Beim ersten Mal ist es „spannend, da weiß ich noch nicht, wie es geht.“ Beim zweiten Mal ist es „noch ein bisschen spannend, geht aber wesentlich flotter.“ Der dritte Akt ginge schnell und beim vierten Vorgang sei es ihm „schon langweilig.“ Interessant, wie Werner Abele den Gestaltungsprozess der „Flügel“ beschreibt, die seine Garten- und Windskulpturen zumindest im oberen Bereich in Bewegung bringen. Ob im gemäßigten und beruhigenden Tempo oder ungestüm und rasend schnell die Runden drehend - so unberechenbar die Kinetik, so standhaft sind die bis zu vier Meter hohen Skulpturen des Künstlers. Handfeste Wertarbeit von einem Profi. Werner Abele hat als ehemaliger Uhinger 1979 bei der Firma Allgaier seine Ausbildung zum Werkzeugmacher begonnen und blieb dem Unternehmen bis 1986 treu. Okay, fast. Denn in dieser Zeit widmete er sich einem weiteren Handwerk - gleichfalls fein und filigran in der Fertigung, ein sprichwörtlich schmuckes Endprodukt, das besonders die Frauen zum Strahlen bringt.
Vor einem Schmuckstand beim Stuttgarter Flohmarkt kam seine Affinität zu Kunst und schönen Dingen hoch, verrät der 59-jährige Künstler. Fortan fertigte er hobbymäßig Ketten und Broschen aus Edelsteinen und Edelmetallen - hatte sich sogar überlegt, eine Ausbildung als Gold- und Silberschmied zu machen, um anschließend einen eigenen Laden zu eröffnen. „Nur Ohrringe waren nicht so meins, da muss man ja zweimal das Gleiche machen“, verrät Werner Abele und macht deutlich: „Ich brauche immer eine Herausforderung, mich erneut anzustrengen.“ Nach zahlreichen Kreationen war infolge Hausbau, Nachwuchs und langsam aufkeimender Langeweile seine Ära als „Schmuckdesigner“ Geschichte.
Schon währenddessen bildete sich der umtriebige Schwabe zum Maschinenbautechniker weiter, setzte sein neues Wissen bei der Firma Traub in Reichenbach im Bereich Entwicklung und Konstruktion ein und ist seit 2000 bei der WMF zwischen „Design und Fertigung“ für die Umsetzung eigener Produktentwicklungen, wie unter anderem der „Twistfire“, zuständig.
Werner Abeles Domizil ist, wie er selbst, eine Wundertüte, die Staunen lässt. Zusätzlich zur Moderne sammelt er besondere Stücke aus der Schmiede seines Arbeitgebers, die bisweilen bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Ob Hutnadel, Schmuckstücke, Lampen oder Vasen aus Myra-Glas. Seine Intention dabei: „Ich bin kein Partymensch, schaue kein TV und Co., bin dafür lieber auf Auktionen oder durchforste stundenlang Antiquitätengeschäfte und Plattformen wie Ebay.“
Nie den geraden Weg gegangen, mäanderte Werner Abele zwischen selbstgefertigten Skulpturen aus Holz, Speckstein und blieb schließlich beim Edelmetall Kupfer hängen. Die Formensprache seiner Garten- und Windskulpturen erinnert an Jugendstil und Art déco und ist auf das Wesentliche konzentriert. Das Verwittern des Kupfers und die bewusst gewollte Patina gleichen sich harmonisch an die Farbigkeit der Natur an. Eine aktuelle formale Interpretation und Komposition seiner verwendeten Materialien, klar und ohne Schnickschnack, läuft für den Künstler in seiner „Auseinandersetzung mit dem Garten, der Landschaft und der Architektur des Umfeldes“ im Freien ab. Werner Abele sagt über sich: „Ich bin Bastler, die Kreativität muss raus.
Schon von Haus aus ein akribischer Tüftler, hat er sich in allem, was er anpackt, höchste Präzision auf die Fahnen geschrieben, „da kommt der Werkzeugmacher durch, da lernt man, aufs Tausendstel genau zu arbeiten.“ Bis zu 200 Stunden arbeitet er an einer Skulptur. Nach ersten Entwürfen auf Papier folgen via 3-D-CAD-Programm im Schnitt zwischen 80 und 100 Einzelteile. Die werden dann in seiner Werkstatt zu Musik von Zappa, Klassik und Jazz zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Sein Alleinstellungsmerkmal sieht Werner Abele in der Stabilität durch Zapfen in den Bohrungen und das Schraubfundament, das die Skulptur auch bei Windstärken bis zu 100 Kilometer nicht zum Wanken bringt.