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Beim Schulküchenbrand zählt jede Sekunde

Hauptübung In Jesingen stellten die Feuerwehrangehörigen nach einer dreijährigen Corona-Pause vor zahlreichen Schaulustigen ihr Können beim Retten und Löschen in der Lindachschule unter Beweis. Von Thomas Krytzner

Ein Szenario, wie man es sich lieber nicht vorstellen will: Während des Kochunterrichts einer Schulklasse der Lindachschule gerät aufgrund eines technischen Defektes an einem Elektrogerät die Küche in Brand. Das Feuer breitet sich rasch aus und verraucht das komplette Foyer und das Treppenhaus. Die Schulklasse, die sich in der Küche aufhielt, kann sich gemeinsam mit ihrer Lehrerin ins Freie an den Sammelplatz retten. Doch beim Durchzählen, stellt die Lehrerin mit Schrecken fest, dass ein Schüler fehlt. Geistesgegenwärtig löst die Lehrerin den Schulalarm aus und verständigt über die Notrufnummer 112 die Feuerwehr.

 

Es ist schön, der Bevölkerung ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.
Sören Schäfer
Abteilungskommandant der Feuerwehr Jesingen

 

Sören Schäfer, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Jesingen betonte bei der Hauptübung mit diesem Szenario: „Beim Absetzen des Notrufs ist es wichtig, dem Disponenten der Integrierten Leitstelle trotz Aufregung so viele Informationen wie möglich zu geben.“ Durch die Angaben der Lehrerin wusste der Disponent nun, dass die Alarmierung direkt „Brand 04 – Brand mit Menschenleben in Gefahr“ zu lauten hatte und dementsprechend ertönten kurz nach dem Notruf die Melder der Feuerwehrangehörigen sowie der Rettungskräfte.

Bald schon ertönten in Jesingen die ersten Martinshörner in den Straßen. Insgesamt brausten zwei Löschfahrzeuge, ein Tanklöschfahrzeug sowie die Drehleiter und der Einsatzleitwagen aus Kirchheim mit Blaulicht und Sirene aufs Schulgelände. Parallel dazu wurde auch ein Notfallkrankenwagen der DRK Bereitschaft Kirchheim alarmiert. Beim Eintreffen der Feuerwehr drang bereits Rauch aus dem Haupteingang sowie aus den Fenstern der Küche, der allerdings in diesem Übungsfall durch eine Nebelmaschine simuliert wurde.

Im ersten Obergeschoss der Schule machten sich zudem mehrere Personen bemerkbar, die nicht mehr aus dem Gebäude flüchten konnten. Die Lehrkraft schilderte dem eintreffenden Einsatzleiter, dass es in der Küche brennt und jetzt ein Schüler im Erdgeschoss vermisst wird. Nach der Erkundung der Einsatzstelle verteilte der Einsatzleiter die Aufgaben an die jeweiligen Fahrzeuge. Umgehend bereitete die Besatzung des Tanklöschfahrzeugs den Innenangriff zur Menschenrettung und Brandbekämpfung über den Haupteingang der Lindachschule vor. Die Drehleiter aus Kirchheim brachte sich auf der Ostseite in Stellung, um einen Teil der von Rauch und Feuer eingeschlossenen Personen aus dem Obergeschoss zu retten. „Wir arbeiten nach unserer Standardeinsatzregel ‚Brandeinsatz‘, da sitzt jeder Handgriff“, betonte Sören Schäfer.

So sicherte ein Wassertrupp beispielsweise die Wasserversorgung vom Hydranten, der Schlauchtrupp und Melder übernahmen die Rettung der eingeschlossenen Personen über eine tragbare Leiter auf der Westseite der Schule. Der Angriffstrupp rüstete sich mit Atemschutz aus und bekämpfte den Brand von außen. Glücklicherweise fanden die Feuerwehrangehörigen den schwer verletzten und bewusstlosen Schüler rasch im Küchenbereich und trugen ihn rasch nach draußen, wo die Rettungskräfte des DRK die Versorgung des „Patienten“ übernahmen. Auch die eingeschlossenen Personen im Obergeschoss konnten sicher und unverletzt über Steck- und Drehleiter gerettet werden.

Nachdem auch der Brand in der Küche gelöscht war, rückten Feuerwehrangehörige der Verrauchung mit einem Lüftungsgerät zu Leibe. Für den gelungenen Einsatz während der Hauptübung ernteten die Rettungskräfte viel Beifall. Abteilungskommandant Sören Schäfer zeigte sich zufrieden: „Dies war die erste Hauptübung der Kirchheimer Wehr nach drei Jahren Corona-Pause. Es ist befriedigend, der Bevölkerung mit solchen Übungen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.“ Und an die Zuschauer gewandt motivierte er: „Trauen Sie sich, einen Notruf über die Notrufnummer 112 abzusetzen, wenn sie bei sich oder beim Nachbarn eine gefährliche Situation entdecken – es zählt oft jede Sekunde.“