Zwischen Neckar und Alb
Bei der Feuerwehr brodelt es weiter

Fusion Eine mögliche Zusammenlegung der Abteilungen hat in Aichtal tiefe Spuren hinterlassen. Nun stehen Termine für die wichtigsten Entscheidungen fest. Andernorts hat dieses Vorhaben bereits geklappt. Von Matthäus Klemke

Kein Kommandant, kein Standort für ein neues Feuerwehrhaus, keine Bereitschaft zu fusionieren – es ist eine schwierige Situation, in der sich die Stadt Aichtal befindet. Als wäre die Suche nach einem neuen Bauplatz für die Feuerwehr Grötzingen nicht kompliziert genug, stellten sich zahlreiche Feuerwehrleute nun gegen ihren Kommandanten Christian Bader und verweigerten ihm die Wiederwahl, weil er für ein Zusammenlegen der Abteilungen aus Grötzingen und Aich geworben hat. Der Posten ist immer noch vakant.

Um eine Lösung zu finden, hat sich die Stadt Aichtal an das Landratsamt gewandt. Mittlerweile wurden zumindest die rechtlichen Fragen geklärt – mit der Erkenntnis, dass die Zeit drängt. Da die Feuerwehr selbst keinen neuen Kommandanten gewählt hat, muss das nun der Gemeinderat übernehmen. „Entweder es findet sich noch ein Freiwilliger oder es muss jemand durch den Gemeinderat bestimmt werden“, so Aichtals Bürgermeister Sebastian Kurz.

Das wird nun in einer Sondersitzung am 3. August passieren. Sollte bis dahin kein passender Kandidat von der Feuerwehr vorgeschlagen werden, wird wohl vorübergehend wieder Christian Bader Kommandant. „Herr Bader hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, das Amt kommissarisch fortzuführen, bis eine ordentliche Wahl durch die Hauptversammlung der Feuerwehr Aichtal stattgefunden hat“, so Kurz.

Fraglich ist, ob Bader dann noch mehr Feuerwehrleute von einer Zusammenlegung der Abteilungen Grötzingen und Aich überzeugen kann. Die Fusion ist jedoch nötig, wenn ein neues Feuerwehrhaus an der L 1185 zwischen Aich und Grötzingen entstehen soll. Doch auch wenn beide Abteilungen ein neues Heim brauchen, ist Zusammenziehen für viele ein rotes Tuch.

Bereits im Mai hatte im Gemeinderat ein Experte davor gewarnt, eine „ortsgebundene und konservative Organisation“ wie die Feuerwehr gegen den Willen der Mitglieder zusammenzulegen. Nach seiner Abwahl kritisierte Bader, dass einigen Feuerwehrleuten Lokalpatriotismus wichtiger sei als der Schutz der Bevölkerung. Dass eine Zusammenlegung durchaus funktionieren kann, zeigt ein Blick nach Straubenhardt im Landkreis Calw. Im Mai dieses Jahres sind dort alle sechs Feuerwehrabteilungen friedlich unter ein Dach gezogen.

 

Delegation fährt nach Straubenhardt

Am Beispiel der Freiwilligen Feuerwehr Straubenhardt möchte man sich im Aichtal orientieren. Der 11 370 Einwohner zählenden Ort ist im Zuge der Gemeindereform in den 70er-Jahren aus verschiedenen Gemeinden erst entstanden. 2015 kam die Idee auf, die Feuerwehr-Abteilungen zu fusionieren. Die Idee kam dabei von den Feuerwehrleuten selbst. Vor allem auch deshalb, weil die bestehenden Gebäude nicht mehr den Anforderungen entsprachen.


Auch in Aichtal muss etwas passieren. In Grötzingen sind die Zustände im Gebäude katastrophal, in Aich wird der Platz knapp. Am Wochenende fährt Bürgermeister Sebastian Kurz mit einigen Gemeinderäten nach Straubenhardt, um sich anzuschauen, wie eine Fusion funktionieren kann. Die Entscheidung, ob das Feuerwehrhaus zwischen Aich und Grötzingen oder doch auf dem Spielplatz an der Harthäuser Straße in Grötzingen gebaut werden soll, wird der Gemeinderat am 20. Juli treffen. Bewusst vor der Wahl eines neuen Kommandanten. mk