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Begehrter Umweltpreis geht an Feeß

Auszeichnung Nachträglich übergibt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller außer der Sieger- auch noch eine zusätzliche Nominierungsurkunde an den Kirchheimer Baustoff-Recycler. Von Andreas Volz

Große Ehre für die Kirchheimer Heinrich Feeß GmbH & Co. KG: Auf den Deutschen Umweltpreis ist vier Jahre später auch noch der Baden-Württembergische gefolgt - genauer gesagt der Jurypreis Kreislaufwirtschaft des Umweltpreises für Unternehmen Baden-Württemberg 2020. Die eigentliche Preisverleihung hat längst im virtuellen Rahmen stattgefunden. Gestern gab es noch einen Nachholtermin im kleineren Kreis. Baden-Württembergs scheidender Umweltminis­ter Franz Untersteller setzt damit ein wichtiges Vorhaben weiter um: „Solange ich noch im Amt bin, will ich alle Preisträger noch besuchen.“

Im Gepäck hatte er eine weitere Urkunde für das Kirchheimer Unternehmen. Die Siegerurkunde für den Jurypreis Kreislaufwirtschaft war bereits mit der Post verschickt worden. Es gab aber auch noch die Nominierungsurkunde für die Kategorie „Industrieunternehmen unter 250 Mitarbeiter“. Der Umweltpreis, der alle zwei Jahre in unterschiedlichen Kategorien vergeben wird, sei sehr begehrt, stellte der Minister fest. „Nicht nur, wer ihn bekommt, schmückt sich damit. Auch wer es geschafft hat, überhaupt nominiert zu werden, hängt sich diese Urkunde gerne in den Empfangsbereich.“ Die Firma Heinrich Feeß hat nun also gleich zwei Urkunden: „Das hat sonst niemand.“

An den Geschäftsführer Walter Feeß gewandt, sagte der Umweltminister: „Sie sind ein Überzeugungstäter, ein Wissensvermittler und ein wichtiger Kommunikator. Bei Ihnen wird längst umgesetzt, was in den nächsten Jahren noch viel mehr an Bedeutung gewinnt.“ Das Unternehmen stehe für Klimaschutz und für Schonung der Ressourcen: „Konzepte auf dem Papier sind das eine. Aber wir brauchen auch immer wieder Akteure, die das umsetzen. Walter Feeß ist ein Pionier. Wir brauchen mehr Feeß im Land.“ Auch bei Hochbauten lasse sich auf qualitativ hochwertige Sekundärrohstoffe zurückgreifen, wie sie bei Feeß in Kirchheim aus Abbruchmaterial aufbereitet werden.

„Abbruchgebäude sind der Rohstoff der Zukunft“, konstatierte Baden-Württembergs Umweltminister. Allerdings gebe es nach wie vor eine psychologische Hemmschwelle für Bauherren und Architekten, auf ­Recyclingmaterial zurückzugreifen, wenn sie etwas Neues errichten wollen. Auch bei der entsprechenden Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes im Land hätten sich deswegen die La-Ola-Bewegungen in Grenzen gehalten. „Wir müssen aber die Chance nutzen, Recycling-Beton mit Primär-Beton gleichzustellen.“ Baden-Württemberg gehe da mit gutem Beispiel voran, weil die neue Landesanstalt für Umwelt in Karlsruhe so weit wie möglich mit Recyclingbaustoffen hergestellt werde. „Wo sollen wir das sonst machen, wenn nicht dort?“

„In der Grundschule anfangen“

Eine flammendere Rede für das Baustoff-Recycling hätte selbst Walter Feeß kaum halten können. Trotzdem lieferte er noch weitere Zahlen zu dem Thema, das ihn an- und umtreibt: „In Deutschland werden jährlich etwa 200 Millionen Tonnen Baustoffe entsorgt. Das ist unserer Meinung nach nichts für eine Abfallgrube, sondern wertvoller Rohstoff. Dafür brauchen wir ortsnahe Aufbereitungsplätze.“ Dadurch ließen sich nämlich zusätzlich jedes Jahr 150 Millionen Lkw-Kilometer oder umgerechnet bis zu 300 000 Tonnen CO2 einsparen. Für wichtig hält es Walter Feeß auch, schon beim Bauen an den späteren Abbruch zu denken - „und wenn es erst in 100 Jahren ist“. Auch beim Bodenaushub für Neubauten fallen wertvolle Rohstoffe an. Dafür sei ein Bewusstsein zu schaffen: „Wir müssen da in der Ausbildung anfangen, bei Architekten, bei Technikern und Meistern - am besten schon in der Grundschule.“