immer passend zur Jahreszeit.

„Tierische“ Einsätze

Auch „Tierisches“ hat Karl Bölz in seinem Beruf erlebt. Zum Beispiel war er für ausgebüchste und ausgesetzte Hunde zuständig. „Ich habe sie eingefangen und zwei bis drei Tage gepflegt“, erzählt er. Meist kamen dann die Besitzer, um sie abzuholen – oder es stand der Transport ins Tierheim an. Ein Händchen für Vierbeiner hat Karl Bölz: „Ich habe drei Jahrzehnte lang Schäferhunde gehalten.“

Ein Ereignis bringt ihn noch heute zum Schmunzeln. Als schon einmal die Vogelgrippe grassierte, kam die Meldung: Ein toter Vogel liegt auf dem Friedhof. Das Bauhof-Team rückte vorschriftsmäßig in weißen Overalls und Handschuhen an – nur um festzustellen, dass es sich um ein Grabgesteck mit Federn handelte, das der Wind weggeweht hatte.

Als prägend hat Karl Bölz – wie viele Weilheimer – das Stadtjubiläum 2019 empfunden. Er saß im Festausschuss, baute mit dem Bauhof-Team Zelte auf und ab und holte Kostüme für den Festumzug. Als echter Weilheimer fühlt er sich schon lange. Dabei hatte er ursprünglich gar nicht ins Städtle kommen wollen. Ex-Bürgermeister Hermann Bauer war es gewesen, der den damals 24-Jährigen davon überzeugt hatte, Stadtgärtner in Weilheim zu werden. Auf sein Drängen hin absolvierte Karl Bölz auch seinen Meister – mit Bravour. Aufgewachsen ist der Wahl-Weilheimer in Dettingen. „Mein Vater war dort Bauhofleiter“, erzählt er. Auch er hatte Gärtner gelernt – wie schon sein Vater und dessen Vater.

Der Gartenbau spielt auch in Karl Bölz’ Leben auch sonst eine große Rolle. Seit 24 Jahren ist er Vorsitzender der Obst- und Gartenbauvereins Weilheim – und will es noch bleiben. „Bei den nächsten Wahlen lasse ich mich nochmal aufstellen“, kündigt er an. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem Schnittkurse und die Organisation der Obstbaumförderung.

An anderer Stelle ist der 65-Jährige kürzer getreten: 20 Jahre lang war er im Beirat des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine Nürtingen. Letztes Jahr hat er aufgehört. Auch bei der Feuerwehr ist er – nach mehr als vier Jahrzehnten Engagement – nicht mehr aktiv.

Zeit für die Familie

Genügend Freizeit ist dem Ruheständler für seine Zukunft wichtig. „Ich möchte mich jetzt mehr um meine Familie kümmern“, sagt er. Seine Frau Uschi hat auch aufgehört zu arbeiten. Mit ihr fährt er viel Fahrrad, ebenso mit seiner Männergruppe. Außerdem ist vor einem halben Jahr der erste Enkel geboren worden. Einem weiteren Hobby frönt er regelmäßig im Kreise der Familie: Kochen. „Pizza, Pasta und neue Rezepte, die ich im Internet finde – ich probiere gerne was aus.“

Diesen Sommer steht aber erst noch ein Umzug an: raus aus dem Haus auf dem Bauhofgelände, rein in eine Wohnung ganz in der Nähe. Auch die hat einen Garten. Und den gestaltet Karl Bölz natürlich selbst: ein klarer Fall für die grüne Latzhose.

Neuer Leiter des Weilheimer Bauhofs ist Thomas Bendl. Er ist Meister im Garten- und Landschaftsbau und war davor in leitender Funktion in einem größeren Bauunternehmen tätig.