Eduard Schönmeier und Philipp Helmle müssen sich keine Sorgen machen. Die beiden Geschäftsführer der „LogBatt GmbH“ in Aichwald sind auf einem Wachstumsmarkt unterwegs. Der Firmenname ist Programm. „LogBatt“ steht als Abkürzung für „Logistik Batterie“, erklärt Schönmeier. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Geschäftskollegen Helmle hat der 33-jährige Elektrotechnikingenieur vor vier Jahren im Markt der wachsenden E-Mobilität eine Marktlücke entdeckt. Lithium-Ionen-Batterien werden zwar immer häufiger verarbeitet, ob in Elektroautos, E-Fahrrädern oder auch elektrisch betriebenen Geräten, doch was, wenn sie defekt werden, zum Warten oder zum Recyceln transportiert werden müssen? „Ohne Kiste keine Logistik“, bringt Schönmeier es auf den Punkt und erinnert sich daran, wie er Lithium-Ionen-Batterien bei einem Automobilhersteller in der Region entwickelte.
Patent für die Kiste
Waren sie defekt und mussten transportiert werden, sei das sehr aufwendig gewesen. Unter anderem wurde mit Trockeneis bis zu minus 70 Grad heruntergekühlt. Das sei aber für die Masse der Batterien nicht mehr zu stemmen. So entwickelten sie Kisten für die Batterien, um sie transportieren oder lagern zu können. Dafür brauchten sie eine Abnahme der Bundesanstalt für Materialforschung und Prüfung. Sie teste auf einem speziellen Gelände die Reaktion der Batterie. Unter anderem muss die Außentemperatur während eines Batteriebrandes stets unter 100 Grad Celsius bleiben.
Für die Kiste halten sie ein Patent. Schönmeier steht vor der größten in der Werkshalle. Sie ist rund drei Meter lang, mehr als zwei Meter breit und gut einen Meter hoch. Er öffnet eine der beiden Türen der Stahlkiste. In ihr können Batterien mit einem Gewicht bis etwa 1000 Kilogramm gelagert werden. Die kleinste aus Stahl ist für Batterien bis zu 80 Kilogramm geeignet. Zudem haben sie für den Transport defekter Lithium-Ionen-Batterien spezielle Edelstahlkisten entwickelt. Für die von E-Bikes oder für Bau- und Gartengeräte ist sie aus Kunststoff.
Sie bieten eine Gesamtlösung aus einer Hand an. Europaweit sei ihm kein anderer Anbieter bekannt, der unter anderem Transportbehälter stelle, Batterien verpacke und verlade und sie an jeden gewünschten Ort transportiere. Vier eigene 40-Tonner-Lkw haben sie dafür angeschafft. So können sie für ihre Kunden auch Gefahrguttransporte für kritisch defekte Batterien übernehmen, beispielsweise bei Rückrufaktionen oder Ausschussproduktionen.
Kobalt, Lithium, Mangan, Nickel und Eisen sind in den Batterien verarbeitet. „Dies sind alles Stoffe, die wertvoll sind. Da ist ein gutes Recycling wichtig“, meint Schönmeier. In speziellen Anlagen außerhalb Baden-Württembergs werden die Stoffe aus defekten oder kaputten Batterien so gut wie möglich zurückgewonnen.
Der Massenmarkt gehe erst richtig los. „Er wächst um 20 bis 30 Prozent und jeden Monat bekommen wir neue Kunden hinzu“, erklärt Schönmeier. Automobilhersteller, Zulieferer und Werkzeuganbieter wie Ford, Porsche, Daimler, BMW, Webasto, Stihl und DHL gehören zu ihren Kunden. Sie alle setzen mehr und mehr Lithium-Ionen-Batterien ein. Deshalb will LogBatt sich auch vergrößern und im Plochinger Industriegebiet in den Filswiesen ein neues Produktions- und Lagergebäude sowie einen Bürotrakt bauen. Ende Januar soll der Spatenstich auf dem 4000 Quadratmeter großen Gelände erfolgen. Bis Ende 2022 soll das insgesamt 1700 Quadratmeter große dreigeschossige Gebäude fertig gestellt werden. 3,5 Millionen Euro investieren sie dafür. Voraussichtlich fünf neue Mitarbeiter werden sie dann einstellen, darunter Disponenten, Projektleiter und Vertriebsfachleute für die Logistik. Schönmeiers Vision: spätestens 2030 Europas größter Logistiker für Lithium-Ionen-Batterien zu werden und Weltmarktführer für die Transport- und Lagerbehälter für defekte Batterien zu sein.